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Kämpfe vor den Toren Bagdads

4. April 2003

Der Angriff auf Bagdad ist offenbar in eine neue Phase eingetreten. Am Donnerstagabend gab es laut Medienberichten zum ersten Mal einen großflächigen Stromausfall. Auch der Flughafen Bagdads soll angegriffen worden sein.

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Stromausfall in Bagdad - ein Hotel erzeugt seinen eigenen Strom per GeneratorBild: AP

Vor dem erwarteten Kampf um Bagdad haben die US-geführten Truppen offenbar zu einem wichtigen Schlag ausgeholt. Nach bislang unbestätigten Medienberichten griffen die Alliierten am Donnerstagabend (3.4.2003) den internationalen Flughafen 30 Kilometer südwestlich von Bagdad an. Die Kämpfe dauerten in der Nacht an. Berichte über die Einnahme des Flughafens bestätigte das US-Militär zunächst nicht. Der Flugplatz wäre für eine Offensive in der Fünf-Millionen-Metropole von wesentlicher strategischer Bedeutung für die Nachschubsicherung.

In Bagdad gingen laut Berichten von Reportern vor Ort am Abend erstmals seit Kriegsbeginn nach einem Stromausfall nahezu alle Lichter aus. Es werde untersucht, was den Stromausfall ausgelöst haben könnte, sagte US-Generalstabschef Richard Myers in Washington. Die US-Streitkräfte hätten kein Kraftwerk ins Visier genommen.

Während die US-geführten Streitkräfte bis kurz vor Bagdad gerückt sind, hat der irakische Vize-Regierungschef Tarik Asis bekräftigt, dass die alliierten Truppen die irakische Hauptstadt niemals einnehmen könnten. Bagdad sei "sehr gut bewaffnet und sehr gut verteidigt", und wenn sich die Koalition der Stadt nähere, werde "der Krieg mit uns gigantisch und teuer", sagte Asis in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender RAI Uno.

Vorstoß in die "rote Zone"

USA Panzer bei Karbala
Ein US-Panzer in der Nähe der irakischen Stadt KerbelaBild: AP

Erste US-Einheiten stießen nach Informationen des US-Senders CNN am Donnerstag in die so genannte "rote Zone" um Bagdad vor. So wird der Bereich bezeichnet, in dem nach amerikanischer Einschätzung die Gefahr gegnerischer Chemiewaffenangriffe besteht. CNN berief sich dabei auf Angaben des amerikanischen Verteidigungsministeriums Pentagon.

US-Präsident George W. Bush sagte zu dem aktuellen Marsch auf Bagdad vor Soldaten in den USA: "Nachdem wir hunderte Meilen zurückgelegt haben, gehen wir nun die letzten 200 Meter." US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte Donnerstag in Washington, die US-Streitkräfte stünden "an der Türschwelle des irakischen Regimes". Die schwersten Kämpfe könnten aber noch bevorstehen.

Hubschrauber und Kampfjet abgeschossen

Black Hawk Hubschrauber
Ein Blackhawk-Hubschrauber (Archivbild) soll über dem Zentralirak abgeschossen worden seinBild: AP

Über dem Zentralirak bei Kerbela wurden nach Angaben des Pentagons ein US-Hubschrauber vom Typ Blackhawk und ein US-Kampfjet abgeschossen. Beim Abschuss des Helikopters seien sieben Soldaten ums Leben gekommen, berichtete CNN. Laut Verteidigungsministerium ist die Zahl der Opfer unklar. Das Pentagon prüft, ob der US-Kampfbomber möglicherweise von einer Patriot-Abwehrrakete - also durch Beschuss aus den eigenen Reihen - getroffen wurde.

Amerikaner und Briten setzen nach britischen Medienberichten inzwischen auch Streubomben im Irak ein. Wegen ihrer verheerenden Wirkung verlangen Menschenrechtsorganisationen seit langem deren Ächtung. Diese Waffen treffen nicht nur präzise Ziele, weshalb sie häufig Zivilisten verletzen oder töten. Streubomben bestehen aus einer großen Bombe, die bei der Explosion zahlreiche kleine Sprengsätze freisetzen, die auf große Gebiete niedergehen. Das US-Militär hat dies bislang nicht bestätigt, einen Einsatz dieser Bomben aber auch nicht ausgeschlossen.

NATO statt UN

Colin Powell bei der EU in Brüssel
Colin Powell bei der EU in BrüsselBild: AP

Die USA können sich eine friedenssichernde Rolle der NATO nach Ende des Krieges im Irak vorstellen. Diese Überlegungen präsentierte US-Außenminister Colin Powell am Donnerstag bei einem Treffen mit seinen NATO- und EU-Kollegen in Brüssel. Powell und NATO-Generalsekretär George Robertson sagten, dagegen habe es keinen Widerspruch gegeben. Doch Bundesaußenminister Joschka Fischer äußerte nach Angaben seines Sprechers Skepsis über einen Militäreinsatz der NATO. Umstritten bleibt die Aufgabe der Vereinten Nationen im Irak. (kap)

Hinweis:

Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.