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JPMorgan ist 15 Milliarden Dollar weniger wert

12. Mai 2012

Der jüngste Handelsskandal kommt die größte US-Bank teuer zu stehen: JPMorgan Chase verlor an der New Yorker Börse 15 Milliarden Dollar an Marktwert. Auch bei den Ratingagenturen gerät der Riese ins Wanken.

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Ein Mann läuft entlang des Hauptsitzes von JP-Morgan in New York (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Aktien der Großbank verloren 9,3 Prozent und sanken auf 36,96 Dollar. Damit waren sie am Freitag der mit Abstand größte Verlierer an der Wall Street. Rund 212 Millionen JPMorgan-Aktien wechselten den Besitzer, so viel wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Der Dow-Jones-Index schloss zwar mit moderaten Verlusten von 0,3 Prozent, allerdings belasteten die Nachrichten den gesamten Banken-Sektor. Folgerichtig beendeten die Aktien von Citigroup, Goldman Sachs und Bank of America den Handel deutlich schwächer als der Gesamtmarkt.     

Zuvor hatte ein Verlust von zwei Milliarden Dollar (1,54 Milliarden Euro) durch riskante Handelsgeschäfte die Ratingagentur Fitch dazu veranlasst, die Bonität von JPMorgan herabzustufen. Das Ausmaß der Verluste sei zwar kontrollierbar, argumentierte Fitch, allerdings deute die Größe des Fehlbetrags auf einen Mangel an Liquidität hin. Zudem werfe der Fall Fragen zum Risikomanagement des Finanzhauses auf. Die Ratingfirma drohte der Großbank zugleich mit einer weiteren Absenkung der Bonitätseinstufung. Auch Standard & Poor's reagierte und senkte den Ausblick von JPMorgan auf "negativ".

JP Morgan verbrennt Geld

"Wir waren schlampig“

Das New Yorker Geldhaus seinen Milliardenverlust binnen sechs Wochen erwirtschaftet, weil die Investmentabteilung sich mit Kreditausfall-Versicherungen verzockte. Diese hochspekulativen Finanzprodukte standen auch im Mittelpunkt der Finanzkrise 2008, die JPMorgan ohne staatliche Hilfe bewältigen konnte.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon musste in einem Interview mit dem US-Sender NBC zahlreiche Fehler eingestehen: "Wir waren schlampig. Wir wissen, dass wir dumm waren. Wir wissen, dass es eine Fehleinschätzung gab", sagte er in der Sendung "Meet the Press", die am Sonntag ausgestrahlt werden soll. Ob die Bank gegen Gesetze oder Regeln verstoßen habe, konnte Dimon jedoch nicht sagen.         

Untersuchungen durch US-Börsenaufsicht

Möglicherweise könne der Verlust sogar noch um eine weitere Milliarde Dollar steigen, denn die Finanzwetten laufen weiter. Die Bank wolle nicht überhastet aus den Geschäften aussteigen und damit weit größere Verluste riskieren, erklärte der Bankchef. Für die verantwortlichen Sparten der Bank, Segment Coporate und Private Equity, sagte Dimon einen Verlust von 800 Millionen Dollar im laufenden Quartal voraus. In diesen Geschäftsfeldern hatte das Kreditinstitut ursprünglich auf einen Gewinn von 200 Millionen Dollar gehofft.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon (Foto:Reuters)
JPMorgan-Chef Jamie Dimon: "Wir wissen, dass wir dumm waren"Bild: Reuters

Einem Bericht der "New York Times" zufolge leitete die US-Börsenaufsicht SEC eine erste Untersuchung ein. SEC-Chairman Mary Schapiro sagte am Freitag vor der Presse: "Man kann durchaus sagen, dass die gesamten Aufseher darauf blicken." Auch die US-Notenbank Federal Reserve will sich näher über den Fall informieren.

Aus der Politik droht der Bank ebenfalls Ungemach: Der republikanische Senator Bob Corker, Mitglied im Bankenausschuss, will das Thema im Gremium zur Sprache bringen.

JPMorgan ist breit aufgestellt und das bestverdienende Kreditinstitut der Vereinigten Staaten. Im ersten Quartal lag der Gewinn bei unterm Strich 5,4 Milliarden Dollar.

GD/rb (dpa, dapd, afp, rtr)