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Kalter Krieg auf TV-Rossija

Benjamin Bidder10. April 2007

Das russische Staatsfernsehen nutzt die Krise in der Ukraine für einen Propagandafeldzug wie zu Sowjetzeiten. Und wie immer an allem schuld: Die Amerikaner und deren Erfüllungsgehilfe, die NATO.

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Bild: DW

Der Grundtenor: Die USA haben die "Orangene Revolution" 2004 angestachelt, um ihren Herrschaftsbereich auszuweiten – jetzt treiben sie mit ihrem Geld die Ukraine in Spaltung und Bürgerkrieg.

Vaterland in Gefahr

Schaut man abends in Moskau Fernsehen, wähnt man sich im Krieg. Sonntagabends, zur besten Sendezeit um 20 Uhr, lässt das russische Staatsfernsehen Truppen aufmarschieren, rücken Panzer vor. Sie stehen schon hinter Kiew – das Vaterland in Gefahr. Denn an seinen Grenzen treibt eine dunkle Macht ihr Unwesen, gebietet der Feind über schier unerschöpfliche finanzielle Mittel. Und wie immer kommt alles Böse aus dem Westen.

Der russische Staatssender TV Rossija spielt Szenarien durch, welche Entwicklungen die Staatskrise in der Ukraine nehmen könnte. Verblüffendes Ergebnis: stets endet die Ukraine als geteiltes Land im Bürgerkrieg. Der Grund ist, natürlich, Amerika und die NATO. Erst, so der Unterton von Berichten wie diesem, hat Amerika mit Hilfe großer Summen Finanzströme 2004 den Umsturz in Kiew angezettelt. Jetzt, wo Washington merkt, dass sich die Marionette Wiktor Juschtschenko nicht an der Regierung halten kann, treiben die USA die Ukraine in den Bürgerkrieg. Frei nach dem Motto: Wenn wir schon nicht die ganze Ukraine unter unsere Kontrolle bekommen, dann wenigstens einen Teil.

Westliche Ohren gegen russische Logik

In westlichen Ohren klingt das absurd. Folgt man dagegen der russischen Logik, dann ist die Ukraine nur eines der vielen Schlachtfelder, auf denen sich die USA ihren Einfluss sichern wollen, mit allen Mitteln. Die "Revolutionen" in Georgien, Kirgisien und der Ukraine: nichts anderes als mit Geld, viel Geld gekaufte Regimewechsel, von den Amerikanern betrieben, um auch im post-sowjetischen Raum Fuß zu fassen. Das amerikanische Imperium wächst. Das Imperium will mehr. Und das Imperium hat Angst vor einem wieder erstarkenden Russland – es setzt sich deshalb überall an den russischen Grenzen fest, um Mütterchen Russland zu piesacken, so lautet die Botschaft. Und der Propagandafeldzug der kremltreuen Fernsehsender erreicht jedes russische Wohnzimmer.