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Journalismus in Südosteuropa: Medienvertreter fordern einheitliche Standards

5. Juli 2007

Erstmals trafen sich in Zagreb Zeitungsverleger und führende Journalisten zum „SOE Media Forum“. Ihr einmütiger Appell: Südosteuropa braucht besser ausgebildete Journalisten und eine bessere journalistische Ausbildung.

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WAZ-Druckerei in BulgarienBild: dpa Zentralbild

Mit Nachrichten kann man kein Geschäft mehr machen, man bekommt sie heutzutage überall und umsonst – über Handy, im Internet, in kostenlosen Zeitungen, behauptet Bodo Hombach. Der Chef des deutschen Medienkonzerns WAZ glaubt, dass man in Zukunft nur Geld mit gut und sauber recherchierten, spannend geschriebenen Reportagen und Backgrounds machen wird. Aber gerade das, berichteten die Teilnehmer der Konferenz in Zagreb, finde man viel zu selten in Südosteuropa.

Unnütze Ausbildung?

Zum ersten „SOE Media Forum“, das gemeinsam von der Medienorganisation SEEMO, der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem deutschen Medienkonzern WAZ organisiert wurde, hatten sich Zeitungsverleger, führende Journalisten und Chefredakteure versammelt, um sich über Probleme und Entwicklungen in ihrer Region auszutauschen. Ivo Pukanic, Besitzer und Chefredakteur der kroatischen Wochenzeitschrift „Nacional“, beurteilt die Lage des Journalismus in der Region sehr kritisch: „Ich bin der Meinung, dass die heutigen Wege der journalistischen Ausbildung in Kroatien, aber auch in ganz Südosteuropa nicht den Zweck erfüllen, den sie erfüllen sollten. Ich glaube, dass sie falsch sind und dass sie einen Kader von Journalisten erzeugen, der – wenn sie in die Redaktionen kommen – komplett unnütz ist.“

Mehr Qualität, mehr Unabhängigkeit

Keine schmeichelnde, aber auch nicht die einzige Beurteilung solcher Art auf dem
ersten Südosteuropa Media Forum. Das hat auch den WAZ-Chef Hombach dazu gebracht, das bisherige Modell der Zusammenarbeit seines Konzerns mit den Partnern in der Region in Frage zu stellen. Hombach erklärte: „Ehrlich gesagt, habe ich den Eindruck, dass ein Teil unserer Philosophie für Südosteuropa keinen Bestand hat. In Deutschland können wir sagen - und das muss so bleiben - dass die Journalisten selbst, und insbesondere die Chefredakteure, die Verantwortung für Inhalt und Auswahl der Titel tragen. Hier wird es nicht ganz anders sein können, aber hier müssen wir stärker, als wir es in Deutschland tun, uns um Qualität, Ausbildung, um formale Richtigkeit und auch um etwas mehr politische Korrektheit bemühen, das heißt, vor allem um etwas mehr Unabhängigkeit.“

Bessere journalistische Ausbildung und mehr Qualitätskontrolle müssen her – das hat Bodo Hombach in Zagreb eingesehen. Und die WAZ Mediengruppe hat schon klare Vorstellungen, wie sie die Ausbildung der Journalisten in Südosteuropa gestalten will. Dazu sagte der WAZ-Geschäftsführer für Südosteuropa, Andreas Rudas: „Wir versuchen, auf drei Stufen aufzubauen. Die erste Stufe ist eine Grundausbildung vor Ort mit unserer Unterstützung, zweitens sollte es verstärkte, vertiefende Seminare außerhalb der einzelnen Länder geben und drittens ist zu überlegen, ob wir nicht eine Art Postgraduate-Ausbildungsform für Führungskräfte im Journalismus finden.“

„Pflicht zu objektiver Berichterstattung“

„Das war eine gute Konferenz“, sagte Rudas in seinem Schlusswor, „und man hatte das Gefühl, dass es dieses Mal keine Floskel war. Man hat konstruktiv kritisiert, man hat Erfahrungen ausgetauscht und man hat Vertreter verschiedener Seiten, die sonst nicht am selben Strang ziehen, an einem Tisch sitzen sehen. Und was am wichtigsten ist: Man hat den Zeitungsmachern wirklich abnehmen können, dass sie sich zu mehr Qualität in journalistischer Arbeit verpflichten wollen.“

Dazu sollte auch ein neuer Preis dienen, den die unabhängige Medienorganisation für Südosteuropa – SEEMO - zusammen mit der WAZ ab dem nächsten Südosteuropa Media Forum in Sofia verleihen will. Ausgezeichnet werden sollen gut recherchierte, investigative journalistische Beiträge, genau solche, die die Forderungen des kroatischen Präsidenten Stjepan Mesic erfüllen würden. Er hatte die Eröffnungsrede gehalten und diese Gelegenheit genutzt, um seine Kritik an den Medien zu äußern. Er bemängelte, dass Journalismus immer bunter, immer sensationalistischer und immer unseriöser werde. Der Appell des Präsidenten an die versammelten Journalisten: „Ihre Pflicht ist es, objektiv, hintergründig und fair zu berichten. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie die Demokratie bedrohen, die Sie mit aufgebaut haben.“

Dunja Dragojevic

DW-RADIO/Kroatisch, 29.6.2007, Fokus Ost-Südost