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Die Unvollendete

17. August 2009

Sie war blond, schön und vor allem war sie schnell: Katrin Krabbe hatte das Zeug zum gesamtdeutschen Star des Sports. Für kurze Zeit war sie das auch, doch eine positive Dopingprobe beendete ihre Karriere.

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Jubel Katrin Krabbe nach dem Sieg über 100 Meter in Tokio (Foto: dpa)
1991 in Tokio durfte Katrin Krabbe noch jubelnBild: dpa

1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul tauchte Katrin Krabbe erstmals auf großer Bühne in der Weltspitze auf. Damals gerade mal 19 Jahre alt, scheiterte sie über 200 Meter erst im Halbfinale. 1990 folgte dann der endgültige Durchbruch: Bei der Europameisterschaft in Split gewann sie dreimal Gold: über 100 und 200 Meter, außerdem mit der 4 x 100 Meter Staffel.

Zielfoto Krabbe-Sieg über 100 Meter in Tokio 1991 (Foto: dpa)
Krabbe nutzte ihre vermeintliche AußenseiterrolleBild: dpa

Auch bei der Weltmeisterschaft in Tokio, ein Jahr später, sprintete sie der Konkurrenz davon: Sie holte Gold über die 100- und die 200-Meter-Strecke, dazu gewann sie mit der deutschen Mannschaft jeweils Bronze in den Staffeln. "Ich bin aus einer Position heraus gestartet, die eigentlich keinen Sieg zugelassen hat", sagte sie nach ihrem Sieg über die kurze Sprintstrecke. "Ich wollte Bestzeit laufen, daraus ist der erste Platz geworden. Ich denke, dass ich gewonnen habe, weil ich ohne Favoritenrolle gelaufen bin."

Erste Gerüchte, erster Befund

Die Favoritinnen hießen damals nämlich eigentlich Merlene Ottey aus Jamaika und Gwen Torrence aus den USA. Krabbe selbst hatte 1991 ganz andere Probleme: Schon während der Vorbereitung auf die WM musste sie sich mit Dopingvorwürfen auseinandersetzen. Ein spontaner Wechsel des Trainingslagers im Frühjahr 1991 an einen entlegenen Ort hatte für erste Gerüchte um Krabbe und ihre Trainingsgruppe unter der Leitung von Trainer Thomas Springstein gesorgt. Doch noch lag nichts gegen Krabbe vor und so durfte sie weitersprinten – unter kritischer Beobachtung besonders der westdeutschen Dopingkritiker.

Katrin Krabbe und Grit Breuer am 21.11.1993 bei einer Pressekonferenz in Berlin (Foto: dpa)
Die Sprinterinnen Krabbe (li.) und BreuerBild: dpa

Im Frühjahr 1992 wurde es dann erstmals brenzlig für Springstein und seine Sprinterinnen. Eine unangemeldete Trainingskontrolle in Südafrika brachte auffällige Ergebnisse: Manfred Donike, der damalige Leiter des Kölner Doping-Analyselabors, kam zu dem Schluss, dass die Proben manipuliert worden waren. Der Urin, der angeblich von drei verschiedenen Läuferinnen stammte, war identisch. Wegen eines Formfehlers konnte die Manipulation aber nicht nachgewiesen werden. Ihren Olympiastart in Barcelona sagte sie aber dennoch ab. "Wenn ich an den Start gehe", so ihre Begründung, "dann möchte ich doch wenigstens eine Medaille holen." Und die Möglichkeit sah sie wegen der gestörten Vorbereitung nicht.

Dopingskandal beendet Krabbes Karriere

Ohnehin kam es im Juni 1992 - also noch vor Beginn der Spiele von Barcelona - zum Skandal: Springsteins Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr wurde bei einem Doping-Test in ihrem Trainingslager in Zinnowitz ein Asthmamittel nachgewiesen, in dem der anabole Wirkstoff Clenbuterol enthalten war – ein Mittel aus der Kälber- und Schweinemast. Da das Asthmamittel aber nicht auf der Liste der verbotenen Dopingmittel stand, konnten Krabbe und Breuer - die im übrigen beide angaben, nie manipuliert zu haben - nur wegen Medikamentenmissbrauchs belangt werden. Sie wurden für elf Monate gesperrt. Ihr Trainer Thomas Springstein entzog sich der Sportgerichtsbarkeit ganz einfach, indem er aus seinem Verein, dem SC Neubrandenburg, austrat.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF verlängerte die Sperre für Krabbe und Breuer auf drei Jahre - unrechtmäßig, wie eine erfolgreiche Schadenersatzklage von Katrin Krabbe 1995 ergab. Die Folge: Die IAAF musste Krabbe rund 1,2 Millionen Mark Schadenersatz für entgangene Antritts- und Sponsorengagen zahlen. Ein Comebackversuch scheiterte, Krabbe zog sich in ihrer Heimatstadt Brandenburg ins Privatleben zurück und eröffnete in Neubrandenburg ein Sportgeschäft. Jahre später wurde ihr der zurückgezahlte Schadenersatz aber doch noch zum Verhängnis: Da sie das Geld nicht ordentlich versteuert hatte, musste sie eine Strafe zahlen, ihr Ehemann bekam sogar eine zehnmonatige Bewährungsstrafe aufgebrummt.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Wolfgang van Kann