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Kein Ende des Kursverfalls beim Dollar

Michael Knigge29. Dezember 2004

Der Euro bleibt auf Rekordjagd, während sich der seit drei Jahren andauernde Fall des Dollars gegenüber der Gemeinschaftswährung fortsetzt. Vom Kursverfall des Dollars geht für die Weltwirtschaft aber keine Gefahr aus.

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Weit weg von der Parität: Dollar und EuroBild: AP

Die Gegenbewegung von Dollar und Euro wird Verbrauchern, Anlegern und Unternehmen auf absehbare Zeit erhalten bleiben. Auch im nächsten Jahr wird sich der Höhenflug des Euro und der gleichzeitige Fall des Dollars fortsetzen. Zwar hat die US-Währung innerhalb von drei Jahren schon rund 30 Prozent an Wert gegenüber dem Euro verloren, dennoch ist noch kein Ende des Kursverfalls zu erwarten, betonen Devisen-Experten.

Wechselstube mit Dollar und Euro Geldscheine
Ein niedriger Dollarkurs hilft den USA, das Außenhandelsdefizit zu senken.Bild: AP

"Der Trend ist intakt und der Trend heißt niedrigerer Dollar", sagt Christian Heger, Chef-Stratege bei HSBC Trinkaus Capital Management. "Das wird sich nach unserer Prognose auch im nächsten Jahr fortsetzen." Es sei durchaus realistisch, dass der Euro im nächsten Jahr auf Kurse bis zu 1,45 Dollar steige. Zum Vergleich: Am Dienstag (28.12.2004) erreichte der Euro ein Allzeithoch von 1,36 Dollar.

Dollar sinkt auch in 2005

"Wir sehen noch kein Ende der Dollarschwäche", betont auch Stefan Klomfass, Devisenmarkt-Stratege bei Helaba Trust. "Unsere Prognose ist, dass es so weiter geht." Schließlich ist das Drehen an der Währungsschraube für die amerikanische Regierung der einfachste Weg, das hohe Außenhandelsdefizit zu senken. Deshalb ist die Politik der US-Regierung auch ganz eindeutig auf eine Dollarabwertung gerichtet, ohne dass dies allerdings konkret ausgesprochen werde, sagen die Experten übereinstimmend.

Euro Skulptur in Frankfurt vor der EZB
Wer hätte das bei der Währungseinführung gedacht: Der Euro ist stärker als der Dollar.Bild: dpa

Die amerikanische Regierung weiß, dass ein schwächerer Dollar ihr hilft, das Defizit abzubauen. Die US-Firmen sind durch den niedrigeren Kurs konkurrenzfähiger und können ihre Produkte leichter absetzen. Entsprechend wird der Wettbewerb für europäische Unternehmen härter. Doch ein schwacher Dollar hat auch Vorteile für die Europäer: "Wir haben die hohen Rohölpreise bisher nur sehr wenig zu spüren bekommen", erläutert Klomfass. "Außerdem können europäische Verbraucher und Unternehmen wegen des niedrigen Dollars Güter aus den USA preiswert importieren." Zudem müssten Europäer und Japaner ohnehin endlich mehr tun, um eigenes Wirtschaftswachstum zu generieren, statt sich immer auf den Schub der Amerikaner zu verlassen, betont Heger.

Keine Gefahr für die Weltwirtschaft

Die kürzlich ausgesprochene Warnung des französischen Finanzministers Hervé Gaymard vor einer weltweiten "Katastrophe" durch einen weiteren Dollarverfall halten Experten für übertrieben. "Das ist Unsinn, dafür sitzen alle Beteiligten viel zu sehr in einem Boot", sagt Heger von HSBC Trinkaus Capital Management. "Das ist eine kontrollierte Abwertung, denn die USA haben überhaupt kein Interesse an einem dramatisch fallenden Dollar, weil ab einer bestimmten Marke natürlich alle internationalen Anleger ihre Investitionen zurückziehen würden."

Außerdem, betont Helaba Trust-Experte Klomfass, werde die Bedeutung der Währungen für die Konjunktur häufig überschätzt. "Der Zustand der Weltwirtschaft ist viel wichtiger als die Wechselkurse. Wenn die Wirtschaft brummt, wie sie das in 2004 international getan hat, dann kann man auch einen niedrigen Dollar gut verkraften."