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Digitales Lexikon

29. Juli 2009

Das "Deutsche Wörterbuch" von Jacob und Wilhelm Grimm dokumentiert die Sprachgeschichte aus zwölf Jahrhunderten. 2012 wird die Neubearbeitung der Buchausgabe eingestellt. Dann soll es im Internet weitergeführt werden.

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In Leder gebundene Ausgaben des Wörterbuches (Foto: DW)
Demnächst nur noch digitalBild: picture-alliance / dpa

Denkt man an die Gebrüder Grimm, denkt man an Märchen. Einen Namen gemacht haben sich Jacob und Wilhelm Grimm allerdings nicht nur als Sammler von Geschichten aus aller Welt, sondern auch als Sprachforscher. 1838 fingen sie damit an, Wörter, die sie hörten oder lasen, aufzuschreiben. So entstand ihr Lebenswerk, das "Deutsche Wörterbuch".

Tod bei Frucht

Gebrüder-Grimm-Denkmal in Hanau (Foto: Illuscope)
Gebrüder-Grimm-Denkmal in HanauBild: Illuscope

Die Arbeit an diesem Wörterbuch war allerdings so zeitaufwändig, dass Jacob Grimm starb, als er gerade das Wort "Frucht" bearbeitete. Das war 1863 in Berlin. Sein Bruder Wilhelm verstarb bereits 16 Jahre davor.

Die beiden wandten eine neue Methodik an: Zum ersten Mal erklären Anwendungs-Beispiele eines Wortes das Wort selbst. Es wurde keine Bedeutung vorgegeben. Das sei eine erstaunlich effiziente Methode, aber auch sehr umständlich, erklärt Professor Wolfgang Klein vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in der niederländischen Stadt Nimwegen. Das Wörterbuch in dieser Form weiterzuführen, wäre angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten nicht mehr sinnvoll. Man könne heute die Tiefe der Bearbeitung, die Gründlichkeit der Analysen, die Sorgfalt, mit der alles gemacht wird, sehr viel schneller mit den digitalen Methoden erledigen, so der Wissenschaftler, der sich mit den Vorteilen des "alten Grimm" und des "neuen Grimm" beschäftigt hat.

Coverbild Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (Foto: dtv)
Erster Band des Großwerks

Vor- und Nachteile

Von den Möglichkeiten im 21. Jahrhundert konnten die Gebrüder Grimm im 19. Jahrhundert natürlich noch nichts ahnen. Hundert Jahre nach dem Tod von Jacob machten sich Sprachforscher aus Ost-Berlin und Göttingen 1963 daran, das "Deutsche Wörterbuch" zu vervollständigen. In 33 Bänden liegt das bis heute umfassendste Wörterbuch der deutschen Sprache vor. 2012 soll die Neubearbeitung der Buchausgabe beendet werden.

Fortgeführt werden soll das Projekt an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste dann aber im Internet. Professor Wolfgang Klein sieht neben einer Zeitersparnis beim Bearbeiten und beim Recherchieren in der Datenbank auch den Vorteil, dass man sich auch die Aussprache eines Wortes anhören kann. "Im 'Alten Grimm' stand überhaupt kein Aussprachehinweis", so Klein, "das hätte man nur mit einer Lautschrift machen können, die aber die meisten Leute nicht verstehen. Mit den digitalen Methoden kann man sich das Wort vorsprechen lassen."

Die Zukunft

Die Gebrüder Grimm wollten den Wortschatz von der Zeit Luthers bis in ihre Gegenwart abbilden. Was die Online-Datenbank leisten soll, sieht Klein so: Eigentlich sei im "alten Grimm" die gesamte deutsche Wortgeschichte, soweit man sie damals kannte, vorhanden. "Was wir natürlich tun wollen", erläutert Klein, "ist die Information über die Entwicklung von Bedeutung, Vorkommen und Häufigkeiten des deutschen Wortschatzes unmittelbar an die Gegenwart heranzuführen."

Ein hehres Unterfangen, was die Forscher mit der Online-Version des "Deutschen Wörterbuchs" von Jacob und Wilhelm Grimm vorhaben. Die Neubearbeitung des Nachschlagewerks im Internet ist bereits in vollem Gange.

(cp/sam/dpa)