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Kein Ende der Gewalt in Bangkok

15. Mai 2010

In Bangkok hat es auch am Samstag wieder Unruhen gegeben. Die Armee warnte, dass in einer Sperrzone im Stadtzentrum von nun an auch scharf geschossen werde. Die Regierungsgegner wollen aber weiter protestieren.

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Thailändische Soldaten und Demonstranten stehen sich in Bangkok gegenüber (Foto: AP)
Die Gewalt eskaliert auf Bangkoks StraßenBild: AP

Am Samstag (15.05.2010) ist es in der thailändischen Hauptstadt Bangkok erneut zu Zusammenstößen zwischen oppositionellen Demonstranten und der Armee gekommen. Schüsse und eine starke Explosion waren zu hören. Dort, wo das Militär am Freitag das Feuer auf Regierungsgegner eröffnet hatte, brannten Reifen - vermutlich von Demonstranten angezündet.

Das Militär erklärte das von den Demonstranten besetzte Geschäftsviertel im Zentrum Bangkoks zur Sperrzone und warnte, dass in dem Areal scharf geschossen werde, berichteten thailändische Medien.

Eine Rauchwolke hängt am 15.05.2010 über dem besetzten Geschäftsviertel (Foto: AP)
Eine Rauchwolke hängt über dem besetzten GeschäftsviertelBild: AP

Rothemden wollen weiter protestieren

Die Demonstranten kündigten an, ihre Proteste fortzusetzen. "Wir werden weiter kämpfen", sagte ein Anführer der so genannten Rothemden am Samstag. Er räumte allerdings ein, dass die Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Benzin nach der Abriegelung des von ihnen besetzten Geschäftsviertels zur Neige gingen. Sie würden aber noch einige Tage ausreichen, sagte der Oppositionelle. Und er hoffe, dass es den Rothemden gelänge, trotz der Abriegelung Nachschub zu liefern.

Die Armee hatte am Donnerstag damit begonnen, das Viertel abzuriegeln. Die meisten der dort ansässigen Geschäfte und Botschaften waren bereits geräumt worden. Die Lage spitzte sich zu, als ein zur Opposition übergelaufener Offizier angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde. Demonstranten und Sicherheitskräfte lieferten sich daraufhin schwere Straßenschlachten. Dabei wurden mindestens 17 Menschen getötet und mehr als 140 Personen verletzt. Die Soldaten hatten gegen die Regierungsgegner Tränengas eingesetzt und teilweise scharf geschossen. Die Oppositionellen schleuderten Steine und Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte.

UN rufen Konfliktparteien zum Dialog auf

Ein Demonstrant rollt einen brennenden Reifen in Richtung Soldaten (Foto AP)
Demonstranten setzen Reifen in BrandBild: AP

Die thailändische Regierung betonte, dass die Sicherheitskräfte nur die Stellung halten und Blutvergießen verhindern wollten. Eine Räumung des von den Demonstranten besetzten Geländes sei nicht geplant. Nach Schätzungen der Polizei halten sich in dem Areal bis zu 5000 Menschen auf. Auf den Straßen rund um das besetzte Viertel sind Tausende Soldaten im Einsatz.

Die Vereinten Nationen riefen die Konfliktparteien in Thailand zu einem Ende der Gewalt auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte am Freitag in New York, er beobachte die zunehmende Gewalt und Spannungen mit "wachsender Sorge". Er forderte beide Seiten auf, zum Dialog zurückzukehren. Sowohl die Demonstranten als auch die Regierung in Bangkok müssten alles in ihrer Macht Stehende tun, um "weitere Gewalt und den Verlust von Menschenleben" zu verhindern, sagte Ban. Ähnlich äußerte sich das US-Außenamt. Angesichts der Unruhen hatten die USA am Donnerstag ihre Botschaft in Bangkok vorübergehend geschlossen.

Auswärtiges Amt rät von Bangkok-Reisen ab

Thailändische Soldaten führen einen Mann ab (Foto: AP)
Bild: AP

Das Auswärtige Amt in Berlin riet dringend von Reisen nach Bangkok ab. Dies betreffe jedoch nicht den Transit auf den Flughäfen der Stadt, sagte ein Sprecher am Freitag in Berlin. Die deutsche Botschaft habe ihren Betrieb "auf ein Minimum" reduziert. Deutsche Reiseveranstalter sagten alle Bangkok-Reisen bis Ende Mai ab.

Seit März starben bei den Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Rothemden mehr als 40 Menschen. Versuche, den Konflikt zu lösen, scheiterten bisher.

Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte in der vergangenen Woche dem Druck der Rothemden zunächst nachgegeben und eine vorzeitige Auflösung des Parlaments vorgeschlagen. Seine Gegner erklärten sich im Grundsatz mit dem Versöhnungsplan einverstanden, verknüpften ihn jedoch mit immer weiteren Forderungen. Unter anderem wollen die Regierungsgegner einen Vize-Präsidenten wegen der gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Armee und Demonstranten im April vor Gericht sehen. Abhisit zog ein Versöhnungs-Angebot deshalb zuletzt wieder zurück.

Die Rothemden gehören mehrheitlich der verarmten Landbevölkerung an und sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie werfen Abhisit vor, im Dienst der Eliten zu stehen. Sie fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, apn, rtr, afp)
Redaktion: Manfred Goetzke