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Katastrophenvorsorge in Mosambik

Johannes Beck
19. Dezember 2011

Überschwemmungen, Dürren, Erosion der Küsten: Mosambik ist das am stärksten von der Erderwärmung betroffene afrikanische Land. Deutsche Entwicklungshelfer versuchen, die Schäden zu begrenzen.

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Mosambik Wirbelsturm «Idai»
Menschen suchen Schutz nach dem Zyklon Idai im März 2019Bild: picture-alliance/dpa/INGC

Viele dürften sich noch an die Bilder aus dem Jahr 2000 erinnern: verzweifelte Menschen, von Wasser umschlossen auf den Dächern von Hütten und in Baumwipfeln. Damals starben etwa 700 Menschen.

Immer wieder wird Mosambik von solch verheerenden Fluten heimgesucht. Mit dem Klimawandel werden jedoch so genannte Extremwettereignisse wie starke Regenfälle häufiger. Ein beunruhigendes Szenario für Mosambik, ein Land, das von mehreren großen Flüssen wie dem Limpopo, dem Save und dem Zambezi durchschnitten wird. Kein Wunder, dass Mosambik als das Land gilt, das in Afrika am meisten unter dem Klimawandel leidet und leiden wird.

Seit Jahren belegt Mosambik im Klima-Risiko-Index der deutschen Nichtregierungsorganisation Germanwatch den ersten Platz unter den Staaten Afrikas, der Index für 2012 wurde am Dienstag (29.11.2011) auf der Klimakonferenz in Durban vorgelegt. Weltweit steht Mosambik dabei an der 19. Stelle der Liste der verwundbarsten Staaten, die von Bangladesch, Myanmar (Birma) und Honduras angeführt wird.

Doch gibt es Fortschritte in Mosambik. In den vergangenen Jahren hat es zwar weiter heftig geregnet, aber die Fluten haben deutlicher weniger Menschen getötet als noch im Katastrophenjahr 2000. Das ist nicht zuletzt auf eine erfolgreiche Kooperation zwischen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), und dem mosambikanischen Institut für Katastrophenschutz (INGC) zurückzuführen.

Lokale Vorsorge gegen die Fluten

Einwohner üben die Evakuierung in dem sie auch Flüsse überqueren. (Foto: GIZ)
Einwohner von Munamicua üben die Evakuierung des OrtesBild: GIZ

Beide haben in einem gemeinsamen Projekt zahlreiche lokale Vorsorge-Teams in den von Fluten betroffenen Dörfern und Kleinstädten eingerichtet. Lokale Messstellen zeigen den Teams, wann Alarm ausgelöst werden muss, sagt Julia Olivier von der GIZ: "Es werden Gebiete ausgewählt, wo man sieht, wenn das Wasser an dieser Stelle bis zu dem und dem Punkt gestiegen ist, dann kann es gefährlich werden." An manchen Orten sind dabei Melder angebracht, die automatisch Alarm auslösen, wenn das Wasser bis zu einem bestimmten Punkt ansteigt.

Als nächstes warnt dann die verantwortliche Person des lokalen Vorsorge-Teams die anderen Bewohner des Ortes. Weitere Mitglieder des Teams sind dafür verantwortlich, die Evakuierungsroute zu bestimmen und den Menschen die Wege zu signalisieren. Die Personen sammeln sich in Schulen oder in Krankenhäusern, die höher gelegen sind, erklärt Julia Olivier: "Die GIZ hat Kartierungen vorgenommen und genau gesagt, was sind die überschwemmungsgefährdteten Gebiete und was sind die höher gelegenen Gebiete, in die sich Bevölkerung flüchten kann."

Weniger Tote trotz Fluten - Erfolge in den vergangenen Jahren

Der Ernstfall wird regelmäßig geübt. (Foto: GIZ)
Der Ernstfall wird regelmäßig geübtBild: GIZ

In den vergangenen Jahren mussten die Komitees in vielen Landesteilen Mosambiks aktiv werden. Die Flüsse hatten nach Regenfällen die Ufer überschritten, doch konnten sich die Menschen meist in Sicherheit bringen. Das neue System habe sich bewähren können, sagt Julia Olivier: "Es gab nur ganz wenige Todesopfer. Man hat 2008 und 2011 gesehen, dass die Zahl der Menschen, die durch dieses Frühwarnsystem evakuiert werden konnten, bedeutend gestiegen ist: in einem Jahr waren es 115.000, im anderen Jahr 36.000. Ich denke, das ist schon ein großer Erfolg."

Der Meeresspiegel steigt und bedroht die zweitgrößte Stadt Mosambiks

Doch nicht nur die mit dem Klimawandel immer häufiger werdenden extremen Regenfälle und die dann Hochwasser führenden Flüsse bereiten Mosambik Sorgen. In den Provinzen Gaza im Süden des Landes und in Tete im Landesinneren nimmt durch den Klimawandel die Trockenheit und damit der Wassermangel zu.

Außerdem lässt die Erderwärmung den Meeresspiegel steigen, was Mosambik langfristig vor große Probleme stellt. "Mosambik hat erst einmal eine sehr lange Küste. Und es hat weite Gebiete, die unterhalb von 20 Metern über dem Meeresspiegel liegen", erklärt Julia Olivier von der GIZ. "Küstenerosion ist daher ein ganz großes Thema. Es wird gesagt, dass bis 2040 etwa 0,6 Prozent der Landesfläche Mosambiks an den Küsten verloren gehen könnte."

Besonders das im Zentrum des Landes gelegene Beira, mit etwa einer halben Million Einwohner die zweitgrößte Stadt Mosambiks, ist vom Meeresanstieg betroffen. Schon heute kann man in der Stadt an vielen Stellen die Erosion der Küste betrachten. Ganze Viertel drohen verloren zu gehen.

Bewohner in Beira, Mosambik nehmen an einer von der GIZ organisierten Übung zur Katastrophenprävention teil. Foto: Julia Olivier (GIZ)
Bewohner in Beira während einer Übung zur Katastrophenprävention

Teilweise liegen Fehler in der Stadtplanung zu Grunde, so wurden manche Viertel auf alten Mangrovengebieten erbaut. Damit wurde aber der Schutz durch die Mangroven zerstört. Weitere Probleme ergeben sich für das ausgedehnte Entwässerungssystem von Beira. In den Kanälen, die sich durch die Stadt ziehen, gibt es Ebbe und Flut. "Teilweise fließt das Wasser, das in der Stadt ist, nicht ab", sagt Julia Olivier. "Wenn sich jetzt mit dem Klimawandel die Extrem-Niederschläge erhöhen und die Variabilität größer wird, dann kommt dieses Wasser schlecht aus der Stadt raus."

Wenig Emissionen aber stark betroffen

Mit Mosambik ist eines der Länder am stärksten vom Klimawandel betroffen, die am wenigsten zur Erderwärmung beitragen. Mit Emissionen von durchschnittlich 0,1 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr trägt ein Mosambikaner hundertmal weniger zur Erderwärmung bei, wie ein Deutscher. Selbst die Bewohner des Nachbarlandes Südafrika stoßen pro Kopf mehr als 70 mal mehr Treibhausgase aus als ein durchschnittlicher Mosambikaner.