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Fußball-Nachwuchs

Daniel Scheschkewitz27. September 2007

Bayern München bestimmt seit vielen Jahren das deutsche Fußballgeschehen. Das liegt nicht nur an dem millionenschweren Starensemble seiner Bundesligaprofis. Der Klub verfügt über eine exzellente Talentschmiede.

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Bayern-Stars von morgen?
Bayern-Stars von morgen? Bewohner des Jugendinternats mit Heimleiterin Gertrud WankeBild: DW/Daniel Scheschkewitz

Im Jugendhaus des FC Bayern an der Säbener Straße in München trainieren und wohnen die 15- bis 17-jährigen Nachwuchsspieler des Klubs, die schon übermorgen zur Fußball-Elite gehören sollen. Sie kommen von Eintracht Frankfurt, Hansa Rostock oder vom Lokalrivalen 1860 München. Dafür investiert der Verein pro Jahr einen Millionenbetrag.

Werner Kern leitet die Jugendabteilung des FC Bayern seit 1998. Seitdem produziert seine Fußballschule Talente am laufenden Band.

Wacht über den Nachwuchs: Jugendbereichsleiter Werner Kern
Wacht über den Nachwuchs: Jugendbereichsleiter Werner KernBild: DW/Daniel Scheschkewitz

"Den Straßenfußball gibt es heute so nicht mehr. Man hat erkannt, dass man in die Ausbildung investieren muss. Und die jüngsten Erfolge unserer Jugendnationalmannschaft beweisen, dass dies der richtige Weg ist", sagt Kern.

Pädagogische Betreuung inklusive

Grundlage der Talentauswahl ist ein gutes Scouting-System, bei dem Späher des Vereins die nationalen und internationalen Lehrgänge beobachten und die Talente in der Region unter die Lupe nehmen. Doch Fußball, findet Kern, darf in diesem Alter noch nicht alles sein.

Die zur Zeit zwölf im Internat untergebrachten Spieler, von denen Toni Kroos im September 2007 zum besten Spieler der U-17 Weltmeisterschaft gewählt wurde, bekommen nicht nur eine gute fußballerische Ausbildung auf Kosten des Vereins. Sie wohnen und essen auch im Jugendhaus. Und werden von elf ausgebildeten Lehrkräften neben dem Schulbesuch pädagogisch betreut.

"Viel fürs Leben gelernt"

Kam mit 16 ins Bayern-Internat: Kahn-Nachfolger in spe Michael Rensing
Kam mit 16 ins Bayern-Internat: Torhüter RensingBild: DW/Daniel Scheschkewitz

Trainiert wird in der Regel zweimal am Tag. Auf bis zu sieben Plätzen gleichzeitig. Zu denen, die es in den Profibereich geschafft haben, gehört Michael Rensing. Der auserkorene Kahn-Nachfolger im Tor der Bayern und vielfache Junioren-Nationalspieler blickt gern auf die im Jugendhaus verbrachte Zeit zurück. Mit 16 kam er aus dem fernen Emsland mit nur zwei Sporttaschen in München an.

"Ich habe gute Freunde dort kennen und viel fürs Leben gelernt. Dadurch dass ich schnell selbstständig werden musste, mich um Dinge kümmern musste, die sonst meine Eltern für mich erledigt haben. Ich glaube, dass man beim FC Bayern nicht nur auf dem Fußballplatz viel lernt, sondern dass auch die Persönlichkeit eines Jugendspielers hier schneller reift", beschreibt Rensing seine Erfahrungen.

Kein Mädchenbesuch

Zu den Stars von morgen wollen die Nachwuchskicker natürlich alle gehören. Fußball spielen können sie selbstverständlich auch. Doch neben dem Talent braucht man eine gehörige Menge Durchsetzungsvermögen und Disziplin.

"Es gibt feste Uhrzeiten, zu denen sie im Hause sein müssen. Es gibt Uhrzeiten, zu denen Besucher das Haus verlassen müssen. Es ist hier zum Beispiel absolut verboten, Mädchenbesuch zu empfangen", verrät Heimleiterin Gertrud Warnke ein paar Grundregeln.

Nur Taschengeld und Kost und Logis

Einer aus der Bayern-Schule: Bastian Schweinsteiger
Einer aus der Bayern-Schule: Bastian SchweinsteigerBild: picture-alliance/ dpa

Keiner der Jugendhausbewohner ist unter 15. Doch im Sommer machte eine Pressemeldung Schlagzeilen, wonach der FC Bayern einen 13-Jährigen aus Peru verpflichtet habe.

"Unsere Geschichte wurde von den Medien ausgeschlachtet. In Wirklichkeit verhielt es sich so, dass es einen Arzt in Peru gab, der seinem Sohn ein Jahr die Chance geben wollte, sich bei einem sehr guten Verein fußballerisch ausbilden zu lassen, um zu sehen, wie viel Talent er hat", rückt Werner Kern den Vorgang ins rechte Licht.

Jetzt gehe der Junge jeden Tag von 8 bis 16 Uhr auf die Internationale Schule in München. Der Schwerpunkt liege also eindeutig auf der schulischen Ausbildung.

Geld sei keines geflossen, sagt Kern, überhaupt zahle der Verein den Junioren im Internat nur Taschengeld und Kost und Logis. Die Chance, von den hochprofessionellen Trainern in einem Umfeld, in dem die großen fußballerischen Vorbilder ständig präsent sind, zu lernen, müsse den Nachwuchstalenten Ansporn genug sein.

Bei Michael Rensing, ging die Saat auf; andere werden es nicht schaffen. Doch die gezielte Nachwuchsförderung ist für Spieler wie Vereine eine Chance, in die es sich zu investieren lohnt.