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Karsai will mit Taliban-Führung verhandeln

31. Januar 2010

Der afghanische Präsident Karsai hat seinen Willen zu Friedensverhandlungen mit den Taliban bekräftigt. Dazu soll ein Rat für Frieden und Versöhnung gegründet werden. Die Taliban lehnen Verhandlungen jedoch bislang ab.

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Der afghanische Präsident Hamid Karzai reicht die Hände zur Versöhnung (Foto: AP)
Der afghanische Präsident Hamid Karzai reicht die Hände zur VersöhnungBild: AP

Drei Tage nach der Afghanistan-Konferenz in London hat der afghanische Präsident Hamid Karsai seinen Willen zu Gesprächen mit der Taliban-Führung bekräftigt. Er wolle möglichst ranghohen Vertretern der Aufständischen die Hand reichen, um Frieden und Sicherheit nach Afghanistan zu bringen, sagte Karsai am Sonntag (31.01.2010) in der Hauptstadt Kabul. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass dies nur für jene Taliban gelte, die keine Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida hätten. Mit seinem Gesprächsangebot folgte der afghanische Präsident einem Beschluss der Londoner Strategie-Konferenz am Donnerstag, den Aufständischen Anreize zur Einstellung ihres Kampfes zu bieten.

Die internationale Gemeinschaft hatte sich in London auf ein Aussteigerprogramm für gemäßigte Taliban verständigt, das in den kommenden Monaten mit umgerechnet 100 Millionen Euro unterstützt werden soll. Präsident Karsai sagte, dieses Geld werde verwendet, um Aufständische wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Kämpfer sollen damit aber "nicht bestochen werden", ihre Waffen niederzulegen. Zudem werde ein Rat für Frieden und Versöhnung ins Leben gerufen.

Taliban lehnen Versöhnungsangebote strikt ab

Bewaffnete Kämpfer der Taliban (Foto: dpa)
Taliban dementieren Gespräche mit der afghanischer RegierungBild: dpa

Die Taliban-Führung bekräftigte dagegen ihr Festhalten am "Heiligen Krieg gegen alle Invasoren". In einer am Samstag in Kabul verbreiteten Erklärung dementierten die Extremisten die Bereitschaft zur Versöhnung und jede Friedensabsicht. Berichte über ein angebliches Treffen mit dem Afghanistan-Beauftragten der Vereinten Nationen, Kai Eide, wurden als "sinnlose und gegenstandslose Gerüchte" bezeichnet. Nach diesen Berichten soll Eide Anfang Januar in Dubai mit Vertretern der Taliban zusammengekommen sein.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält auch nach der Londoner Afghanistan-Konferenz den Termin für einen Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch offen. "Ein Abzug ohne das Erreichen unserer Ziele und obendrein ein deutscher Alleingang wäre keine Übergabe in Verantwortung, sondern eine Aufgabe in Verantwortungslosigkeit", sagte Merkel der "Welt am Sonntag". Im Norden Afghanistans, dem Verantwortungsbereich der Deutschen, habe sich die Sicherheitslage in einigen Distrikten verbessert, anderswo aber auch deutlich verschlechtert, erklärte die Kanzlerin.

Bundeswehr-Kommandeur rechnet mit weniger Angriffen

Bundeswehrsoldat in Kundus (Bild: AP)
Bundeswehr will mehr Präsenz in Afghanistan zeigenBild: AP

Der Kommandeur der deutschen Afghanistan-Truppen, Brigadegeneral Frank Leidenberger, rechnet angesichts des neuen Strategiekonzepts der Bundesregierung mit einem nur vorübergehend gefährlicheren Einsatz. "In der Anfangsphase werden wir gemeinsam mit den afghanischen Sicherheitskräften in die bedrohten Gebiete vorgehen und dort den Gegner verdrängen. Dadurch kann es mehr Gefechte geben", sagte er der "Bild am Sonntag". Doch danach werde die Gefahr in Nord-Afghanistan deutlich abnehmen, "weil wir schließlich weiter präsent sind".

Am Donnerstag hatte Deutschland im Verbund mit 60 anderen Staaten in London eine massive Aufstockung der Nato-Truppen und eine deutliche Erhöhung der zivilen Wiederaufbaumittel beschlossen. Außerdem soll in einem internationalen Fonds Geld für die Rückkehr der Taliban ins zivile Leben eingezahlt werden. Die USA und Deutschland wollen 2011 mit dem Rückzug erster Truppen beginnen.

Autor: Hajo Felten (afp, ap, dpa)

Redaktion: Dirk Eckert

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