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Kein Handy mehr unterm Christbaum

Michael Knigge4. Dezember 2001

Trotz Terror und Rezessionsangst – die Deutschen werden für das Weihnachtsfest 2001 mindestens so viel Geld ausgeben wie im Vorjahr.

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Besuchermagnet: Der Erfurter WeihnachtsmarktBild: AP

Neben Klassikern wie Parfüm und Bücher, zählen Experten in diesem Jahr auch Digitalkameras und DVD-Geräte zu den Trendgeschenken. Der Auftakt des Einkaufsmarathons bis zum 24. Dezember am vergangenen Samstag lässt die Händler jedenfalls hoffen. "Pünktlich zum Beginn des Advent ist der erhoffte Schwung in das diesjährige Weihnachtsgeschäft gekommen", sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE).

Nach einer Umfrage des HDE verzeichnete die Hälfte der Geschäfte am ersten Adventssamstag einen höheren Umsatz als im Vorjahr. "Über ein Drittel freute sich noch, ebensoviel eingenommen zu haben wie vor einem Jahr", betonte Pellengahr. Alle befragten Warenhäuser und Geschäfte äußerten sich im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft 2001 optimistisch. Der HDE selbst rechnet nach eigenen Angaben beim Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr mit einer leichte Umsatzsteigerung auf 24 Milliarden Mark.

Niedrige Ölpreise und Euroeinführung beflügeln

Dieses Ziel ist aber nur aufgrund der schwachen Vorgaben des Vorjahres erreichbar, erläutert Berndt Maisch, Fondsberater der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank). "Positiv für den Handel sind auch die gesunkenen Ölpreise, durch die der Kunde ein paar Mark mehr in der Tasche hat." Zudem könnte die Euroeinführung ab Januar die Verbraucher veranlassen, ihre restlichen DM-Barbestände in den Geschäften zu lassen, anstatt sie in Euro umzutauschen.

Einkaufsrausch trotz schlechter Stimmung

Konsum- und Handelsanalysten beurteilen die nächsten Wochen überwiegend positiv. "Ich glaube, dass das Weihnachtsgeschäft ähnlich gut läuft wie jedes Jahr. Die Menschen sagen fast zum Trotz, wir feiern jetzt ein schönes Fest und dazu gehört auch der große Weihnachtseinkauf ", sagte Michael Mantlik, Analyst bei der Vereins- und Westbank. "Die Renner zu Weihnachten werden sicherlich wieder die Branchen Verbrauchselektronik und Konsumgüter sein. Davon wird der Metro-Konzern mit seinen Saturn-Märkten für Elektronikgeräte profitieren". Saturn mache traditionell im vierten Quartal das Hauptgeschäft des Jahres.

Aber auch auf die Lebensmittelmärkte von Metro, Real und Extra, werde sich das spezielle Konsumverhalten der Menschen in der Adventszeit auswirken. "Dazu gehört einfach der große Lebensmitteleinkauf vor Weihnachten, bei dem nicht so sehr aufs Geld geschaut wird und auch teurere Lebensmittel im Einkaufskorb landen."

Weihnachtsspezialist Douglas

Ist das Weihnachtsgeschäft für das Kölner Handelsunternehmen Metro wichtig, dann verdient die Hagener Douglas Holding AG den Titel Weihnachtsspezialist: "Der größte Profiteur des Weihnachtsgeschäfts in Deutschland ist Douglas. Der Konzern erzielt einen Großteil seiner Umsätze im vierten Quartal. Mit seinen unterschiedlichen Standbeinen Parfümerie, Schmuck, Büchern und Süßwaren deckt Douglas fast die gesamte Weihnachtsgeschenk-Palette ab", sagte BW-Bank-Experte Maisch.

Die Bilanz von KarstadtQuelle wird Maisch zufolge ebenfalls in den letzten Dezemberwochen nochmals kräftig aufpoliert. "KarstadtQuelle macht insbeondere durch seine Kaufhäuser im vierten Quartal riesengroße Umsätze und erzielt durch das Weihnachtsgeschäft ein positives Gesamtjahresergebnis".

Ein dickes Plus durch Trendgeschenke wie Digitalkameras und DVD-Spieler erwarten die Analysten neben den Geräteherstellern wie Sony auch bei den am Neuen Markt gelisteten Elektronikhändlern Medion und 4MBO, die Verkaufsaktionen im Einzelhandel durchführen.

Luxus schenken

Doch nicht nur in großen Kaufhäusern, Handels- und Elektronikkonzernen klingen an Weihnachten die Kassen. Für Geschenke zum wichtigsten Fest der Deutschen gilt das Motto: Klein, aber fein. Weshalb sich die Menschen gerne mit Champagner, Krawatten oder Taschen beschenken und damit die Geschäfte der Luxusanbieter ankurbeln. "Die "luxury"-Marken der Unternehmen Boss oder des franzöischen Konzerns LVMH, wie Luis Vuitton und Moet & Chandon, zählen zu den Klassikern im Weihnachtsgeschäft", betont Maisch.

Handys und Reisen out

Zwei Renner der vergangenen Jahre müssen dagegen wohl auf Weihnachten 2002 hoffen: Handys und Reisen. Während in den Vorjahren unter vielen Christbäumen ein Mobiltelefon lag, telefoniert inzwischen die Mehrheit der Deutschen auch per Handy. Außerdem, betonen Experten, gebe es keine attraktiven technischen Neuheiten, die die Kunden lockten.

Und auch das Reisefieber der Deutschen war schon mal größer. So brachen nach Angaben von Vereins-und Westbank-Analyst Mantlik die Buchungen beim weltgrößten Tourismuskonzern Preussag für die Wintersaisonum zehn Prozent ein. "Die Anschläge vom 11. September und mehrere Flugzeugabstürze haben die Reiselust der Deutschen zur Weihnachtszeit gebremst", sagte er zur Begründung.