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Kanzlerin will Buchmesse "ohne Tabus"

14. Oktober 2009

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse alle Besucher aufgefordert, dem Gastland China mit "großer Neugier" zu begegnen. Der Ehrengast müsse sich aber auch kritischen Fragen stellen.

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Buch über China auf der Buchmesse 2009 (Foto: AP)
Wirbel um Partnerland ChinaBild: AP

Seit mehr als 30 Jahren lädt die Frankfurter Buchmesse Länder und Regionen zu einer Präsentation ihrer Literatur ein. Dieser Auftritt wird seit 1988 von dem geladenen Land selbst inhaltlich verantwortet und finanziert. Eben deshalb hat es immer dann Diskussionen über diese Länderschwerpunkte gegeben, wenn die freie Meinungsäußerung im Ehrengastland keine Selbstverständlichkeit ist. Im laufenden Jahr wurde und wird nun besonders lebhaft diskutiert, denn das Gastland der Buchmesse 2009 heißt China. Und die Zensurbehörde selbst hat den Länderschwerpunkt ausgerichtet.

Merkel: "Auch kritische Stimmen sollen zu Wort kommen"

Bundeskanzlerin Merkel bei ihrer Eröffnungsrede (Foto: AP)
Bundeskanzlerin Angela Merkel rief in ihrer Eröffnungsrede zu einer offenen Diskussion aufBild: AP

Mit großer Ernsthaftigkeit ist diese Frankfurter Buchmesse am Dienstagabend (13.10.2009) offiziell eröffnet worden. Und in keinem Beitrag der deutschen Festredner fehlte ein Appell zum respektvollen Dialog und zur Achtung der Meinungsfreiheit. Dass China Gastland dieser Messe ist, sei wunderbar, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Festakt zur Eröffnung, an dem neben chinesischen Schriftstellern auch Chinas Vizepräsident Xi Jinping teilnahm. „China hat die Bühne der Frankfurter Buchmesse natürlich in dem vollen Bewusstsein betreten, dass hier abwägende, sowohl lobende als auch kritische Stimmen zu Wort kommen und zu Wort kommen sollen“, erklärte die Kanzlerin in ihrer Eröffnungsrede.

Sie sei sich aber sicher, dass es in der Diskussion keine Tabus geben wird. „Das ist nämlich der Kern von Meinungsfreiheit, für die kein Genre der Kultur so sehr steht wie die Literatur - die Belletristik, die Poesie und die Lyrik.“ Die Kanzlerin, die in der DDR groß geworden ist, erinnerte an das „großartige freiheitliche Potential“ von Büchern. Eben weil sie kein Gut wie jedes andere seien, werde die Bundesregierung an der Buchpreisbindung und am ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Bücher festhalten.

Digitalisierung "zentrale Herausforderung" für die Branche

Weil die Vielfalt und Verfügbarkeit von Büchern keineswegs aufgegeben werden dürfe, sicherte sie auch zu, sich für den weltweiten Schutz von Urheberrechten im Internet einzusetzen. „Wir wollen gerade wegen des Drucks, unter dem das Buch heute steht, eine breite Vielfalt und Verfügbarkeit des Angebots gedruckter Bücher“, sagte Merkel. Auch in einer weit ausgebauten digitalisierten Welt müsse die Verlags- und Buchhandelsgesellschaft ihren festen Platz haben.

Chinas Vizepräsident Xi Jinping und Hessens Ministerpräsident Roland Koch auf der Buchmesse (Foto: AP)
Chinas Vizepräsident Xi Jinping ließ sich von Hessens Ministerpräsident Roland Koch über die Messe führenBild: AP

Gottfried Honnefelder, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bezeichnete die Digitalisierung als zentrale Herausforderung der Buchbranche. Die Frage laute, wie man mit digitalen Inhalten Geld verdiene könne. Noch allerdings verdienen Buchhandel und Verlage tatsächlich Geld mit gedruckten Büchern. Bis zum Oktober ist der Umsatz in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr sogar um 2,8 Prozent gewachsen - trotz Wirtschaftskrise und trotz Konkurrenz durch das Internet. „Offensichtlich hat das Buch seinen festen Ort“, resümierte Honnefelder. „Bücherwelt und digitale Welt verdrängen einander nicht, sondern ergänzen sich zu wechselseitiger Verstärkung.“

Die Frankfurter Buchmesse ist der größte Lesesaal der Welt mit über 400.000 Büchern aus 100 Ländern. Nach dem Start am Mittwoch öffnet sie ihre Pforten zunächst für Fachbesucher, am Samstag und Sonntag hat dann das allgemeine Lesepublikum Zutritt.

Autorin: Silke Bartlick
Redaktion: Frank Wörner