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Kaum Hoffnung, Überlebende zu bergen

18. Januar 2010

Knapp eine Woche nach dem Erdbeben in Haiti ist die Zahl der Toten auf mindestens 70.000 gestiegen. Hunderttausende Obdachlose warten weiter verzweifelt auf Hilfe. Die Regierung Haitis rief den Notstand aus.

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Mann vor brennenden Trümmern (Foto: dpa)
Haiti versinkt im ChaosBild: picture-alliance/dpa

In Haiti sind offiziell mindestens 70.000 Leichen geborgen worden. Diese Zahl nannte der haitianische Ministerpräsident Jean-Max Bellerive am Sonntag (17.01.2010). Bellerive sagte, viele der Toten seien von Familienangehörigen beigesetzt worden. Deshalb sei nach wie vor unklar, wie viele Menschen genau starben. Der für die Hilfsgüter-Transporte zuständige US-General Ken Keen befürchtet, dass bei dem Beben bis zu 200.000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten.

Nur drei Tage ohne Wasser

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen und der haitianischen Behörden wurden mindestens 250.000 Menschen bei dem Beben verletzt; 1,5 Millionen Menschen verloren demnach ihr Obdach. Derweil sinkt die Hoffnung, unter den Trümmern der eingestürzten Häuser noch Überlebende finden zu können. "Heute ist der letzte Tag, an dem wir noch Überlebende finden können", sagte Rami Peltz, der mit einem israelischen Rettungsteam in Port-au-Prince im Einsatz war. Menschen könnten maximal drei Tage ohne Wasser auskommen, in Haiti herrschen derzeit zudem Temperaturen von bis zu 30 Grad. Dennoch wurden am Wochenende noch mehrere Personen lebend geborgen.

Bei einem Besuch im Krisengebiet bat UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung um Geduld beim Warten auf Hilfe. Das Erdbeben vom vergangenen Dienstag sei "eine der schlimmsten humanitären Krisen in Jahrzehnten", sagte Ban in der Hauptstadt Port-au-Prince. Es sei eine große Herausforderung, all die Hilfe zu koordinieren.

Plündernde Menschen(Foto: AP)
Plünderer erschweren die HilfszuteilungenBild: AP

Plünderungen und Lynchmorde in Port-au-Prince

Auch am Sonntag kam es in Port-au-Prince vereinzelt zu Gewalttaten. Zwei Plünderer wurden nach Angaben örtlicher Medien von Polizisten erschossen, ein weiterer von aufgebrachten Bürgern gelyncht. Chaotische Verhältnisse herrschen auch in den Krankenhäusern Haitis. Wie lokale Medien berichten, versuchen inzwischen zahlreiche Verletzte aus der Hauptstadt Port-au-Prince, in Provinzkrankenhäusern Behandlung zu erhalten.

Das Deutsche Rote Kreuz kündigte an, ein weiteres mobiles Hospital ins Erdbebengebiet nach Haiti zu entsenden. Das Hospital, dessen Kisten mit 50 Tonnen Material noch in Berlin lagern, kann bis zu 700 Patienten täglich ambulant versorgen und hat 120 stationäre Betten. Derweil gibt es auch deutsche Opfer in Haiti zu beklagen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde ein Todesopfer geborgen, 16 weitere Deutsche werden noch vermisst.

Autor: Martin Muno (rtr, afp, dpa, epd)
Redaktion: Anna Kuhn-Osius