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Kein kasachisches Öl für die Ukraine

2. Juni 2005

Die Ukraine ist auf der Suche nach neuen Quellen für Brennstoffe. Mit dem Besuch Präsident Juschtschenkos in Kasachstan waren große Hoffnungen verbunden. Doch die wurden enttäuscht.

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Kein Verhandlungserfolg für Wiktor Juschtschenko in AstanaBild: AP

Am 30. Mai hat Wiktor Juschtschenko seinen Besuch in Kasachstan beendet. Der ukrainische Präsident konnte keinen besonders herzlichen Empfang erwarten, schließlich hatte sich das offizielle Astana negativ zum Machtwechsel in der Ukraine geäußert. Doch Präsident Juschtschenko war nicht nach Kasachstan gekommen, um mit der Opposition eine Revolution zu planen. Hauptziel seines Besuches waren Gespräche über eine mögliche Wiederaufnahme kasachischer Erdöllieferungen aus Kasachstan in die Ukraine. Diese Lieferungen waren im vergangenen Jahr unterbrochen worden.

Vergebliche Verhandlungen?

Statt der geplanten 30 Minuten dauerten die Gespräche zwischen beiden Präsidenten mehr als drei Stunden. Die Journalisten, die nach den Verhandlungen auf Juschtschenko warteten, wurden enttäuscht: Der ukrainische Präsident hatte ihnen nichts Konkretes mitzuteilen. Juschtschenko sagte lediglich: "Wir schätzen unsere Beziehungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur", und er fügte hinzu: "Beide Seiten können durch politische Arbeit noch mehr für die Entwicklung der Beziehungen tun." Andere, sehr allgemeine Aussagen hätten genauso auch eine Woche vor den Gesprächen gemacht werden können. Dies lässt darauf schließen, das die Frage über die Wiederaufnahme der Erdöllieferungen nicht gelöst werden konnte.

Nasarbajew: Keine Lösung ohne Russland

Kiew hatte sich große Hoffnungen auf einen positiven Ausgang der Gespräche gemacht. Nach der Benzinkrise in der Ukraine hatten Juschtschenkos Regierungsmitarbeiter erklärt, nicht länger hauptsächlich Erdöl aus Russland importieren zu wollen, sondern ebenso aus anderen Ländern. Zu diesen Länder zählt auch Kasachstan. Doch diese Hoffnungen wurden enttäuscht.

So unterstrich der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew, die Frage der Erdöllieferungen in die Ukraine und in andere Länder Europas könne nur im Rahmen des Einheitlichen Wirtschaftsraum gelöst werden. Und wie üblich betonte der kasachische Präsident: "Diese Fragen müssen unbedingt gemeinsam mit Russland entschieden werden", schließlich sei Russland Transitland für die Erdöltransporte. Dennoch äußerte Nasarbajew Interesse am Weiterbau der Pipeline Odessa-Brody; Kasachstan sei bereit, als Aktionär in das Projekt einsteigen.

Suche nach neuen Partnern

Bleibt die Frage, ob es überhaupt sinnvoll für die Ukraine ist, Erdöl aus Kasachstan zu importieren? In diesem Jahr hat es noch keine Lieferung gegeben: Steigende Preise für kasachisches Öl und der kostspielige Transport per Zug haben diesen Weg weniger interessant gemacht. Zurzeit bleibt Turkmenistan der wichtigste Handelspartner der Ukraine in Zentralasien. Von dort bezieht Kiew jährlich

36 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Doch der turkmenische Präsident Nijasow ist kein zuverlässigen Partner. Ende vergangenen Jahres setzte er Kiew unter Druck: Er wollte statt der damaligen 44 Dollar pro Tausend Kubikmeter Erdgas plötzlich 58 Dollars. Mitten im Winter lieferte er solange kein Gas, bis Kiew den erhöhten Preisen zustimmte. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Ukraine auf der Suche nach neuen Partnern für die Rohstofflieferung ist.

Wjatscheslaw Yurin
DW-RADIO/Russisch, 30.5.2005, Fokus Ost-Südost