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Jugend voller Hoffnung

8. April 2009

Guinea-Bissau gehört zu den sechs ärmsten Ländern der Welt. Viele Jugendliche haben keine Arbeit. Obwohl es im Augenblick nicht so aussieht, als ob sich die Lage bald bessern wird, geben die jungen Menschen nicht auf.

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Kinder (Foto: Jochen Faget)
Werden sie eines Tages zu den neuen Eliten Guiena-Bissaus?Bild: Jochen Faget

In der Jorge-Ampa-Cumbelero-Schule in Guineas Hauptstadt Bissau haben Schüler und Lehrer selbst die Trennwände in die Turnhalle eingezogen. Jetzt dient sie als Unterrichtsraum. Tausende von Jugendlichen werden hier fast rund um die Uhr unterrichtet. "Nachts haben wir gelegentlich Strom, um unterrichten zu können. Aber oft gibt es zwei, drei Tage keine Elektrizität. Dann gehen die Schüler wieder nach Hause, haben keinen Unterricht, obwohl sie doch ihre Schulgebühren bezahlen. Es ist hart, es ist schwierig", erklärt der junge Lehrer Etiene Djassi. Aus Platzmangel finden auch viele Unterrichtsstunden im Freien statt.

Kein Geld für Bildung

Etiene vor der Schule
Der Lehrer Etiene vor seiner SchuleBild: Jochen Faget

Das Schulsystem in Guinea-Bissau ist katastrophal. Auch wenn die Politiker immer wieder behaupten, wie wichtig Erziehung sei. Der Staat hat kein Geld, viele Schüler haben keine Bücher, keine Hefte, keine Stifte. Etiene, der Lehrer Mitte 30, verdient rund 50 Euro im Monat. Theoretisch zumindest, in der Praxis schuldet das Erziehungsministerium ihm drei Monatsgehälter. "Das Leben ist hart, aber ich werde nicht resignieren", sagt Etiene. "Wir müssen Mut haben, damit Guinea eine Zukunft hat. Wir dürfen nicht alle kapitulieren. Leider erleben wir jeden Tag, wie Politiker und Militärs, die an der Spitze des Landes stehen, unsere Heimat zu Grunde richten. Darum müssen wir, die Jungen, uns anstrengen, um später die Geschicke des Landes in die Hand zu nehmen." Das sei die beste Garantie für die Zukunft der Kinder, sagt der Lehrer. "Wir sind stolz auf unsere Heimat und hoffen, Guinea eines Tages zu verändern."

Junge Generation mit guter Ausbildung

Die neue Generation, die erste, nach der Unabhängigkeit Guinea-Bissaus im Jahre 1973 herangewachsene, will die Hoffnung nicht aufgeben. Auch wenn immer wieder Staatsstreiche, Militärputsche und Attentate das arme Land an der afrikanischen Westküste erschüttern. "Es gibt neue Kräfte, die auch besser ausgebildet sind und die sich für Verbesserungen einsetzen. Die Bevölkerung will Frieden, ein Ende der ständigen Unsicherheit. Sie will in Ruhe arbeiten und leben", sagt Franco Nulli, der Vertreter der EU-Kommission in Bissau.

Kampf für eine bessere Zukunft

Die 22jährige Straßenhändlerin Adulcina Costa zum Beispiel. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einem Slum am Stadtrand von Bissau. Wenn sie nicht gerade selbstgemachtes Eis, Kuchen oder geräucherten Fisch verkauft, tut sie alles, um sich weiterzubilden. Gerade hat sie einen Informatikkurs abgeschlossen, jetzt lernt sie Englisch. Adulcina will Agraringenieurin werden. Die ganze Familie spart, um ihr das Studium im Ausland zu finanzieren. Irgendwann, sagt Adulcina, wird sie genug Geld beisammen haben und mit etwas Glück vielleicht sogar ein Stipendium bekommen.

"Mein Traum ist es, nach dem Studium zurückzukommen und meinem Land zu helfen und bei seiner Entwicklung mitzuarbeiten", sagt sie. Und natürlich werde sie dann auch mehr Geld verdienen.

Andulcina glaubt fest an die Zukunft ihres Landes. "Aus meiner Generation werden andere Politiker hervorgehen als die, die wir jetzt haben. Die denken doch nur an sich. Wir Jugendlichen dagegen denken an das Wohl unseres Volkes."

Autor: Jochen Faget/Redaktion: Christine Harjes