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Kameruner Deutschlehrerverband (KDV)

In keinem Land Afrikas lernen so viele Menschen Deutsch wie in Kamerun. Das bringt viele Herausforderungen für die Deutschlehrenden mit sich. Der Kameruner Deutschlehrerverband versucht, sie zu unterstützen.

Alexis Ngatcha unterrichtet und spricht schon so lange Deutsch, dass er sogar manchmal auf Deutsch träumt. Er ist seit 30 Jahren Didaktik-Professor für Deutsch als Fremdsprache und bildet jedes Jahr um die 140 Deutschlehrer aus. Außerdem ist er Dozent am Goethe-Institut Kamerun.

Deutsche Welle: Herr Ngatcha, Sie haben an der Universität in Hamburg promoviert und später auch dort habilitiert, haben also einige Zeit in Deutschland verbracht. Gibt es etwas, das Sie besonders vermissen?

Alexis Ngatcha: Ja, was ich oft vermisse, ist die Atmosphäre in den netten Kneipen. Lacht. Auch habe ich viele Freunde in Deutschland, in Saarbrücken, in Hamburg, in Bielefeld. Mit denen habe ich oft etwas unternommen, und das vermisse ich oft sehr.

Haben Sie denn die Möglichkeit, Ihre Sehnsucht nach Deutschland manchmal zu stillen?

Ja, 2011 hatte ich für ein Semester eine Gastprofessur an der Universität Bielefeld. Und 2014 war ich im Rahmen einer Kooperation zwischen meiner Universität und der Universität Bielefeld wieder dort. Und im Jahr 2017 werde ich für ein Semester einen Lehrstuhl in Bielefeld innehaben.

Sie sind also ein Wanderprofessor ...

Lacht. Ja, kann man so sagen.

Aber kommen wir mal auf Kamerun zu sprechen, das Land mit den meisten Deutschlernerinnen und Deutschlernern in ganz Afrika. Wie kommt es dazu, dass jeder fünfte Schüler bei Ihnen Deutsch lernt?

Es gibt unterschiedliche Motivationen. Zunächst einmal gibt es eine historische und emotionale Verbindung zwischen Kamerun und Deutschland. Kamerun war früher eine deutsche Kolonie. Und was die Deutschen in Kamerun geleistet haben, ist hier in positiver Erinnerung geblieben. Ich denke, diese positive Einstellung zu Deutschland, bringt viele Eltern dazu, ihre Kinder zum Deutschlernen zu motivieren.

Aber es gibt natürlich auch andere Motivationen. Viele Kameruner wollen ein Studium in Deutschland aufnehmen. Und natürlich bestehen seit einigen Jahren auch Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland. Ich denke, diese Punkte zusammengenommen animieren viele junge Leute, Deutsch zu lernen.

Das klingt ja zunächst einmal nach tollen Bedingungen für Sie als Deutschlehrende. Aber bringen die hohen Schülerzahlen auch Probleme mit sich?

Kamerunischer Deutschlehrerverband
Mitglieder des kamerunischen Deutschlehrerverbandsnull Privat

Ja, vor allem was die Betreuung von großen Klassen betrifft. Hier in der Hauptstadt gibt es Klassen mit 160 Schülern. Das ist eine sehr große Herausforderung für die Lehrer. Wenn man nicht weiß, wie man Großgruppen betreut, dann kann das in eine Minikatastrophe ausarten.

Ja, eine ganz schön große Minikatastrophe. Wie kommt es dazu, dass es so große Klassen gibt?

Das liegt daran, dass die Nachfrage für Deutsch sehr groß ist und viele junge Leute nach der achten Klasse das Fach Deutsch wählen. Gleichzeitig fehlen die Lehrer. Der Staat will nun mehr Lehrer ausbilden, um die Schüler besser zu betreuen.

Und wo setzen Sie angesichts dieser Situation als Verband an?

Wir versuchen, den Lehrern ein Instrumentarium an die Hand zu geben, sodass sie diese großen Klassen bewältigen können. Nicht jeder weiß, wie man mit Großgruppen umgeht. In unseren Fortbildungen setzen wir deshalb gerade auf diesen Aspekt einen Akzent.

Und gibt es bestimmte Veranstaltungen, die Sie als Verband organisieren?

Ja, jedes Jahr gibt es anlässlich des Jugendtages am Goethe-Institut eine Veranstaltung, an der die besten Schüler eigene Texte auf Deutsch präsentieren. Es ist jedes Jahr ein sehr, sehr großes Ereignis, an dem viele Schüler teilnehmen.

Besonders schön für uns als Verband war unsere erste Deutschlehrertagung, die wir im April organisiert haben. Das war das wichtigste Ereignis im Leben des Verbandes. Die Verbandsmitglieder konnten sich dann im Rahmen von Vorträgen aus Deutschland und aus Kamerun über verschiedene Aspekte des Unterrichts informieren.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Der Kameruner Deutschlehrerverband (KDV) wurde 1994 gegründet. Der Verband hat rund 200 Mitglieder und wird vom Goethe-Institut, von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, der Botschaft der Schweiz und sowie dem österreichischen Bildungsministerium begleitet und unterstützt.
 

Vorstandsgremium:

  • Prof. Dr. Alexis Ngatcha (Vorsitzender)
  • Daniel Kolomeni (Stellvretretender Vorsitzender)
  • Raphäel Nguedia (Generalsekretär)
  • Thèrese Aboon (Vize-Generalsekretärin)
  • Delphine Ngoufack (Schatzmeisterin)
  • Dannie Laurence Nkamwa (Kassenprüferin)
  • Willy Chuisseu (PR-Beauftragter)
  • Kosga (Beauftragter für Weiterbildung)
  • Cyrille Akoa Ambasa (Berater)
  • Victor Toche (Berater)
     

IDV-Kontaktperson:

Alexis Ngatcha; angatcha2002 [at] yahoo.fr