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Erzbistum Köln legt Milliardenvermögen offen

18. Februar 2015

Jetzt ist es amtlich: Köln ist Deutschlands reichstes Bistum. Erstmals legt es sein Vermögen offen: Es sind Milliarden. Doch einige berühmte Kostbarkeiten werden in der Gewinn- und Verlustrechnung nicht berücksichtigt.

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Kölner bei Nacht Dom Skyline Hohenzollern Brücke Rhein Deutschland Köln (Foto: Fotolia/Noppasinw)
Bild: Fotolia/Noppasinw

Nun ist Schluss mit der Geheimniskrämerei: Über ein Vermögenswert von 3,35 Milliarden Euro verfügt das Erzbistum Köln bis Dezember 2013, und ist damit das größte und reichste Bistum in Deutschland und eines der bedeutendsten der katholischen Kirche überhaupt. Allein die Finanzanlagen, im wesentlichen Wertpapier- und Immobilienfonds, beliefen sich auf 2,4 Milliarden Euro. Sachanlagen, insbesondere Immobilien wie Schulen und Tagungshäuser, wurden mit 646 Millionen Euro bewertet. Hinzu kamen unter anderem Bankguthaben und Vorräte. Die Zahlen umfassen auch selbstständige Rechtsträger wie den Erzbischöflichen Stuhl, das Metropolitankapitel, das Priesterseminar und vom Erzbistum verwaltete Stiftungen. Auch der Dom selbst taucht in dieser Bilanz auf und überrascht. Ihm wird nur ein symbolischer Wert von 25 Euro zugesprochen, weil er keine Erträge abwirft, sondern im Gegenteil jedes Jahr Millionen an Unterhalt kostet. Auch nicht erfasst sind unverkäufliche Kunstschätze wie der Dreikönigsschrein im Kölner Dom.

Erstmals veröffentlichte Deutschlands mitgliederstärkste Diözese seine jährliche Gewinn- und Verlustrechnung -ähnlich wie die Jahresbilanz einer Aktiengesellschaft. Danach hatte der Haushalt 2013 ein Volumen von 811 Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss von gut 59 Millionen Euro, vor allem aufgrund der gestiegenen Kirchensteuer-Einnahmen, erklärte Finanzdirektor Hermann Josef Schon. Die Bilanz zeige, dass das Erzbistum zwar über viel Vermögen verfüge, dies aber weitgehend zweckgebunden sei, um langfristige Verpflichtungen zu decken. So würden hohe Rücklagen etwa zur Erhaltung der vielen denkmalgeschützten Kirchen und für die Pensionsrücklagen der rund 4.000 Bistumsbeschäftigten ausgewiesen.

Mehr Transparenz nach anhaltender Kritik

Seit dem Finanzskandal um den als luxuriös kritisierten neuen Limburger Bischofssitz für Franz-Peter Tebartz-van Elst legen immer mehr katholische Bistümer Rechenschaft über ihr Vermögen ab. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Diözesen derzeit noch große Unterschiede. Generalvikar Stefan Heße sagte, in Köln gewährleisteten viele Stellen, wie der von Experten besetzte Kirchensteuerrat, "dass so etwas wie in Limburg nicht geschieht". Das gesamte Geld komme den Menschen zugute. Das Milliardenvermögen sichere "die tägliche Arbeit in der Seelsorge und Caritas". Jeden Tag flössen rund zwei Millionen Euro in Kirchengemeinden, Caritas und Hilfseinrichtungen sowie in Projekte in Krisenregionen und Entwicklungsländern, erklärte Generalvikar Heße, der die Erzbischöfliche Verwaltung leitet. Damit sei das mitgliedsstärkste Bistum nicht nur für die rund zwei Millionen Katholiken da, "sondern sucht den Dienst an allen Menschen". Mit der Bilanzvorlage löse das Erzbistum sein Versprechen umfassender Transparenz bei den Finanzen ein. Finanzdirektor Schon betonte: "Wir wollen hier einen Standard setzen." Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer habe die Kölner Bilanz "nach den härtesten Kriterien" überprüft.

pab/sti (dpa, kna, afp)