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Dijon verliert seinen Senf

Jennifer Lepies21. November 2008

Der bekannte Dijon-Markensenf wird nur noch bis zum Ende dieses Jahres in dem historischen Fabrikgebäude in Dijon produziert. Knapp 300 Stellen werden durch die Verlegung in das Werk in Chevigny gestrichen.

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Senfpflanze (Quelle: AP)
Aus der Senfpflanze werden die Körner für die Verarbeitung des Dijon-Senfs gewonnenBild: AP

Den Markensenf aus der ostfranzösischen Stadt Dijon wird im nächsten Jahr nicht mehr in Dijon produziert. Das Unternehmen Amora Maille, das seit dem Jahr 2000 zum britisch-niederländischen Konzern Unilever gehört, teilte heute mit, dass die mehr als 100 Jahre alte Senf-Fabrik in Dijon bis zum 31. Dezember 2009 geschlossen werden soll.

Danach soll der Senf im nahe gelegenen Ort Chevigny hergestellt werden. Dort plant man zehn Millionen Euro zu investieren, um aus dem Werk einen Vorzeigestandort für ganz Europa zu machen, sagt das Unternehmen Amora Maille.

Zu teure Senfkörner

Ein Sack voll Senfkörner (Quelle: DPA)
Senfkörner entwickeln erst beim Entstehen des Senföls ihren scharfen GeschmackBild: picture-alliance/dpa

Als Grund für die Schließung gab der Konzern die gestiegenen Preise für Senfkörner an, die vor allem aus Kanada nach Frankreich importiert werden. Sie verteuerten sich im vergangenen Jahr um 144 Prozent. Außerdem sei die Produktivität des Standortes in Dijon und einer weiteren Fabrik in Appoigny im Département zu gering. Man habe innerhalb der vergangenen sechs Jahre einen Produktionsrückgang von knapp 42 Prozent verzeichnet, ließ Amora Maille verlauten. Die Fabrik in Appoigny sei nicht einmal zu einem Viertel ausgelastet. Insgesamt sollen dort 265 Stellen gestrichen werden.

Das Unternehmen Amora Maille will aber weiterhin Senf, Mayonaise, Essig und Gewürzgurken abfüllen. Die Mitarbeiter wurden von der Entscheidung überrascht. "Eine Bombe" nannten Vertreter der Belegschaft die Ankündigung. Sie sagten, dass die Produktion von Gewürzen, Ketchup und Salatsoßen bereits in Polen, Tschechien und in die Türkei verlagert worden sei. Gewerkschafter befürchten jetzt, dass ihnen auch eine Auslagerung ins Ausland bevorstehe.

Der weltbekannte Senf aus Dijon, der Hauptstadt des Burgunds, blickt auf knapp 270 Jahre Tradition zurück. Vorfahren der Mailles besaßen Mitte des 18. Jahrhunderts eine Monopolstellung, um Essig und Senf herzustellen. Neben den eigenen Läden des Unternehmens im Burgund gibt es auch in Paris ein eigenes Geschäft, das bereits seit 1747 existiert.

Die Herstellungsart ist entscheidend

Dijon-Senf wird dabei ausschließlich aus braunen Senfkörnern hergestellt. Das Besondere: Die Senfkerne werden zur Produktion nicht entölt. Die Schärfe entsteht erst mit Hilfe eines Enzyms. Die Bezeichnung Dijon bezieht sich also nicht auf den Herkunftsort, sondern auf die Herstellungsart. Seit 1937 ist der Begriff gesetzlich geschützt.