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Kasack statt Kittel: Klinikkonzern kleidet Ärzte neu ein

1. Februar 2016

Das Unternehmen verzichtet auf die klassischen Arztkittel, weil Studien zufolge gerade auf den langen Ärmeln häufig Krankheitserreger zu finden sind.

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Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Er gehört zum Arzt-Beruf wie das Stethoskop um den Hals: der lange weiße Arzt-Kittel. Die deutschen Asklepios-Kliniken gehen ihren Medizinern dennoch an die Wäsche - aus gutem Grund. Ab April bekommen Ärzte und Pflegepersonal in den rund 100 Einrichtungen des Klinikkonzerns deutschlandweit kurzärmlige Kleidung.

Damit reagiere man auf die Sorge der Patienten vor einer Ansteckung mit multiresistenten Keimen, erklärte Konzerngeschäftsführer Kai Hankeln. Laut einer Befragung durch Asklepios haben 65 Prozent der Patienten mittlerweile Sorge, sich mit einem multiresistenten Keim im Krankenhaus anzustecken. Eine Vermutung, die durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauert wird. Studien hätten gezeigt, dass die Ärmel der Arztkittel besonders stark mit Keimen belastet seien. "Die Ärzte gehen von Patient zu Patient und untersuchen sie. Der lange Ärmel hat Kontakt zu den Patienten. Die Hände desinfiziert der Arzt, aber er wechselt nicht jedes Mal den Kittel", erklärte Hankeln.

Asklepios ist nach eigenen Angaben der erste große Klinikbetreiber in Deutschland, der sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Der Konzern folge damit Empfehlungen des deutschen Robert Koch-Instituts und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In Operationssälen und auf Intensivstationen ist kurzärmlige Kleidung in Deutschland längst Standard. Auf den normalen Stationen sei der langärmlige weiße Arztkittel dagegen bislang ein Erkennungszeichen und Statussymbol gewesen. Für die Abschaffung musste die Asklepios-Konzernleitung viel Überzeugungsarbeit leisten.

Jüngeren Medizinern falle der Abschied vom traditionellen Kittel leichter, sagte Konzerngeschäftsführer Hankeln. "Bei älteren Chefärzten ist das schon eine gewisse Hürde, die sie überspringen müssen." Die Verteidiger des althergebrachten Kittels glaubten sogar an einen Placeboeffekt. Die Theorie: Allein die Erscheinung des bis zu den Handgelenken in Weiß gekleideten Arztes führe dazu, dass sich der Patient besser fühlt.

Die Hierarchie wird in den Asklepios-Kliniken auch künftig an der Kleidung erkennbar sein. Eine komplett weiße Tracht ist den Ärzten vorbehalten. Sie tragen den sogenannten Kasack mit Stehkragen und einer Knopfleiste. Examinierte Schwestern und Pfleger haben zur Unterscheidung einen grau abgesetzten V-Ausschnitt mit grünem Streifen am Revers. Wer noch in der Ausbildung ist, muss eine graue Hose anziehen. Hilfskräfte werden komplett in Grau gekleidet sein.

Tödliche Keime

Die von kontaminierten Kitteln ausgehende Gefahr ist auch dem Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg bewusst. Es hat ebenfalls reagiert. Seit Jahren gilt dort nach Angaben einer Sprecherin: "Alle Mitarbeiter, die direkt am Patienten arbeiten, tragen kurzärmlige Dienstkleidung." Der traditionelle langärmlige Arztkittel wurde jedoch nicht abgeschafft. Mediziner müssen ihn aber ausziehen und an den Haken hängen, bevor sie sich den Patienten widmen.

dg/mb (dpa/epd)