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Karsai ergreift die Initiative

24. Februar 2002

Der afghanische Ministerpräsident Hamid Karsai ist auf der Suche nach Verbündeten. Sowohl mit dem Iran als auch mit den USA sucht er intensiven Zusammenhalt.

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Bemüht um Ordnung in Afghanistan: Hamid KarsaiBild: AP

Der afghanische Interimspremier Hamid Karsai hat auf seiner Reise in den Iran (24.2.) in einem Atemzug die USA und Iran als Freunde Afghanistans bezeichnet. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem iranischen Präsidenten Mohammed Chatami sagte Karsai in Teheran: "Iran ist für Afghanistan ein Freund und Bruder, und wir wünschen, dass alle unsere Freunde eine Rolle bei der Zukunft unseres Landes spielen. Das schließt Iran ebenso wie die USA ein." Zuvor hatten die USA dem Iran vorgeworfen, er gewähre fliehenden El-Kaida- und Talibanmitgliedern Unterschlupf und schicke Kommandos von Moslemextremisten nach Afghanistan, um die Interimsregierung zu schwächen. Iran hat die Beschuldigungen wiederholt zurückgewiesen. Als wichtigstes Gesprächsthema des von mehreren Ministern begleiteten Regierungschefs gilt das Problem der zwei Millionen afghanischen Flüchtlinge in Iran. Die Teheraner Regierung sagte dem Interimspräsidenten aus Afghanistan zudem Finanzhilfen für den Wiederaufbau zu. Karsai sandte zugleich eine Mahnung an alle rivalisierenden Kriegsherrren in Afghanistan, die das Land destabilisieren wollen. Er werde mit aller Härte und der Hilfe der internationalen Soldaten einschließlich der USA gegen sie vorgehen, sagte Karsai.

Kritische Lage in Afghanistan

Die USA zeigten sich zuvor über die sich verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan besorgt. Man überlege, durch die Entsendung von Militärberatern in kritischen Regionen dem Unwesen der Kriegsherren ein Ende zu bereiten, sagte der US- Sonderbotschafter Zalmay Khalilzad am Sonntag in Kabul. Amerikanische Spezialeinheiten könnten eingesetzt werden, um potenzielle Konfliktherde im Keim zu ersticken. In den Provinzen Paktia und Wardak war es in letzter Zeit zu Machtkämpfen rivalisierender Warlords gekommen. In Kabul wurde zudem der Verkehrsminister erschlagen, die internationalen Friedenstruppen (ISAF) kamen zwei Mal unter Beschuss.

Neue Hinweise zu Osama bin Laden

Die amerikanische Regierung ist sich nach einem Bericht der "New York Times" mittlerweile sicher, dass der gesuchte El-Kaida-Anführer Osama bin Laden lebt und sich an der afghanischen Grenze zu Pakistan versteckt hält. Es gebe "neue, wenngleich vage Hinweise" darauf, dass der Terroristenführer die US- Angriffe auf das Felshöhlenversteck Tora Bora überlebt habe, meldete das Blatt am Sonntag unter Berufung auf hochrangige amerikanische Regierungsbeamte. In der Vergangenheit war spekuliert worden, Bin Laden sei bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen, einer Nierenerkrankung erlegen oder nach Iran oder in den Jemen geflohen.
An der Jagd nach geflohenen Kämpfern von Bin Ladens Netzwerk El Kaida sind seit Wochen auch deutsche Soldaten beteiligt. Zwischen 80 und 100 Spezialkräfte des Sonderkommandos KSK befinden sich nach Informationen der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung' an der Seite von amerikanischen und britischen Soldaten im Kampfeinsatz in Afghanistan. Das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigte den Einsatz von Spezialkräften, wollte sich zu Einzelheiten aber nicht äußern.