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Karikatur bringt Marokkos Presse in Bedrängnis

23. Oktober 2009

In Marokko wurden gerade mehrere Zeitungen verboten, deren Chefredakteure sowie einige Journalisten angeklagt. Einer der Vorwürfe: Durch eine Karikatur sei die Ehre der königlichen Familie verletzt worden.

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Karikatur in der Zeitung Akhbar Alyaum
Viel Wirbel um die Karikatur von Prinz Moulay Ismail

Im September 2009 wurde die unabhängige Tageszeitung AKHBAR ALYAUM verboten. Seitdem dürfen ihre Mitarbeiter nicht mehr an ihre Arbeitsplätze. Grund dafür ist eine Karikatur, die den Cousin des marokkanischen Königs, Prinz Moulay Ismail, zeigt. Mit Sonnenbrille und in einen traditionellen Anzug gekleidet sitzt er auf einer Sänfte - vor dem roten Hintergrund der marokkanischen Flagge. Die Zeitung veröffentlichte die Zeichnung anlässlich seiner Hochzeit mit einer deutschen Muslimin. Der Zeitung wurde daraufhin mangelnder Respekt gegenüber dem Prinzen sowie die Missachtung der marokkanischen Flagge vorgeworfen.

Verhaftungswelle von Journalisten

Gefängnisstrafen für Journalisten
Mundtot gemacht - Journalisten hinter Gittern

Doch auch andere Medien bekamen den neuen, harten Kurs der Regierung gegen die Presse zu spüren: Am 15. Oktober dieses Jahres wurden drei Journalisten der wöchentlichen Zeitung ALMISCHAAL zu jeweils drei Monaten Haft verurteilt. Ihr Chefredakteur Idriss Sahtan bekam sogar ein Jahr Haft. Die Anklage lautete, man habe mit Absicht falsche Informationen und Behauptungen verbreitet. Hintergrund sind Meldungen der Zeitung vom August, denen zufolge König Mohammed VI. krank sei. Ali Anouzla, Chefredakteur eines weiteren Blattes - der Zeitung ALJARIDA ALOULA - musste sich am 21. Oktober vor Gericht zu den gleichen Vorwürfen verantworten. Bei dieser Vielzahl von Anklagen und Verurteilungen stellt sich die Frage: Handelt es sich bei den Sanktionen gegen Zeitungen und Journalisten um Einzelfälle oder um eine generelle Einschränkung der Pressefreiheit?

Verletzung der Pressefreiheit?

Hochzeit von Prinz Moulay ismail (Foto: Service Photo Palais Royal)
Großes Medienereignis: Hochzeit des marokkanischen Prinzen Moulay Ismail mit einer deutschen MusliminBild: SERVICE PHOTO PALAIS ROYAL

In einem Gespräch mit der Deutschen Welle erklärte der Vorsitzende des Journalistenverbands in Marokko, Youness Moujahid, bei den Verurteilungen und Verhaftungen handele es sich nicht um einen Rückschlag für die Pressefreihiet in Marokko. Die betroffenen Zeitungen hätten auf unkonventionelle und teilweise lächerliche Art das private Leben des Königs und seiner Familie behandelt. "Das heißt nicht, dass in Marokko die Monarchie und der König sachlich nicht kritisiert werden dürfen, sondern dass die königliche Familie es nicht erlaubt, dass sie in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht und verspottet wird", so Moujahid.

Das sieht Tawfiq Bouachrin, Chefredakteur der Zeitung AKHBAR ALYAWM, die die Karrikaturen über den Prinzen veröffentlichte, anders. "Es gibt heftige Angriffe gegen unabhängige Zeitungen, die den Mut haben, Tabuthemen zu behandeln. Wir sagen nicht, dass wir über dem Gesetz stehen wollen. Aber wir verlangen, dass das Gesetz und die Pressefreiheit in Marokko respektiert werden." Hinter der Karikatur habe sich keine böse Absicht verborgen. Außerdem habe man sich gleich entschuldigt, als klar wurde, dass die Karikatur missverstanden wurde.

Unabhängige Zeitungen unerwünscht

Auch die Journalistin Ilham Jamil, die ebenfalls für AKHBAR ALYAUM arbeitet, sagte der Deutschen Welle, dass es sich bei den Verhaftungen und dem Einstellen von Zeitungen nicht um Einzelfälle handele. "Unabhängige Zeitungen werden in Marokko absichtlich bestraft. Der Beweis dafür ist, dass gegen regierungstreue Zeitungen solche Maßnahmen nicht getroffen wurden." Die rechtswidrigen Maßnahmen verursachten Angst bei den Journalisten und sie hätten zu Recht Sorge um die Pressefreiheit in ihrem Land.

Kritik am König erlaubt?

Marokkos König Mohammed VI. (Foto: AP)
Ist sein Privatleben für die Presse Tabu? König Mohammed VI.Bild: AP

Die Vorwürfe gegen die Zeitungen variieren. Aber eine Sache ist bei allen gleich: Sie haben in der ein oder anderen Form über König Mohammed VI. oder seine Familie berichtet. Da stellt sich die Frage: Ist Kritik an der königlichen Familie in Marokko erlaubt?

Youness Moujahid vom marokkanischen Journalistenverband glaubt ja. Zumindest, solange es sich um respektvolle und sachliche Kritik an der Monarchie handele. Sobald es aber um das Privatleben der Königsfamilie gehe, sei Kritik Tabu, vor allem wenn sie die Königsfamilie ins Lächerliche ziehe. "Ich glaube, die Regierung hat durch ihren harten Umgang mit manchen Zeitungen signalisiert, dass sie dazu derzeit noch nicht bereit ist", so der Vorsitzende des marokkanischen Journalistenverbanes.

Autor: Hicham Driouich

Redaktion: Katrin Ogunsade