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Kein Frieden für Darfur

9. September 2009

Seit sechs Jahren tobt in Darfur im Westen des Sudans ein blutiger Konflikt. Die Zahl der Toten wird auf 300.000 geschätzt, mehr als drei Millionen Menschen wurden vertrieben.

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Rebellen in der sudanesischen Provinz Darfur (Foto: picture-alliance/dpa)
Militärischer Drill: Mitglieder der Rebellengruppe JEMBild: picture-alliance/ dpa

Der Konflikt in der sudanesischen Krisenprovinz begann im Jahr 2003: Damals erhoben sich Rebellen der "Sudanesischen Befreiungsarmee" (SLA) und der "Bewegung für Gleichheit und Gerechtigkeit" (JEM), weil sich die afrikanische Bevölkerung Darfurs von der Zentralregierung in Khartum benachteiligt fühlte. Die Aufständischen in Darfur kämpfen gegen die sudanesische Armee und die mit ihr verbündeten arabisch-stämmigen Dschandschawid-Milizen. Die Armee und die Dschandschawid-Milizen werden für den Großteil der Gräueltaten an der Bevölkerung verantwortlich gemacht.

Langwieriger Friedensprozess

Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir (Foto: picture-alliance/dpa)
Gegen Sudans Präsident al-Bashir liegt internationaler Haftbefehl vorBild: picture-alliance/ dpa

Im März 2009 erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir wegen Kriegsverbrechen in Darfur. Die sudanesische Regierung verweigert aber seine Auslieferung. Als Reaktion auf den Haftbefehl hatte Bashir zahlreiche internationale Hilfsorganisationen des Landes verwiesen. Die Stationierung einer Friedenstruppe in Darfur unter gemeinsamer Führung von UN und Afrikanischer Union seit Anfang 2008 sollte den Friedensprozess beschleunigen. Mit 26.000 Soldaten ist es der größte und teuerste UN-Einsatz aller Zeiten. Die UN-Mission ist allerdings knapp zwei Jahre nach ihrem Start noch nicht voll einsatzfähig. Frühestens Ende des Jahres, so die offizielle Sprachregelung, sollen sämtliche Soldaten und Polizeikräfte in Darfur stationiert sein. Der Friedensprozess kommt unterdessen nur langsam voran. Die Rebellengruppen, die inzwischen stark zersplittert sind, weigerten sich bisher beharrlich, einen Friedensvertrag mit der sudanesischen Regierung zu unterschreiben.

Ex-General erklärte vorschnelles Ende des Krieges

Viele Menschen in Darfur sind auf Versorgung durch Hilfsorganisationen angewiesen (Foto: AP)
Keine Sicherheit für Sudans BevölkerungBild: AP

Der nigerianische General Martin Luther Agwai, bis vor kurzem Oberbefehlshaber der UN-Friedenstruppe in Darfur, sorgte vor einigen Wochen mit seiner Behauptung, der Bürgerkrieg in der westsudanesischen Krisenregion sei vorbei, für Irritationen. Es gebe zwar noch Banditentum und lokale Gefechte, aber der wirkliche Konflikt sei zuende, erklärte er in Khartum vor erstaunten Journalisten. Er hatte vor zwei Jahren die Führung des UN-Friedenseinsatzes in Darfur übernommen. Ende Juli quittierte Agwai seinen Job. Politikwissenschaftler und Menschenrechtler halten allerdings wenig von Agwais Einschätzung. Sie befürchten, dass die Regierung in Khartum nach der Verhängung des Haftbefehls gegen Al-Baschir auf Zeit spielt. Die Kämpfe hätten ohne Zweifel nachgelassen, sagte etwa der britische Konfliktforscher Gill Lusk. Aber die Regierung könne die Gewalt jederzeit wieder anfachen. Eine ähnliche Einschätzung vertritt eine Mitarbeiterin der Internationalen Crisis Group. Al-Baschir habe so viele Milizen in Darfur, dass er letztlich das Ausmaß der Gewalt kontrolliere.

Alte Konflikte

Darfur war bis 1916 ein unabhängiges Königreich. Die Region ist ungefähr so groß wie Frankreich, in drei Provinzen aufgeteilt und hat rund fünf Millionen Einwohner. Ein Großteil der Bevölkerung ist afrikanischer Herkunft. Eine Minderheit, überwiegend Nomaden, ist arabisch-stämmig. Fast alle Bewohner Darfurs sind Muslime. Zwischen den Nomaden und afrikanischen Ackerbauern gibt es Konflikte um Weiderechte, Land und Wasser. Diese haben sich durch hohes Bevölkerungswachstum und Dürren verschärft. Ende der 80er Jahre kam es erstmals zu erbitterten Kämpfen. Menschenrechtler werfen Sudans Regierung vor, die Konflikte instrumentalisiert und die arabischen Ethnien aufgerüstet zu haben.

og/pa/epd/afp/dpa