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Kölsch-kubanische Zigarren

21. Februar 2011

Vom 21. bis zum 25. Februar trifft sich beim "Festival del Habano" auf Kuba die Raucher-Elite zum Zigarren-Gipfel. Wem das zu weit ist: eine ordentlich frisch gerollte Havanna kann man auch in Köln-Ehrenfeld paffen.

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Die kubanische Zigarrendreherin Maykelin Quintero posiert mit einer Zigarre. (Foto: Valeria Risi)
Köln statt Karibik: Die kubanische Zigarrendreherin Maykelin QuinteroBild: DW

Ehrenfeld ist eines der traditionsreichsten kölschen Viertel und gehört schon seit über 120 Jahren zur Stadt Köln. Heute zeichnet sich dieses Veedel durch seine multikulturelle Vielfalt aus. Neben türkischen, griechischen, italienischen oder chinesischen Lokalen gibt es hier seit 2005 auch eine kubanische Enklave: Die Zigarrenmanufaktur "La Galana".

Dieses Stückchen Karibik mitten in Köln ist der Künstleragentin Annette Meisl zu verdanken. Eine ihrer Mitarbeiterinnen ist die Kubanerin Maykelin Quintero. Sie erzählt DW-WORLD.DE, wie diese Idee zustande kam: "Annette hat eine Produktion mit Buena Vista Social Club gemacht und reiste mit dieser Gruppe nach Kuba. Einer der Musiker, der selbst Zigarren raucht, hat ihr die Idee gegeben, etwas in Deutschland zu gründen, das mit Zigarren zu tun hat und mit einem Café dazu, also etwas Besonderes. Sie war von der Idee begeistert, es hat geklappt und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg".

Zigarren und vieles mehr

Das kleine, sehr geschmackvoll eingerichtete Lokal befindet sich auf einer der belebtesten Strassen Ehrenfelds und zieht nicht nur Raucher an. "Wir bieten unserer Kundschaft auch die Möglichkeit, sich gemütlich hinzusetzen; in einem kubanischen Ambiente, eine kubanische Zigarre zu rauchen, einen kubanischen Rum oder einen kubanischen Kaffee zu trinken und dabei kubanischer Musik zuzuhören. Aber die gute kubanische Musik, die klassische kubanische Musik der klassischen 'Trovadores', 'Salseros' und 'Soneros'."

Annette Meisl, Gründerin und Geschäftsführerin der Zigarrenmanufaktur 'La Galana' in Köln kennt sich nicht nur mit hochwertigen Zigarren aus, sondern hat auch ein Faible für antike Sammlerobjekte, die thematisch perfekt zu ihrem Lokal passen. (Foto: Valeria Risi)
Zigarrenmanufaktur "La Galana": Chefin Meisl hat ein Faible für hochwertige Zigarren und antike SammlerobjekteBild: DW

Die Geschäftsfrau Annette Meisl hat ihr Angebot auf ein breitgefächertes Publikum zugeschnitten: Die Produktpreise reichen von 4,50 Euro für eine lose Zigarre bis zu 250 Euro für eine 25er Kiste "La Galana Torpedo", in einer Privatedition mit eigens für den Kunden kreiertem Schriftzug.

Die Magie des Tabaks

Ein Bauer in einem Tabakfeld in der Provinz Pinar del Rio auf Kuba (Foto: AP)
Tabakfeld statt Ehrenfeld: ein Bauer in der Provinz Pinar del Rio auf KubaBild: AP

Paradoxerweise entdeckte Maykelin Quintero, die eigentlich von Beruf Schauspielerin ist, die Kunst des Zigarrendrehens nicht etwa in ihrer kubanischen Heimat, sondern im fernen Deutschland. Mit Leidenschaft und Ehrfurcht spricht sie über das neu erlernte Kunsthandwerk: "Das Tabakblatt ist sehr empfindlich und man muss sehr liebevoll mit ihm umgehen, damit es einem nachgibt", sagt sie.

Das Besondere an einer Havanna ist, neben Geschmack und Aroma, sicherlich auch die komplexe Herstellung einer solchen Zigarre. "Also, das Tabakblatt an sich ist schon von Natur aus magisch. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass eine einzige Pflanze fünf verschiedene Blätter hat, die alle unterschiedlich aussehen, riechen und schmecken. Das ist unglaublich!", erzählt Quintero weiter.

Herstellung einer Havanna

Bei Zigarren gilt es, wie auch sonst im Leben, nicht nur auf Äußerlichkeiten zu achten und sich nicht vom schönen Schein blenden zu lassen. Das behauptet zumindest die junge kubanische Zigarrendreherin und gibt einen kurzen Einblick in den Herstellungsprozess einer Havanna: "Seca, Viso und Ligero, das sind die drei Blätter, die im Innern der Zigarre sind, was wir die 'tripa' nennen, das, was tatsächlich geraucht wird. Das Wichtigste ist das Ligero. Das ist das letzte Blatt, das eingeführt wird und der Zigarre ihren Geschmack verleiht."

Die kubanische Zigarrendreherin Maykelin Quintero prüft das Aroma eines Tabakblattes. Zigarrenmanufaktur 'La Galana' in Köln. (Foto: Valeria Risi)
Maykelin Quintero prüft das Aroma eines TabakblattesBild: DW

Authentisch und hochwertig

Die Kölner Manufaktur setzt auf höchste deutsche Qualitätsstandards, das Knowhow der kubanischen Dreherinnen und feinste Tabakblätter aus Nicaragua. Wenn man "La Galana" betritt, erahnt man etwas vom vermeintlichen Zauber einer Havanna, dem seit jeher Persönlichkeiten aus Politik und Kultur verfallen sind - von Winston Churchill, über Che Guevara bis hin zu Altkanzler Gerhard Schröder, um nur ein paar Namen zu nennen.

Eine echte Zigarre kann man nicht eben mal auf die Schnelle wegrauchen, schon gar nicht mehrere hintereinander und somit ist sie wohl nichts für Kettenraucher. Im Durchschnitt qualmt man eine Dreiviertelstunde an einer Havanna. Heutzutage erscheint ein so zeitaufwendiger Genuss fast wie eine Protestaktion. Vergleichbar etwa zu einem Gourmet, der ein anspruchsvolles Gericht einem Industriehamburger vorzieht. Abhängig von der Stimmung, in der man sich gerade befindet, kann man seine Havanna sehr wohl alleine, als auch in Gesellschaft genießen. Entscheidend ist für die kubanische Zigarrenrollerin das Ambiente: "Eine Zigarre herzustellen, bedeutet viel Arbeit und man sollte sie nicht vergeuden, indem man sie einfach so auf der Straße raucht. Es bedarf dafür einen besonderen Anlass, ein Moment und ein Warum."

Autorin: Valeria Risi

Redaktion: Sven Töniges