1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Zünglein an der Waage?

Andreas Ziemons9. Juni 2008

In den 1990er Jahren waren die Rumänen bei fast allen großen Turnieren dabei. 1994 schafften sie es sogar ins Viertelfinale der WM. Nach acht Jahren Pause sind sie nun auf der großen Fußballbühne zurück.

https://p.dw.com/p/DwJJ
Kanarienvögel im Haifischbecken?Bild: AP

In Österreich und der Schweiz sind die Rumänen zum vierten Mal bei einer Europameisterschafts-Endrunde dabei. Im Jahr 2000, bei der EM in Belgien und den Niederlanden, hieß einer ihrer Vorrundengegner Deutschland. Beim Spiel in Lüttich zeigten die Rumänen der deutschen Nationalmannschaft schon früh die Grenzen auf. Moldovan traf schon nach fünf Minuten. Zwar konnte Mehmet Scholl für die Deutschen noch zum 1:1 Entstand ausgleichen, trotzdem ließ Rumänien die deutsche Mannschaft hinter sich und schied erst im Viertelfinale gegen Italien aus.

Es war der größte Erfolg der Rumänen bei einer EM. Die beiden vorherigen Teilnahmen waren weniger erfolgreich. 1984 und 1996 war bereits in der Vorrunde Endstation. Rumänien wurde beide Male Gruppenletzter. Ein Szenario, das den Karpaten-Kickern auch in Österreich und der Schweiz wieder blühen könnte. In der wahlweise als Hammer- oder auch Todesgruppe bezeichneten Gruppe C bleibt ihnen nur die Rolle als Außenseiter. Zu stark werden die Vorrundengegner aus Italien, Frankreich und den Niederlanden eingeschätzt.

Starkes Kollektiv und Einzelkönner

Chivu und Mutu
Cristian Chivu und Adrian MutuBild: AP

"Wir haben eine harte Gruppe und viel Arbeit vor uns", sagt der rumänische Stürmer Ciprian Marica, der sein Geld beim VfB Stuttgart in der Bundesliga verdient. Trotzdem glaubten er und seine Mitspieler an sich. Man wolle zeigen, dass Rumänien besser und besser wird. "Wir haben ein starkes Kollektiv und glauben an unsere Chance." Aus diesem starken Kollektiv aus alten und jungen Spielern ragt Christian Chivu heraus. Der Abwehrspieler von Inter Mailand macht demnächst sein 50. Länderspiel für die Rumänen und ist vor allem für die jungen Spieler wie Ciprian Marica eine wichtige Größe.

"Christi ist ein guter Spieler. Er unterstützt uns und ist ein wichtiger Spieler in unserer Mannschaft“, erläutert Ciprian Marica Chivus Bedeutung für das Team. "Er spielt im Top-Level, in einem großen Verein.“ Chivu sei der Beweis, dass auch die jungen rumänischen Spieler es mit harter Arbeit ganz nach oben schaffen könnten. Ebenso wichtig ist Stürmer Adrian Mutu vom AC Florenz, mit sechs Treffern der erfolgreichste Torschütze der Rumänen während der Qualifikation.

Offensives Spiel dank Trainer mit Stürmervergangenheit

Bogdan Marica
Ciprian Marica (VfB Stuttgart und Rumänien)Bild: pa / dpa

Überhaupt bewiesen die Rumänen in der Qualifikation, dass sie wissen, wo das Tor steht: Sie erzielten 26 Treffer in 12 Partien und belegten am Ende Platz 1 ihrer Gruppe, noch vor den Niederländern, auf die sie auch in Österreich und der Schweiz wieder treffen werden. Die rumänische Mannschaft steht für schnellen und kreativen Offensivfußball. Kein Wunder, schließlich war Trainer Victor Piturca früher selbst Stürmer. In 175 Spielen in Rumäniens erster Liga erzielte er sagenhafte 137 Tore. Trotzdem ist er in Europa ein Unbekannter. Nicht mehr lange, glaubt sein Spieler Ciprian Marica. "Victor Piturca hat uns zur Euro gebracht", sagt Marica. "Vielleicht kennt ihn jetzt noch keiner, aber sie werden ihn nach dieser Saison kennen. Das ist sicher."

Die Torjäger-Vergangenheit Piturcas spiegelt sich auch in der Taktik wider, die er seinen Spielern vorgibt. Vom Verteidiger bis zur vordersten Spitze weiß jeder Akteur etwas mit dem Ball anzufangen, und so kann auch von jeder Position ein Angriff eingeleitet werden.

Angreifen muss auch das Motto der Rumänen bei der EM heißen. Zu verlieren haben sie in ihrer schweren Gruppe nichts und können höchstens für eine Überraschung sorgen. Die Rumänen haben diese Rolle als Zünglein an der Waage angenommen. Sie werden versuchen die Chance, die sie gegen Frankreich, Italien und die Niederlande eigentlich nicht haben, auf jeden Fall zu nutzen.