1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kauflaune steigt

27. Juli 2009

Mit der Stimmung der Verbraucher geht es trotz Wirtschaftskrise weiter bergauf. Der GfK-Konsumklima-Index ist zum vierten Mal in Folge gestiegen.

https://p.dw.com/p/IxzY
Kunden vor Grabbeltischen in einem Hamburger Kaufhaus (Foto: dpa)
Der Sommerschlussverkauf hat begonnen (Archivbild)Bild: dpa

Stabile Preise und Anzeichen für ein mögliches Ende der Rezession haben die Kauflaune der Deutschen im Sommer gehoben. Für den Monat August registrieren die Forscher der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg einen Anstieg ihres Konsumklimabarometers von drei auf 3,5 Punkte. "Damit bleibt der private Konsum eine wesentliche Stütze der Konjunktur", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl zu der am Montag (27.07.2009) veröffentlichten Umfrage unter 2000 Verbrauchern. Mit dem vierten Anstieg in Folge erreichte der Index den höchsten Stand seit Juni 2008.

Eine Kundin bezahlt an der Kasse in einem Supermarkt (Foto: AP)
Das Geld sitzt wieder lockererBild: AP

"Die Daten sind auf den ersten Blick erstaunlich. Wir befinden uns eigentlich in der tiefsten Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik, und gleichzeitig steigt das Konsumklima", wundert sich Sebastian Wanke, Analyst bei der Deka-Bank in Frankfurt. Das dicke Ende kommt erst noch, vermutet Wanke: "Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen. Nach der Sommerpause werden die Unternehmen ihre Beschäftigungspläne nach unten revidieren. Nach den Bundestagswahlen werden zudem viele Wahrheiten auf den Tisch kommen, etwa höhere Sozialversicherungsbeiträge und eventuell steigende Steuern. Dann werden wir sehen, dass das Vertrauen der Verbraucher nicht mehr trägt."

Krise noch nicht angekommen

Ralph Solveen, Analyst bei der Commerzbank, ist der gleichen Meinung: "Die Zahlen zeigen, dass die Krise im Bewusstsein der meisten noch nicht vollkommen angekommen ist." Das habe sicher mit dem Arbeitsmarkt zu tun, der sich noch einigermaßen stabil präsentiere. "Solange sich der Arbeitsmarkt noch einigermaßen hält, wird sich auch die Konsumstimmung noch gut behaupten. Das wird im Herbst aber wahrscheinlich schlechter aussehen." Auch GfK-Autor Rolf Bürkl schränkt ein: "Sollte die Arbeitslosigkeit im Spätherbst deutlich steigen, wird das zu einem Belastungstest für die Verbraucherstimmung."

Eine Verkäuferin vor Fernsehgeräten mit Flachbildschirmen (Foto: dpa)
Auch die Neigung zu größeren Anschaffungen steigtBild: picture-alliance/ ZB

Vorerst aber bleiben die Deutschen ausgabefreudig. Gehoben wurde die Kauflaune von der niedrigen Inflation. "Den Bürgern bleibt dadurch mehr Geld im Portemonnaie", sagt Gfk-Experte Rolf Bürkl. Die Teuerungsrate fiel im Mai auf null Prozent, im Juni lag sie bei 0,1 Prozent. Für die Sommermonate prognostizierten Experten sogar fallende Preise - das hat es zuletzt 1987 gegeben. Dadurch erwarten die Befragten, mehr Geld in der Tasche zu haben. Dazu trugen auch die Rentenerhöhung zum 1. Juli um 2,4 Prozent sowie sinkende Krankenkassenbeiträge und Einkommenssteuern bei.

Pessimismus nimmt ab

Die stabilen Preise erhöhten auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen. "Bei den Verbrauchern sind derzeit technische Konsumgüter wie Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte beliebt", sagt Bürkl. Der Absatz von großen Küchengeräten habe von Januar bis Mai um 8,6 Prozent zugelegt. Bei Informations- und Unterhaltungselektronik gab es Zuwächse von 5,5 und 3,3 Prozent. Die Neuzulassungen von Autos stieg wegen der staatlichen Abwrackprämie sogar zweistellig. Befeuert wurde die Ausgabenfreude auch von den niedrigen Zinsen. "Sparen steht deshalb nicht sehr hoch im Kurs", sagte Bürkl.

"Der Konjunkturpessimismus nahm auch im Juli dieses Jahres ab", heißt es in dem GfK-Bericht. "Der aktuelle Zugewinn von 8,6 Punkten ist der vierte Anstieg in Folge. Die Anzeichen für ein Ende der Rezession hatten sich zuletzt gemehrt: Die Industrie erhielt drei Mal in Folge mehr Aufträge, die Produktion legte zu, und auch die Exporte stiegen. Auch die Prognosen der Volkswirte verbessern sich zusehends. So erwarten zum Beispiel die Volkswirte der Allianz eine kräftige Erholung im zweiten Halbjahr - und für 2010 sogar wieder ein Wachstum von knapp drei Prozent. (we/je/rtr/dpa/ap/gfk)