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Tod von Tamir Rice bleibt ohne Folgen

29. Dezember 2015

Die beiden Polizisten, die für die Erschießung des zwölfjährigen Jungen in Cleveland verantwortlich sind, müssen nicht vor Gericht. Der Staatsanwalt sprach nach der Entscheidung von "menschlichen Irrtümern".

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Tamir Rice, von Polizist erschossener Junge in Cleveland, USA
Bild: picture-alliance/AP Photo/Courtesy Richardson & Kucharski Co., L.P.A.

Der Junge hieß Tamir Rice, er war zwölf Jahre alt und er hatte - eine Spielzeugpistole. Nun ist das Kind tot; und die Erschießung durch einen weißen Polizisten im US-Bundesstaat Ohio hat für den Schützen und seinen Polizeikollegen keine strafrechtlichen Folgen. Das entschied eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern, wie der Staatsanwalt für Cuyahoga County mitteilte. Tim McGinty sprach von einer Gemengelage aus "menschlichen Irrtümern" und "Kommunikationsfehlern" am Tag des tödlichen Vorfalls.

Im November 2014

Der Polizist Timothy Loehmann hatte den mit seiner Spielzeugpistole hantierenden Tamir Ende November 2014 in einer Parkanlage in Cleveland erschossen. Loehmann und der ihn begleitende Polizist Frank Garmback hielten die Waffenattrappe nach eigenen Angaben für echt. Auch gegen Garmback wird keine Klage erhoben.

Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass die beiden Polizisten direkt nach der Ankunft am Ort des Geschehens das Feuer eröffneten. Angaben eines Anwohners, der in einem Anruf bei der Polizei von einer vermutlich unechten Waffe sprach, waren den Beamten offenbar nicht bekannt. Das Opfer starb Stunden später im Krankenhaus. Ein Passant hatte den Jungen beobachtet und die Streife gerufen.

Ein Richter hatte im Juni die Einleitung eines Strafverfahrens gegen die beiden beteiligten Polizisten empfohlen. Doch das Büro von Staatsanwalt McGinty beauftragte Experten, deren Gutachten den Polizeischützen entlasten. Ein Beamter der Bundespolizei FBI im Ruhestand und ein Staatsanwalt aus Denver befanden übereinstimmend, dass Loehmann "angemessen" gehandelt habe. Sie verwiesen auf einen Notruf, in dem der Junge als Mann mit einer Waffe bezeichnet worden sei.

Proteste gegen die Polizeigewalt im Fall Tamir Rice
Proteste: "von Cops ermordet"Bild: picture alliance/AP Photo/T. Dejak

Auf Seiten der Polizei

Die Anwälte der Familie Rice warfen der Staatsanwaltschaft vor, den Vorfall ohne Anklage aus der Welt schaffen zu wollen. Die Gutachter stünden auf der Seite der Polizei, erklärten sie.

Wäre es ein Einzelfall, die Empörung wäre nicht so groß. Doch die tödlichen Schüsse auf Tamir Rice waren einer von vielen Vorfällen, bei denen weiße US-Polizisten in den vergangenen Monaten unbewaffnete Schwarze erschossen. Landesweit gab es deswegen immer wieder Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt.

ml/qu (rtr, afp)