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Kasachstan will Gebrauch der Staatssprache durchsetzen

10. Januar 2008

In Kasachstan ist ein staatliches Konzept vorgestellt worden, mit dem die Verbreitung der kasachischen Sprache im Lande selbst gefördert werden soll. Im kasachischen Internet wird derweil darüber rege diskutiert.

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Russisch dominiert die MedienBild: DW/Yuliya Siatkova

Laut einem staatlichen Konzept zur Erweiterung des Funktionsbereichs der Staatssprache sollen alle Bürger Kasachstans die im Lande herrschende Meinung revidieren, wonach die Nutzung einer Sprache direkt vom Grad ihrer Verbreitung und der Anzahl ihrer Träger abhängig gemacht wird. Nach einer Analyse der bestehenden Sprachenlage im Lande sind die Verfasser des Konzepts zu einem unerfreulichen Ergebnis gekommen: Wenn nicht jetzt dringende Maßnahmen ergriffen würden, sei unter den Bedingungen der Globalisierung die kasachische Sprache schon bald im eigenen Land nicht mehr zu hören.

Russisch dominiert in Behörden und Medien

In der Untersuchung zur Lage der Sprachen im Lande wird als Beispiel der Schriftverkehr angeführt, dem zufolge sogar in den zentralen Staatsorganen lediglich 20 bis 30 Prozent der Schriftstücke in kasachischer Sprache verfasst sind. Die restlichen 70 Prozent – Formulare, Anordnungen und Beschlüsse – sind nach wie vor in Russisch gehalten.

Nicht besser sehe es in den Medien aus, so die Verfasser des Konzepts zur Popularisierung der kasachischen Sprache. Von den 2.300 regelmäßig erscheinenden Medien, die offiziell registriert sind, erscheinen nur 458 auf Kasachisch. Und von den 215 kasachischen Fernseh- und Radiostationen senden lediglich fünf ständig in kasachischer Sprache. Alle anderen Fernseh- und Radiosender halten sich zwar an das Mediengesetz, aber sie strahlen Sendungen in der Staatssprache meist nur nachts aus. Diese klägliche Lage der kasachischen Sprache in Kasachstan, heißt es in dem Konzept, sei nicht nur auf einen Lehrermangel zurückzuführen, sondern auch auf ein gewisses Desinteresse in der Bevölkerung.

Maßnahmenkatalog bis zum Jahr 2010

Das Konzept zur Popularisierung der kasachischen Sprache schlägt einen ganzen Maßnahmenkatalog vor, der bis zum Jahr 2010 umgesetzt werden und damit die Sprachensituation im Lande ändern soll. Zu den Maßnahmen gehört ein flächendeckender Unterricht der kasachischen Sprache, angefangen bei Kindern im Vorschulalter bis hin zu Erwachsenen. Ferner soll eine entsprechende Informationskampagne in den Medien durchgeführt werden. Der Schriftverkehr, internationale Verhandlungen sowie offizielle Veranstaltungen sollen künftig ausschließlich in der Staatssprache gehalten werden.

In dem Konzept zur Erweiterung des Funktionsbereichs der Staatssprache wird auch auf die Rolle des Internets hingewiesen. Betont wird, dass auch Internetseiten mit qualitativ guten Informationen in kasachischer Sprache gefüllt werden sollen. In kasachischen Internetforen herrscht allerdings Skepsis, was das Sprachen-Konzept betrifft. Den Usern zufolge ist in Kasachstan bisher praktisch kein einziges entsprechendes Dokument umgesetzt worden. Im Lande dominiere weiterhin die russische Sprache. Nicht außer Acht lassen dürfe man den großen Einfluss Russlands auf den Informationsbereich. Außerdem dürfe man nicht verheimlichen, dass die Kasachen russische Fernsehsender und Internetseiten bevorzugten. Die meisten Kommentatoren im Internet meinen aber, dass ihre Kinder und Enkel die kasachische Sprache beherrschen werden. Alles brauche seine Zeit.

Anatolij Weißkopf, DW-Zentralasien