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Kasachisches Erdöl auf dem Vormarsch

8. September 2005

Die großen Erdölvorräte in Kasachstan sind die Basis für die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Vor dem Hintergrund ständig steigender Ölpreise erhöht das Land die Fördermenge, wodurch wiederum die Einnahmen steigen.

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Das kasachische Ölfeld Tengiz ist das größte des LandesBild: AP

Auf dem Weltmarkt spielt Kasachstan eine immer größere Rolle. Dieses Jahr wird Kasachstan laut Prognosen 63 Millionen Tonnen Erdöl fördern. Vor vier Jahren sagte der damalige Premierminister Kasymschomart Tokajew, es wäre eine Errungenschaft, wenn im Jahre 2005 die Fördermenge von 57 Millionen Tonnen Erdöl erreicht werden würde.

Kasachstan unter den Top 20

Kasachstan kann sich mit den führenden Erdölländern noch schwer messen, aber das Land nimmt auf der Rangliste der Erdölförderländer bereits Platz 19 ein. Vor wenigen Jahren gehörte das Land noch nicht zu den ersten 20. Seit zehn Jahren nimmt die Erdölförderung zu, vor allem beschleunigte sie sich in den letzten Jahren, was auf den ständigen Anstieg des Erdölpreises auf dem Weltmarkt zurückzuführen ist.

Zwischen 2002 und 2004 stieg die Fördermenge von 45 auf 59 Millionen Tonnen. Mit einem weiteren bedeutenden Anstieg ist zu rechnen. Im Jahr 2010 sollen 100 Millionen Tonnen und im Jahr 2015 über 150 Millionen Tonnen gefördert werden.

Man muss davon ausgehen, dass Kasachstan auch in Zukunft ein wichtiger Lieferant von Rohstoffen auf dem Weltmarkt bleiben wird, denn die Verarbeitung von Erdöl im Land selbst fällt verhältnismäßig gering aus. Übrigens kann die kasachische Erdölverarbeitung den Bedarf des eigenen Landes an Erdölprodukten nicht decken.

Vorkommen im Kaspischen Meer

Anfang der 90er Jahre kursierten in Kasachstan Gerüchte, das Land könnte bald neben Saudi Arabien zu den weltweit führenden Erdöllieferanten zählen. Diese Ambitionen basierten auf damals unzureichend erforschten Ressourcen im kasachischen Teil des Kaspischen Meeres.

Heute schätzen Experten des staatlichen Programms zur Erschießung des kasachischen Schelfs die dortigen Ressourcen auf 12 bis 17 Milliarden Tonnen. Das wären die einzigen neuen Erdölquellen im Lande, denn viele Geologen rechnen nicht mehr damit, dass auf dem Festland neue Vorkommen entdeckt werden. Ihrer Meinung nach ist dort noch zur Sowjetzeit alles erforscht worden. Andere meinen aber, es gebe dort durchaus noch Vorkommen, aber für deren Erschließung seien viel zu große Investitionen notwendig.

Erwartungen herunterschrauben

Die Vorkommen im kasachischen Schelf sind jedenfalls groß, aber deren tatsächliche Größe ist umstritten. Im Juli dieses Jahres führte die russische Gesellschaft Lukoil Forschungsbohrungen im Tjub-Karagan-Schelf im kasachischen Teil des Kaspischen Meeres durch. Anstatt Erdöl fand man Lehm. Davor hatte man die Vorkommen dort auf 324 Millionen Tonnen geschätzt. Lukoil weist Gerüchte zurück, wonach es aussichtslos sei, in diesem Gebiet weiter zu suchen. Aber die Bohrungen fortsetzen möchte Lukoil weder in diesem noch im kommenden Jahr. Dieses Fiasko lässt aber nicht daran zweifeln, dass diese Region potentiell wichtig ist. Es zeigt nur, dass die Erwartungen bescheidener sein müssen.

Wachstum durch Erdölexport

Die Bedeutung des Erdölsektors für die Wirtschaft des Landes ist schon heute sehr groß. Experten vor Ort meinen, dass die beeindruckenden Zahlen über das kasachische Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren vor allem auf den Rohstoffexport zurückzuführen sind. Mehr als Zweidrittel des Wachstums sei dadurch bedingt.

Chinesen wollen Erdölgesellschaft kaufen

Kasachstan gehört nicht der Welthandelsorganisation an, aber der kasachische Markt ist offener als der der Nachbarländer. Unter den Erdölförderern sind viele ausländische Gesellschaften. Eine von ihnen, die PetroKazakhstan, wird bald ihren Besitzer wechseln. Die chinesische staatliche Erdölgesellschaft CNPC ist bereit, 4,18 Milliarden Dollar für ihre Aktien zu zahlen. Der Vorstand von PetroKazakhstan, deren Hauptsitz sich in Kanada befindet, empfahl den Aktionären, das Angebot anzunehmen. Übrigens gibt es in Kanada auch Gegner dieses Geschäfts. Sie meinen, die Kanadier würden aus Kasachstan verdrängt. Die kasachische Staatsmacht halte es für vorteilhafter, mit China zusammenzuarbeiten, nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus politischen Gründen.

Jaroslaw Rasumow, Astana

DW-RADIO/Russisch, 31.8.2005, Fokus Ost-Südost