1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Karneval rund ums Kondom

17. Februar 2004
https://p.dw.com/p/4gYK

Konservative Kirchenleute haben es nicht leicht mit dem Karneval in Rio. Seit jeher eilt dem riesigen Spektakel am Zuckerhut der Ruf der sexuellen Anspielungen und Freizügigkeiten voraus. Und den Karnevalisten in Brasilien fällt immer wieder etwas Neues ein, um die katholische Amtskirche zu provozieren und sich selbst in die Schlagzeilen zu bringen.

Im vergangenen Jahr war es die Idee eines bewaffneten Jesus-Darstellers, die Rios Kardinal Eusébio Scheid erzürnte. Sein Protest hatte Erfolg. Jetzt forderte er erneut, die Gerichte und Behörden sollten "die ein oder andere unansehnliche und inakzeptable Szene verbieten". Andernfalls werde der Karneval von Rio "weltweit an Ansehen verlieren".

Stein des Anstoßes ist der Auftritt der Sambaschule "Grande Rio" unter dem Motto: "Ziehen wir das Kondom an, meine Liebe." Geplant sind Wagen, auf denen riesige Figuren in Liebesstellungen aus dem indischen Klassiker "Kamasutra" gezeigt werden, ebenso Adam und Eva beim Liebesakt im Paradies. Die prächtigen Kostüme der Fahnenträgerin und des Zeremonienmeisters, die den Reigen der 4000 Tänzerinnen und Tänzer anführen werden, bestehen ausschließlich aus Kondomen.

"Wir zeigen die uralte Geschichte des Präservativs, um die Menschen jeden Alters daran zu erinnern, dass sie sich in Freiheit vergnügen sollen, aber sich dabei vor der Gefahr einer Seuche schützen, die Millionen Opfer fordert", sagte Joãosinho Trinta, der Direktor von "Grande Rio". Und mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: "Unsere Inszenierung ist politisch korrekt, denn sie flankiert die Anti-Aids-Kampagne der Regierung."