Kambodscha: Abschied von König Sihanuk
Die Einäscherung des Leichnams stellt den Höhepunkt der Abschiedszeremonien dar. Hunderttausende Kambodschaner waren dazu in die Hauptstadt Phnom Penh gereist, um ihrem ehemaligen König die letzte Ehre zu erweisen.
Letzte Reise durch die Straßen von Phnom Penh
In der kambodschanischen Hauptstadt Kambodscha wird an diesem Montag (04.02.) der einbalsamierte Leichnam des verstorbenen Königs Norodom Sihanuk eingeäschert. Es ist der Höhepunkt der mehrtägigen Trauerzeremonien, bei der hinduistische, buddhistische und animistische Traditionen miteinander verbunden werden. Bereits am Freitag wurde Sihanouks Körper in einer Sänfte durch die Straßen getragen.
Leitfigur vor allem für die Älteren
Hunderttausende nahmen an den Trauerfeierlichkeiten teil, aus dem ganzen Land waren Menschen nach Phnom Penh gekommen, um Sihanuk die letzte Ehre zu erweisen. Auch wenn die Politik des Monarchen umstritten und widersprüchlich war, wird er von vielen Kambodschanern, vor allem von den älteren Generationen, verehrt. König Sihanuk war am 15. Oktober 2012 im Alter von 89 Jahren gestorben.
Trauerflor und Tränen
Der kambodschanische König Norodom Sihamoni weint um seinen Vater, als dessen Leichnam am Freitag (01.02.) vom Königspalast zum Krematorium überführt wird. Der Sarg war über das Wochenende in einem 50 Meter hohen goldenen Pavillon unter freiem Himmel aufgebahrt. Gemeinsam mit seiner Mutter hatte König Sihamoni die ersten Holzscheite angezündet.
König von Vichys Gnaden
Norodom Sihanuk hatte in seiner Jugend französische Schulen in Saigon und Paris besucht. Mit 18 Jahren bestieg er 1941 den Thron in Phnom Penh. Eingesetzt wurde er vom französischen Vichy-Regime, das von den Nazis unterstützt wurde. Die damaligen Kolonialherren Kambodschas hielten den jungen Mann für naiv und manipulierbar – und hatten ihn damit schwer unterschätzt.
Geschickter Taktierer
Denn nach Ende des Zweiten Weltkrieges lavierte der junge König geschickt zwischen den Siegermächten hin und her. Er arrangierte sich zunächst mit der neuen französischen Regierung unter de Gaulle, nutzte aber die Wirren des Ersten Indochinakrieges, um im November 1953 die Unabhängigkeit seines Landes auszurufen. Mit Paraden feiern die Kambodschaner seither am 9.11. ihren Unabhängigkeitstag.
Asiatisches Waterloo
Anfang der 1950er Jahre führte Vietnam einen Guerillakrieg mit Frankreich – das daher politisch und militärisch geschwächt war. Die Vietminh, die unter anderem auch von kambodschanischen Widerstandskämpfern unterstützt wurden, fügten den Franzosen in der Schlacht von Dien Bien Phu 1954 eine vernichtende Niederlage zu und beendeten so faktisch die französische Kolonialzeit in Asien.
Vom König zum Premier
Als König nur eine repräsentative Figur zu sein reichte Norodom Sihanuk jedoch nicht aus. Er wollte eine aktivere Rolle in der Politik seines Landes übernehmen. Deshalb dankte er zugunsten seines Vaters Norodom Suramarit ab und ließ sich 1955 – wohl nicht nur mit fairen Mitteln – selbst zum ersten Premierminister Kambodschas wählen. 15 Jahre lang regierte er das Land daraufhin praktisch allein.
Sturz über den Vietnamkrieg
In dieser Zeit verstand Norodom Sihanuk es, Kambodscha weitgehend aus den blutigen Konflikten seiner Nachbarstaaten herauszuhalten. Doch 1970 wurde er vom US-hörigen General Lon Nol aus dem Amt geputscht. Auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges wollten die USA unterbinden, dass der Vietcong Teile Kambodschas als Transportweg und Rückzugsgebiet nutzte.
Verhängnisvolle Allianz
Sihanuk floh nach China ins Exil. Seine Anhänger führten gemeinsam mit den bis dahin bedeutungslosen kommunistischen Roten Khmer einen erbitterten Bürgerkrieg gegen die Regierung. 1975 nahmen die Roten Khmer Phnom Penh ein und boten Sihanuk den Posten des Ministerpräsidenten an. Sihanuk (hier 2.v.r. mit Ehefrau (li.) und wichtigen Führern der Roten Khmer) willigte ein.
Schreckensherrschaft
Doch Sihanuk musste miterleben, welches Terrorregime die Roten Khmer in Kambodscha errichteten. 1976 wurde er wegen öffentlicher Kritik an den Machthabern abgesetzt und im Königspalast unter Hausarrest gestellt. Während der folgenden Schreckensherrschaft unter Pol Pot wurden über 1,7 Millionen Menschen getötet. Auch 14 von Sihanuks Kindern und Enkeln kamen während dieser Zeit um.
Rückkehr auf den Thron
1979 marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein und setzten dem Khmer-Regime ein Ende. Sihanuk ging erneut nach China ins Exil und kämpfte von dort aus gegen die vietnamesische Besatzung. 1982 gründete er eine Exilregierung, mit der er 1991 den Rückzug Vietnams aus Kambodscha aushandelte. Noch im selben Jahr kehrte er nach Phnom Penh zurück, wo er 1993 erneut zum König gekrönt wurde.
Abdankung aus Altersgründen
Doch Norodom Sihanuk hatte seit seiner Rückkehr auf dem Thron immer wieder mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Mehrfach flog er nach China, um sich dort behandeln zu lassen. Von zwei Schlaganfällen, Diabetes und Darmkrebs gezeichnet, dankte der Monarch schließlich 2004 zugunsten seines Sohnes Norodom Sihamoni ab.