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Politik

"Sözcü"-Journalist unter Auflagen frei

8. November 2017

Nach mehr als fünf Monaten U-Haft wegen Terrorvorwürfen kommt ein Journalist der regierungskritischen Zeitung "Sözcu" in der Türkei auf freien Fuß. Es wurde allerdings eine Ausreisesperre gegen Gökmen Ulu verhängt.

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Turkey Oppositionszeitung "Sözcü"
Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Pitarakis

Insgesamt sind vier Mitarbeiter der Zeitung "Sözcu" der "Unterstützung" und der "Propaganda" für die in der Türkei als Terrororganisation verbotene Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen angeklagt. Diese wird in der Türkei für den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli 2016 verantwortlich gemacht. Der Zeitung wird vorgeworfen, vor dem Putschversuch öffentlich gemacht zu haben, in welchem Hotel der Küstenstadt Marmaris sich Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seiner Familie zum Urlaub aufhielt.

"Sözcü"-Mitarbeiter sprechen von unhaltbaren Vorwürfen

Jetzt wurde der Izmir-Korrespondent des säkularen Blattes, Gökmen Ulu, aus der Untersuchungshaft freigelassen, allerdings unter der Auflage, die Türkei nicht zu verlassen. Ulu  hatte zum Prozessbeginn am Dienstag die Vorwürfe, zur Bruderschaft Gülens zu gehören, als "grobe Verleumdung" zurückgewiesen. Zuden habe fast jeder in Marmaris gewusst, dass Erdogan in der Stadt Urlaub mache.

Die drei Mitangeklagten befinden sich nicht in Haft. "Sözcu"-Eigentümer Burak Akbay soll sich zurzeit nicht in der Türkei aufhalten. Onlinechefin Mediha Olgun und Finanzchefin Yonca Yücekaleli sind auch auf freiem Fuß. Akbay bezeichnete die Vorwürfe gegen sich und seine Mitarbeiter in einer Verteidigungsschrift als "Verschwörung". Die Anschuldigungen seien "konstruiert".

Pressefreiheit - Fremdwort für Erdogan?

Die von Akbay 2007 gegründete "Sözcü" ist eine der auflagenstärksten Zeitungen der Türkei. Sie versteht sich als strikt säkular und als Verfechter der Prinzipien von Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk.

Die Türkei ist eines der Länder auf der Welt, in denen die meisten Journalisten inhaftiert sind. Aktuell sind mehr als 160 Fälle bekannt, darunter deutsche Journalisten wie der Welt-Korrespondent Deniz Yücel und die Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolu. Viele Betroffene warten nach Monaten in U-Haft noch auf ihre Anklage. Derzeit laufen Prozesse gegen Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" sowie des Gülen-nahen Blatts "Zaman". Fast 150 Medien wurden seit dem gescheiterten Putsch geschlossen. Kritiker werfen Erdogan vor, die Pressefreiheit immer weiter zu beschneiden

qu/uh (dpa, dpa, rtre)