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König Otto als Underdog

Wim Abbink25. Juni 2004

Bühne frei für Otto "Rehhakles" und seine griechischen Fußball-"Götter": Kein Geringerer als Europameister Frankreich ist der Viertelfinalgegner des krassen Außenseiters aus Hellas.

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Fuchs Rehhagel:<br>Nichts zu verlierenBild: AP

"Die Franzosen haben die bester Spieler Europas in ihren Reihen. Schon deshalb sind sie natürlich favorisiert", erklärt Cheftrainer Otto Rehhagel vor dem K.o.-Spiel (18:45 Uhr UTC) im Lissaboner Stadion "José Alvalade" - jenem Stadion, in dem seine deutschen Landsleute gegen "Tschechien B" baden gingen. Aber er fügt sofort hinzu: "Wir haben nichts zu verlieren, nur alles zu gewinnen."

Die griechische Auswahl fiebert dem Duell mit der "Equipe Tricolore" förmlich entgegen. Die Voraussetzungen für Griechenland und Rehhagel sind ähnlich wie vor dem EM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Portugal (2:1) am 12.06.2004. Auch da waren die Schützlinge des deutschen Fußball-Lehrers krasser Außenseiter, entzauberten aber mit Ottos berühmter "kontrollierter Offensive" Luis Figo und Co. So ähnlich soll es gegen das französische Starensemble laufen. "Wir haben die Chance, für eine weitere Überraschung zu sorgen", meint der 65-Jährige, der auf den gesperrten Vrizas und wahrscheinlich auch Giannakopoulos (Wadenzerrung) verzichten muss.

Euphorie kontra Gelassenheit

Angelos Charisteas, der Stürmer vom deutschen Meister Werder Bremen, der mit seinem Ausgleich zum 1:1 gegen Spanien die Basis für den bisher größten Erfolg des hellenischen Fußballs legte, teilt den Optimismus seines Coaches: "Wir wollen dem großen Gegner auf Augenhöhe begegnen." Und die griechische Tageszeitung "To Fos" titelte: "Im Fußball stirbt die Hoffnung nie."

Euro 2004 Griechenland -Spanien Angelos Charisteas
Angelos Charisteas (Werder Bremen) erzielte gegen Spanien den AusgleichBild: AP

Während ganz Griechenland in Europhorie schwelgt und seinen Fußballhelden die Daumen drückt (zu Hause, da sämtliche Flüge Richtung Lissabon ausgebucht sind), bemühen sich die Franzosen um Gelassenheit. Doch gerade diese wurde durch Dissonanzen zwischen Trainer Jacques Santini und den Medien gestört, die die farblosen Vorrunden-Auftritte der "Equipe Tricolore" kritisierten.

"Erfolg, nicht Schönspielerei"

Noch allerdings gibt der Erfolg mit der Serie von 21 Spielen ohne Niederlage dem 52-jährigen Coach Recht. Dabei haben die französischen Asse durchaus Respekt vor der Rehhagel-Truppe. Sie wollen nicht den gleichen Fehler machen wie die Portugiesen im Eröffnungsspiel. "Für uns steht der Erfolg im Vordergrund, nicht die Schönspielerei", meint Arsenal-Star Robert Pires. Schade wär's ja. Aber Torjäger Tierry Henry glaubt, dass der Titelverteidiger dem Turnier immer noch "seinen Stempel aufdrücken" kann.

Thierry Henry - EM 2004 Portugal
Hat seine Ladehemmung überwunden: Thierry HenryBild: AP

Die heftige Kritik in den Medien an der Spielweise der Franzosen stößt im französischen Lager auf Unverständnis. Trainer Santini auf jeden Fall hat andere Sorgen. Nach dem Ausfall des Münchner Verteidigers Willy Sagnol wegen eines Armbruchs bangt er um den Einsatz von Patrick Vieira und William Gallas. Dadurch könnte Routinier Marcel Desailly wieder ins Team rücken. Weil die Abwehr ohnehin eine Schwachstelle der Blauen ist, bleibt Santi gegen die Griechen nur die Flucht nach vorn. Dazu aber müsste Zinedine Zidane sich steigern, der seinem Ruf als Superstar bisher nicht gerecht wurde. Aber es gibt auch noch den mittlerweile wieder aufgewachten Torjäger Tierry Henry von Arsenal. "King Henry" könnte "König Ottos" Traum von Halbfinale zerstören.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Frankreich: 16 Barthez - 15 Thuram (5 Gallas), 8 Desailly, 2 Boumsong, 3 Lizarazu - 6 Makelele, 18 Pedretti, 10 Zidane, 7 Pires - 20 Trezeguet, 12 Henry

Griechenland: 1 Nikopolidis - 2 Seitaridis, 5 Dellas, 19 Kapsis, 14 Fyssas - 23 Lakis, 20 Karagounis, 7 Zagorakis, 10 Tsiartas, 6 Basinas - 9 Charisteas

Schiedsrichter: Andres Frisk (Schweden)