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Kampfhubschrauber greifen Bagdad an

5. April 2004

Inmitten schwerer Kämpfe zwischen militanten Schiiten und US-Soldaten in Bagdad haben zwei US-Kampfhubschrauber ein Viertel in Iraks Hauptstadt beschossen. Die Kämpfe forderten auf beiden Seiten viele Opfer.

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Anti-amerikanische Proteste in BagdadBild: AP

Die Konfrontation zwischen den Anhängern des radikalen irakischen Predigers Muktada el Sadr und der amerikanischen Besatzungsmacht im Irak hat am Montag (5.4.2004) weitere Opfer gefordert. Im Bagdader Stadtteil El Schuala starben nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira fünf Menschen, als amerikanische Kampfhubschrauber vom Typ Apache ein Büro der schiitischen Bewegung unter Beschuss nahmen. Innerhalb von 24 Stunden starben im Irak außerdem zwölf US-Soldaten.

Bei Straßenkämpfen zwischen El-Sadr-Anhängern und US-Truppen kamen am Sonntagabend laut US-Armee acht amerikanische Soldaten ums Leben. Die Angaben über die Zahl der irakischen Opfer waren zum Teil widersprüchlich. El Dschasira zählte in einem Krankenhaus 15 Tote. Ein Vertrauter von Muktada el Sadr sprach von mehr als 50 Opfern. Am Sonntag waren in Nadschaf bei ähnlichen Zusammenstößen bereits mindestens 20 Iraker sowie ein Soldat aus El Salvador gestorben. Zwölf Soldaten aus El Salvador und ein Amerikaner wurden verletzt.

Angriff

Milizionäre von Sadr hätten versucht, Polizei- und Regierungsgebäude zu besetzen und unter ihre Kontrolle zu bringen, teilte die US-Armee am Sonntagabend mit. Die Milizionäre hätten die US-geführten Truppen und irakische Sicherheitskräfte mit Schusswaffen und Granaten angegriffen. Die Sicherheit in Bagdad sei aber "wieder hergestellt worden".

Die Proteste richteten sich gegen die Festnahme des Sadr-Stellvertreters Mustafa el Jaakubi im Zusammenhang mit der Ermordung eines anderen islamistischen Predigers. Die Schiiten protestieren zudem seit Tagen dagegen, dass die Besatzungsmächte Sadrs Zeitung "El Hausa" geschlossen haben. Seit Sonntagnachmittag lieferten sich US-Soldaten und bewaffnete Demonstranten im schiitischen Armenviertel Sadr-City Schusswechsel; Milizionäre von Sadr besetzten insgesamt drei Polizeistationen. Im El-Dachel-Viertel von Sadr-City wurde ein US-Militärfahrzeug vom Typ Humvee zerstört und in Brand gesetzt. Die US-Armee blockierte den Haupteingang von Sadr-City mit drei Panzern und sieben Humvees.

Schüsse in die Menge


Zu den voran gegangenen blutigen Ausschreitungen in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf kam es, als aufgebrachte Schiiten spanische Soldaten angriffen, die daraufhin das Feuer auf die Menge eröffneten. Mindestens 20 Iraker wurden erschossen, vier Soldaten starben, 150 Personen wurden verletzt.

Augenzeugen erklärten, die Demonstranten seien auf den Stützpunkt der Koalitionstruppen bei Nadschaf zumarschiert. Einige hätten mit Steinen geworfen und versucht, in den Stützpunkt einzudringen.

Nadschaf ist ein Zentrum der Schiiten. In dem nahe gelegenen Stützpunkt sind Soldaten aus Spanien, El Salvador und anderen Staaten mit spanischer Landessprache stationiert. US-Truppen riegelten Nadschaft am Montag komplett ab.

Auf der Verbindungsstraße zwischen Nadschaf, das rund 160 Kilometer südlich von Bagdad liegt, und der benachbarten Stadt Kufa waren laut Berichten von Augenzeugen über eine Stunde lang Explosionen und Schüsse zu hören. Hubschrauber und Kampfflugzeuge der US-Armee flogen über den Ort.

Diskussionen in den USA

US-Zivilverwalter Paul Bremer soll angesichts eskalierender Gewalt im Irak den US-Senat über die Chancen einer Machtübergabe an die Iraker zum 30. Juni informieren. Wie die "New York Times" berichtete, verlangt der Vorsitzende der Außenpolitischen Ausschusses des Senats, Richard Lugar Antworten auf zentrale Fragen zur inneren Sicherheit im Irak. Der Republikaner Lugar hatte am Sonntag im US-Sender ABC gemeint, möglicherweise sei dieser Termin verfrüht. Bremer werde Anfang der Woche in Washington erwartet.

Der demokratische Senator Joseph Biden befürchtet, dass die Iraker auf lange Sicht nicht in der Lage seien, die innere Sicherheit ihres Landes übernehmen zu können. Es müsse etwas geschehen oder es drohe ein schrecklicher Bürgerkrieg, sagte Biden am Sonntag dem US-Sender Fox News. Das Weiße Haus will am Zeitplan für die Übergabe der Souveränität festhalten. (sams/mas)