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Weiter Kämpfe im Libanon

9. Mai 2008

Die Kämpfer der pro-iranischen Schiiten-Miliz Hisbollah haben mehrere Viertel im Zentrum von Beirut unter ihre Kontrolle gebracht. Die arabischen Staaten reagieren besorgt.

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Brennende Reifen, Quelle: AP
Schon in den vergangenen Tagen kam es zu Zusammenstößen in BeirutBild: AP

In der Nacht auf Freitag (09.05.2008) sind bei Kämpfen in Beirut mindestens zehn Menschen getötet worden. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben von Krankenhäusern verletzt. Zahlreiche Bewohner der Innenstadt flohen vor den Kämpfen in den christlichen Ostteil Beiruts, der von den Straßenkämpfen, die am Mittwoch begonnen hatten, bislang verschont blieb. Augenzeugen berichteten, im Stadtzentrum immer noch Gewehrfeuer zu hören.

An der Beiruter Residenz von Hariri schlug am Morgen eine Rakete ein. Das Geschoss habe die Mauer um das Gebäude im Westen der Stadt getroffen, hieß es aus dem Umfeld des Politikers. Es habe keine Opfer gegeben. Seit Beginn der Regierungskrise im Libanon, die nach dem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer 2006 begonnen hatte, warnen Beobachter vor einer Neuauflage des Bürgerkriegs, der 1990 nach 15 Jahren beendet wurde.

Drohungen der Hisbollah

Am Morgen hatten Hisbollah-Kämpfer das Büro von Hariris Zeitung "Al-Mustaqbal" mit Maschinengewehren und Granaten unter Beschuss genommen. Sie zogen nach Angaben der Journalisten erst ab, als Soldaten der libanesischen Armee eintrafen.

Der TV-Sender der Zukunftsbewegung habe am Morgen aufgehört zu senden, nachdem die Hisbollah gedroht habe, das Gebäude zu zerstören, sagte ein anderer Mitarbeiter des Hariri-Medienkonzerns.

Arabische Führer besorgt

Die Kämpfe haben auch die arabischen Staaten auf den Plan gerufen. Saudi-Arabien forderte laut Berichten arabischer Medien die Einberufung einer Sondersitzung der Arabischen Liga in Kairo. Nach Informationen arabischer Diplomaten soll das Herrscherhaus von Saudi-Arabien in den vergangenen Tagen auch schon geheime Gespräche mit dem Iran aufgenommen haben, der die schiitische Hisbollah im Libanon unterstützt.

Das saudische Herrscherhaus unterhält enge Beziehungen zu dem libanesischen Politiker Saad Hariri. Den Angaben zufolge soll Teheran den Saudis angeboten haben, sich für eine Beendigung der Krise zwischen dem pro-westlichen Hariri-Lager und der von der Hisbollah geführten Opposition einzusetzen. Im Gegenzug solle Saudi-Arabien seinen strategischen Partner USA davon überzeugen, den Iran wegen seines Atomprogramms nicht so stark unter Druck zu setzen.

Auswärtiges Amt warnt Deutsche

In Berlin wurde am Freitag darüber diskutiert, ob das Auswärtige Amt generell vor Reisen in den Libanon warnen soll. Evakuierungsaktionen sind bislang nach Auskunft der Botschaft nicht geplant. Vor der Eskalation der Gewalt am Donnerstagabend hatte die Bundesregierung lediglich von nicht erforderlichen Reisen in den Libanon abgeraten sowie die Deutschen, die schon im Land sind, aufgefordert, möglichst zu Hause oder im Hotel zu bleiben. (pb)