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Keine akute Gefahr für Europa

7. Mai 2003

Die EU-Staaten verzichten auf umfassende SARS-Tests bei der Einreise von Fluggästen aus den betroffenen Regionen. WHO-Generalsekretärin Brundtland sieht Höhepunkt noch nicht erreicht – WHO schickt jetzt ein Expertenteam.

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Kampf der SeucheBild: AP

Trotz der weiteren Ausbreitung von SARS sehen die EU-Gesundheitsminister noch keine akute Gefahr für Europa. Die Europäische Union müsse auf die Lungenkrankheit aber mit dem "entsprechenden Ernst" reagieren, sagte der EU-Ratspräsident und griechische Gesundheitsminister Kostas Stefanis bei einem Sondertreffen der Ressortchefs am Dienstag (6. Mai 2003) in Brüssel. Die Minister verständigten sich auf eine stärkere Zusammenarbeit bei der Aufklärung und Warnung sowie bei der Suche nach einem Impfstoff. An der Sitzung nahm auch WHO-Generalsekretärin Gro Harlem Brundtland teil, die davor warnte, dass der Höhepunkt von SARS noch nicht erreicht sei. Brundtland sagte aber auch: "Wir haben immer noch die Möglichkeit, die erste neue Krankheit dieses Jahrhunderts einzudämmen und auszurotten."

EU-Gesundheitskommissar David Byrne sagte nach der Sondersitzung der EU-Gesundheitsminister in Brüssel, die meisten Länder hätten Kontrollen bei der Ausreise für sinnvoller gehalten als medizinische Untersuchungen bei der Einreise in die EU. Allerdings würden einige Länder Befragungen bei der Einreise aufrechterhalten. Die geringe Zahl von SARS-Fällen in Europa habe gezeigt, dass die bestehenden Maßnahmen ausreichten, sagte Byrne. In der EU gebe es weiterhin keinen Todesfall. Italien hatte Einreisekontrollen befürwortet.

Trügerische Inkubationszeit

Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Klaus Theo Schröder, wies darauf hin, dass Einreisekontrollen einen falschen Eindruck von Sicherheit vermitteln könnten. Die Ansteckungszeit betrage bis zu zehn Tage, also könne auch ein bei der Einreise als gesund bezeichneter Passagier später erkranken. Zudem lasse sich schwer festlegen, bei welchen Flügen kontrolliert werden solle. Der erste deutsche SARS-Fall sei aus den USA nach Deutschland gekommen und nicht aus dem asiatischen Raum, wo es die meisten Fälle gibt.

Angesichts der globalen Bedrohung durch ansteckende Krankheiten wie SARS unterstützte die WHO-Generalsekretärin Brundtland die Idee von EU-Gesundheitskommissar David Byrne, ein EU-Zentrum für Krankheitsbekämpfung und –kontrolle aufzubauen. Die deutsche Delegation hält die Grundidee zwar für gut. Allerdings wäre ein "virtuelles Zentrum" der bessere Weg, sagte Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Der Ausbau des bestehenden Netzwerkes von Experten in den EU-Staaten wäre schneller und effizienter als der Aufbau einer neuen Behörde.

Expertenteam der WHO soll helfen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsendet darüberhinaus ein Expertenteam in die nordchinesische Provinz Hebei, aus der vergangene Woche ein besonders drastischer Anstieg von SARS-Infektionen gemeldet wurde. Allein am Dienstag (6. Mai 2003) seien in der dicht besiedelten Region 113 neue Fälle der Lungenkrankheit aufgetreten, teilte die WHO mit. Hebei grenzt an Peking, das in China mit rund 2000 SARS-Patienten am schwersten von der Seuche betroffen ist.

Das Expertenteam solle dazu beitragen, eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden. Weltweit starben daran bislang 480 Menschen, davon 107 allein in Peking, und mehr als 6700 weitere erkrankten. Europa ist von der Krankheit bislang weitgehend verschont geblieben. Gemeldet wurden bisher insgesamt rund 30 Verdachtsfälle und mutmaßliche Infektionen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, Schweden, Polen und Spanien. Todesfälle gab es bislang keine. (pf)