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Karl-Theodor Paschke: Forderung des US-Außenministers "völlig überzogen und nicht gerechtfertigt"

12. Januar 2005

Früherer UN-Generalinspekteur stellt sich vor UN-Generalsekretär Kofi Annan – Interview mit DW-WORLD.DE

https://p.dw.com/p/6753


Der frühere UN-Generalinspekteur Karl-Theodor Paschke hat Äußerungen des US-Außenministers Colin Powell zurückgewiesen, wonach UN-Generalsekretär Kofi Annan und der Weltsicherheitsrat für das Missmanagement beim humanitären Irak-Programm "Öl for Food" verantwortlich seien. Annan habe "seine Aufsichtspflicht nicht verletzt", sagte Paschke in einem Interview mit DW-WORLD.DE, dem Internet-Angebot der Deutschen Welle. Den in diesem Zusammenhang von zahlreichen US-Politikern geforderten Rücktritt des UN-Generalsekretärs bezeichnete er als "eine völlig überzogene und auch nicht gerechtfertigte Forderung". Paschke war von 1994 bis 1999 Generalinspekteur der UN und unter anderem für die Finanzkontrolle der Organisation zuständig.


Das 1996 von den UN gestartete Programm "Oil for Food" legte Ausnahmen vom Ölembargo fest, das die Vereinten Nationen nach der irakischen Invasion in Kuwait 1990 verhängt hatten. Dem Bericht eines UN-Untersuchungsausschusses zufolge war es dabei zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten gekommen. Den Verlust beziffern Experten auf mehrere Millionen US-Dollar. Paschke befürwortete es, aus diesem Missmanagement personelle Konsequenzen zu ziehen. Verantwortung dafür habe ein UN-Untergeneralsekretär getragen. Der pensionierte Ex-Diplomat räumte ein, dass sich die UNO weiterhin schwer mit dem Controlling tue. "Viele UN-Manager fühlen sich für die substanzielle Umsetzung von bestimmten Projekten verantwortlich, sie denken aber wenig darüber nach und verspüren kaum Verpflichtungen, was die dabei einzusetzenden Mittel angeht", fügte Paschke gegenüber DW-WORLD.DE hinzu. Die Managementqualitäten mancher Programm-Verantwortlichen seien auch heute noch häufig unterentwickelt.

12. Januar 2005
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