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Musik als Sozialarbeit: Das zentralamerikanische Jugendorchester

2. Mai 2010

Ein Sozialprojekt von musikalischem Weltrang hat sich in Mittelamerika etabliert: Das Programm SiNEM ermöglicht Kindern aus armen Familien kostenlosen Instrumentalunterricht - und fördert so ihre soziale Integration.

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Jugendorchester in Costa Rica (Foto: DW/Julia Kaiser)
Zentralamerikanisches JugendorchesterBild: DW

Der Gedanke hat sich nur langsam durchgesetzt: Schon 1975 hat der venezolanische Komponist und Politiker José Antonio Abreu das Netzwerk El Sistema ins Leben gerufen. Die Idee: Die Beschäftigung mit Musik sollte vor allem Kindern aus armen Verhältnissen eine Zukunft bieten und ihre gesellschaftliche Integration erleichtern. Die dafür nötigen Gelder musste Areu den jeweiligen Regierungen damals regelrecht abtrotzen.

"Da will ich hin"

Der venezulanische Dirigent Gustavo Dudamel (AP Photo/Keystone/Sigi Tischler)
Gustavo DudamelBild: AP

"El Sistema" wird das Projekt inzwischen nur noch kurz und bündig genannt, das auch international für Schlagzeilen sorgt. Dahinter verbirgt sich kein starres System, sondern Musikschulen und Orchester, die in den Händen der Jugendlichen und ihrer Lehrer selbst liegen. Als prominentestes Beispiel gilt das Simon Bolivar Jugendorchester aus Venezuela, das unter Leitung von Gustavo Dudamel weltweite Konzertreisen unternimmt. Viel wichtiger als der Erfolg nach außen ist aber die Bedeutung, die die Beschäftigung mit einem Instrument für die Jugendlichen selbst hat. Für viele ist es ein Weg aus der Perspektivlosigkeit und für einige sogar die Erfüllung eines Traumes. Der 15-jährige Pablo aus Costa Rica erzählt: "Ich habe mein ganzes Leben davon geträumt, Violine zu spielen, aber meine Familie hatte nicht die Mittel dazu. Aber der Traum ließ mich nicht in Ruhe. Als ich zum ersten Mal ein Orchester sah, wusste ich: Da will ich hin."

Lob vom Friedensnobelpreisträger

Oscar Arias (AP Photo/Kent Gilbert)
Oscar AriasBild: AP

Vor drei Jahren hat sich SiNEM auch in Costa Rica gegründet und in dieser Zeit schon viel bewirkt, sagt der frühere Präsident Costa Ricas und Friedensnobelpreisträger Oscar Arias. Auch er ist überzeugt davon, dass ein Kind, das ein Instrument in die Hand bekommt, später nicht zu Waffen oder Drogen greifen wird. Bereits an 32 Orten im ganzen Land gewinnen Kinder durch ihr Instrument Selbstvertrauen und lernen, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und zusammen zu arbeiten.

Musik kontra wirtschaftliche Konkurrenz

Jugendorchester in Costa Rica (Foto: DW/Julia Kaiser)
Zentralamerikanisches Jugendorchester in Costa RicaBild: DW

Ein weiteres Projekt von SiNEM ist das Zentralamerikanische Jugendorchester. Einmal im Jahr kommen Jugendliche aus Guatemala, El Salvador, Honduras, Costa Rica und in diesem Jahr zum ersten Mal auch aus Nicaragua zusammen. Derzeit treffen sie sich in Costa Rica zu einer Probenwoche und anschließenden Konzerten. Diejenigen, die sich sonst als Konkurrenten erleben, die kaum mehr verbindet als die gemeinsame Sprache, musizieren hier Pult an Pult und fiebern gemeinsam dem ersten Konzertabend entgegen.

Autorin: Julia Kaiser

Redaktion: Gudrun Stegen