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Katastrophe trotz modernster Technik

2. Juli 2002

Zusammenstöße in der Luft, noch dazu in so großer Höhe wie bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen, sind äußerst selten. Doch auch modernste Technik bietet keine absolute Sicherheit.

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Absturzstelle am BodenseeBild: AP

Intensive Überwachung des Luftraums durch Fluglotsen sowie ausgeklügelte Sicherheitssysteme sollen Unfälle am Himmel ausschließen. Für die Piloten von Verkehrsmaschinen gilt der Grundsatz: Abstand halten, zwischen 4,5 und neun Kilometer zum Vordermann, 300 bis 600 Meter nach oben oder unten. Über die Sicherheit am deutschen Himmel wachen die rund 1.700 Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS). In sechs Zentren, die verschiedenen Luftverkehrsregionen zugeordnet sind, überwachen sie alle Jets, die in der Luft sind, rund 17 Millionen Flugbewegungen jährlich.

Warnsysteme an Bord und am Boden

Selbst wenn ein Fluglotse an seinem Radarschirm vorübergehend unaufmerksam sein sollte, ist noch nicht alles verloren. Kommen sich zwei Flugzeuge am Himmel gefährlich nahe, springt bei der DFS das Computersystem STCA (Short Term Conflict Alert) an und macht den Lotsen auf die drohende Kollision aufmerksam. Der Flugleiter hat dann immerhin noch 90 Sekunden Zeit, um den Piloten Anweisungen zu geben.

Als Gegenstück zu STCA verfügen die Piloten über ein eigenes Warnsystem an Bord. Dieses System mit Namen TCAS (Traffic Collision Avoidance System) ist bei allen Verkehrsflugzeugen Pflicht, die höher als 29.000 Fuß (knapp 10.000 Meter) fliegen könneen. Es gebe dem Piloten zwei Mal den Hinweis auf die sich nähernde Gefahr.

Verkettung unglücklicher Zufälle?

Dass es trotz all dieser Sicherheitsvorkehrungen bei Überlingen zu einem Zusammenstoß kam, hängt möglicherweise mit einer Besonderheit des Flugverkehrs zusammen. Ausweichmanöver in großen Höhen gehen fast immer nach unten. Denn ein rascher Steigflug sei auf Grund der dünnen Luft kaum zu realisieren.

Anzunehmen ist auch, dass zumindest nicht beide Flugzeuge - ein russisches Passagierflugzeug vom Typ Tupolew 154 und eine Boeing 757-Frachtmaschine - eine neuere Version von TCAS eingebaut hatten. Modernere Systemgenerationen sind in der Lage, untereinander Kontakt aufzunehmen und die Ausweichmanöver der beiden sich nähernden Flugzeuge untereinander abzustimmen. Dies jedoch ist über dem deutsch-schweizerischen Grenzgebiet eindeutig nicht geschehen. Beide Piloten versuchten, ihre Maschinen mit einem Sinkflug zu retten und rasten just dabei ineinander.

Mindestens 71 Menschen kamen dabei ums Leben - die meisten von ihnen russische Kinder auf einer Urlaubsreise an die Costa Brava.

Autor: Wim Abbink
Redaktion: Ingun Arnold