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Karsais Kampf gegen die Korruption

25. November 2009

Afghanistans Präsident Karsai gibt sich seit dem Amtsantritt als eifriger Korruptionsbekämpfer. Im Dezember will er eine Anti-Korruptionskonferenz einberufen. Doch seine Bürger nehmen ihm die Versprechen nicht mehr ab.

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Wahlplakat von Karsai (Foto: AP)
Karsai gibt sich als tapferer Korruptionsbekämpfer - doch sein Image ist angekratztBild: AP

Hier ist einer der kämpft gegen Korruption, so präsentiert sich Präsident Karsai seit seinem erneuten Amtsantritt. Doch viele Afghanen sind skeptisch. So auch Journalist Abdel Quadim Patyal aus Kandahar. Seiner Meinung nach sind Karsais Bekenntnisse zur Korruptionsbekämpfung zu oberflächig: "Weder eine Konferenz, noch ein extra eingerichtetes Antikorruptionsbüro würde helfen, die Korruption im Land wirklich zu beseitigen." Schließlich gab es so ein Büro ja schon einmal, geändert hat sich nichts. Das Problem, sei vielmehr, so Patyal, dass noch immer die gleichen Leute auf ihren Posten sitzen. "Bestimmte Leute aber dürfen einfach nicht mehr in der Regierung sein."

Die oberste Etage muss ausgewechselt werden

Die Forderungen nach einem Elitenwechsel in Afghanistan würden immer stärker, berichtet Abdel Quadim Patyal. Eine Einschätzung, die auch Robert Bailey, Afghanistanbeauftragter der internationalen Hilfsorganisation Oxfam, teilt. Gerade hat Oxfam einen Bericht über die zivile Stimmungslage in Afghanistan veröffentlicht. Nach Befragungen afghanischer Bürger und Bürgerinnen kommt auch Bailey zu dem Schluss, dass Maßnahmen gegen Korruption personell bis in die höchste Führungsetage reichen müssen: "Wenn wir Maßnahmen in der obersten Führung sehen, ob im Justizsektor oder in den bewaffneten Sicherheitskräften oder der öffentlichen Verwaltung, dann könnte das diejenigen Leute wieder stärken, die vernünftig und unbestechlich und zum Wohl des Staates und seiner Bürger agieren."

Westerwelle bei Karsai (Foto: dpa)
Jeder westliche Besucher fordert mehr Einsatz im Kampf gegen die KorruptionBild: picture-alliance/ dpa

Und genau das ist gefragt, um Zeichen zusetzten, die in der Bevölkerung auch wirklich ankommen, erklärt Pascal Fabie, Asien- Regional Direktor von Transparency International. Die internationale Organisation bringt jedes Jahr den so genannten Korruptionswahrnehmungsindex heraus. Gemessen wird dabei der Grad der Korruption in einem Land in der Wahrnehmung seiner Bürger. Auf dem Index ist Afghanistan zweiter von unten. Pascal Fabie: "Man braucht die Unterstützung im afghanischen Volk, allerdings leben die Menschen in einer Umgebung, in der Sicherheit immer noch ein großes Problem darstellt." Das System sei außerdem so korrupt, dass die Leute Angst vor Vergeltung hätten. "Also werden die Menschen nicht einfach so gegen Korruption kämpfen. Sie müssen ja zunächst mal um ihr Überleben kämpfen. Aber die Teilnahme wird kommen, wenn ein starkes Zeichen ausgesandt wird, dass die Regierung wirklich etwas tut."

Der Kampf ist gefährlich

Starke Zeichen sind die eine Sache, Sicherheit die andere: Die Aufforderungen von Karsai an jeden einzelnen, bei der Korruptionsbekämpfung mitzuhelfen, klinge nur in der Theorie nach Zusammenhalt und Neuanfang, ärgert sich Abdel Quadim Patyal. Der 28-jährige Journalist aus Kandahar kann viele Geschichten aus den vergangenen Jahren erzählen, über Courage gegen Korruption, für die niemand belohnt und viele bestraft wurden: Der ehemalige Oberstaatsanwalt Abdul Jabar Sabeth etwa hat Klagen von Bürgern gesammelt. Er hat nach harter Recherche und aufgrund von Beschwerden eine Liste mit Namen von Leuten in verschiedenen Ministerien aufgestellt, die als besonders korrupt aufgefallen sind. "Doch keiner dieser Leute ist entlassen worden. Manche sind sogar befördert worden. Der Oberstaatsanwalt dagegen war kurze Zeit später entlassen."

So würden sich viele Afghanen angesichts solcher Berichte fragen: Warum sollen wir unser Leben riskieren, wenn unsere Beschwerden niemand hören möchte? Deswegen müsste vor allem erstmal das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung in die staatlichen Institutionen wieder hergestellt werden.

Autorin: Melanie Riedel

Redaktion: Manfred Götzke