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Doppelkarrierepaare in der Wissenschaft

18. Mai 2009

Wenn ein lukrativer Job an einer Uni winkt, dann folgt der Mann diesem Ruf - und die Frau kommt mit. Der Mann macht Karriere, die Frau hütet die Kinder. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute wollen beide Karriere machen.

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Laborkolben (Foto: AP)

Für immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spielen gute Karrierechancen des Partners eine Rolle bei der Wahl des Arbeitsplatzes. Will eine Universität also eine Spitzenkraft für ihren Standort gewinnen, dann sollte sie auch dem Partner oder der Partnerin einiges bieten. Und weil die Unis das erkannt haben, gibt es mittlerweile an allen großen Hochschulen "Dual Career Services" zur Förderung von sogenannten Doppelkarrierepaaren. Mit diesem Thema hat sich jetzt auch ein Symposium an der Technischen Universität Braunschweig befasst. Im Gespräch mit DW-WORLD.DE erläutert Organisatorin Brigitte Doetsch, wie Doppelkarrierepaare in Deutschland gefördert werden.


DW-WORLD.DE: Warum sind Dual Career Services im Moment so ein Thema?

Brigitte Doetsch: Die Hochschulen haben erkannt, dass es auf die Köpfe ankommt für Forschung und Lehre – und insbesondere auch im internationalen Wettbewerb. Und mit einer guten Personalrekrutierung geht einher, dass man sich dem Thema "Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft" widmet. Auch im wissenschaftlichen Bereich gilt: Man will die Work-Life-Balance herstellen, und dazu gehört auch die Förderung von Doppelkarrierepaaren. Man weiß, dass in Deutschland statistisch circa 15 bis 20 Prozent aller berufstätigen Paare Doppelkarrierepaare sind. Das bezieht sich nicht nur auf die Wissenschaft. Aber auch in der Wissenschaft ist interessant festzustellen, dass hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft sehr erfolgreiche Partner oder Partnerin in der gleichen Disziplin haben.

Was muss man den beiden bieten, was muss abgedeckt sein bei diesen Dual Career Services?

Den Service für Doppelkarrierepaare sehe ich in zwei Bereichen, die natürlich miteinander kommunizieren: Das eine ist ein klassischer Service, der Beratung und Begleitung bietet. Wie sieht es aus mit der Kinderbetreuung und mit Schulen, wie findet man die angemessene Wohnung oder ein Haus, wie ist die Lebenssituation an dem neuen Hochschulstandort, und wie kann auch die Partnerin oder der Partner eine Stelle finden, um Karriere zu machen?

Und wenn man davon ausgeht, dass eine Karriere nur auf einer ordentlichen Stelle erfolgen kann, dann müssen wir uns auch fragen: Wie können wir diesen Partnerinnen und Partnern eine solche Stelle vermitteln oder anbieten?

Sie haben jetzt ein Symposium darüber abgehalten, wie die Förderungspraxis von Doppelkarrierepaaren konkret aussehen kann. Woran hapert es denn noch?

Wir haben in dem Symposium die für uns entscheidenden Fragen gestellt: Was kann so einen Service wirklich ausmachen? Und vor allen Dingen - wie kommen wir denn an die Stellen heran? In einer Zeit von Mittelkürzungen und Wirtschaftskrise sind die Stellen, die man anbieten kann, natürlich nicht gesät. Es muss zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt mit einem ganz bestimmten Profil eine ganz bestimmte Stelle angeboten werden, und das ist sehr schwierig. Deshalb versuchen auch viele Hochschulen, sich in der Region in Netzwerken mit Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen zu tun und dort sozusagen Stellen auszutauschen.

Heißt das, der Serviceteil dieses Dual Career Systems funktioniert schon ganz gut, und am Karrierepart hapert es noch ein bisschen?

Der Servicebereich ist deshalb gut abzudecken, weil man vergleichbare Services grundsätzlich an einer gut organisierten Hochschule hat, etwa ein Familienbüro oder eine Karriereberatung. Aber die Schwierigkeit ist, eine Stelle in der Region zu finden, die für die Partnerin oder den Partner jeweils passt.

Ein Thema des Symposiums war auch die Qualitätssicherung.

Wir haben gefragt: Wie kann gewährleistet sein, dass wir nicht wie früher Stellen "verklüngeln"? In den 1950er-Jahren kam der Professor an die Hochschule und sagte: "Ich habe da aber auch noch eine Frau…" Dann wurde für diese irgendwoher eine Stelle geschaffen, unabhängig davon, wie die Partnerin qualifiziert war und ob die Stelle überhaupt nötig war. Heute wollen wir dieses Thema offensiv angehen und müssen auch über Qualitätssicherung sprechen. Wir müssen ein System entwickeln, um die Qualität, die Exzellenz der Partnerin oder des Partners, für eine Stelle zu identifizieren. Und das müssen wir ganz transparent machen, damit dieses Thema nicht in eine Nische gerät.


Das Gespräch führte Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld