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Keine Brüste und kaum Überraschungen

9. Februar 2004

Die 46. Grammy-Verleihung brachte kaum Überraschungen - und war von der Angst um einen neuen Skandal geprägt. Für den sorgte ausgerechnet die US-Einwanderungsbehörde.

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Goldig: Beyonce Knowles mit ihren TrophäenBild: AP

Die R&B-Diva Beyonce Knowles ist mit fünf Trophäen als meist geehrte Künstlerin aus der 46. Grammy-Gala in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2004 in Los Angeles hervorgegangen. Der Top-Preis für das Album des Jahres jedoch ging an die Rapper Outkast mit ihrer Doppel-CD "SpeakerBoxxx/The Love Below". Als bester Song kam "Dance With My Father" von Luther Vandross zum Zuge. Der R&B-Sänger, der sich noch von einem schweren Schlaganfall erholt, gewann insgesamt vier Grammys und bedankte sich bei der Recording Academy per Videoaufzeichnung für die Ehre.

OutKast, Big Boi and Andre, Grammy Verleihung
OutKastBild: AP

Keine Live-Übertragung

Die Verleihung der begehrtesten Musikpreise der Welt im Staples Center von Los Angeles wurden erstmals nicht live, sondern mit fünf Minuten Verzögerung übertragen. Zu diesem Schritt entschloss sich der Sender CBS, um "anstößige Szenen" wie Janet Jacksons entblößte Brust, die beim "Super Bowl" eine Woche zuvor Furore gemacht hatte, dieses Mal rechtzeitig herausschneiden zu können. Die Pop-Sängerin selbst zog es nach CBS-Angaben vor, bei der Gala nicht aufzutreten.

Dagegen ging ihr "Super Bowl"-Partner Justin Timberlake auf die Bedingung des Senders ein und entschuldigte sich erneut in aller Öffentlichkeit für den "ungeplanten, äußerst bedauernswerten" Akt. Timberlake, der als bester Popsänger mit seiner Single "Cry Me a River" und für das beste Pop-Album "Justified" zwei Trophäen gewann, trat im Laufe des Abends mehrfach auf. Als Begleiterin hatte er nach dem Janet-Desaster demonstrativ seine Mutter mit zur Grammy-Show gebracht.

Coldplay für Kerry

Coldplay, Chris Martin, Grammy Award
Chris Martin von ColdplayBild: AP

Die britische Rockband Coldplay setzte sich mit ihrem Song "Clocks" gegen vier Hip-Hop-Konkurrenten durch. Sie wurde mit dem Preis für die Single des Jahres belohnt - und lieferten das politische Statements des Abends, indem sie ausdrücklich die Wahl von John Kerry zum neuen US-Präsidenten aufriefen. Beste Nachwuchskünstler wurden die Rocker Evanescence. Der Rapper Eminem bekam zwei der in insgesamt 105 Kategorien vergebenen Preise, und Bluegrass-Sängerin Alison Krauss drei.

Die Fünffachsiegerin Beyonce, einst Gründerin von Destiny's Child, gewann mit ihrem ersten Solo-Album "Dangerously in Love" unter anderem für die beste Darbietung einer R&B-Sängerin sowie das beste R&B-Album. Für das Remake "The Closer I Get With You" wurden sie und ihr Kollege Luther Vandross gemeinsam für das beste R&B-Duo geehrt.

Posthume Ehren für die Cashs

June Carter und Johnny Cash
June Carter und Johnny CashBild: AP

Outkast sahnte außer dem Hauptpreis auch den Grammy für die beste urbane/alternative Darbietung ab - mit ihrer Single "Hey Ya!". Das HipHop-Produzententeam Pharrell Williams und Chad Hugo, auch als Duo The Neptunes bekannt, trugen den längst überfälligen Grammy-Sieg als Produzenten und Songwriter des Jahres davon. Die "Queen of Soul", Aretha Franklin, Country-Star Vince Gill, der Rockveteran Sting und Jazzgitarrist Pat Metheny steckten jeweils den 16. Grammy ihrer Karriere ein, und Johnny Cash gewann in der Kategorie Kurzform-Video posthum seine zwölfte Trophäe.

Cash und seiner ebenfalls in 2003 gestorbenen Frau und Kollegin June Carter Cash zollte die Grammy-Akademie einen Extra-Tribut. Ganz besonders geehrt wurden auch andere kürzlich Verstorbene wie Warren Zevon, Ex-Beatle George Harrison, Sam Cooke und Celia Cruz.

Der deutsche Baritonsänger Thomas Quasthoff mit Grammy ausgezeichnet, Porträt
Thomas QuasthoffBild: dpa

Der deutsche Bariton Thomas Quasthoff hat einen Grammy als bester klassischer Solist gewonnen. Seine Einspielung von Schuberts Liedern, zusammen mit der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und begleitet von dem Europäischen Kammerorchester unter Leitung von Claudio Abbado, überzeugte die Jury.

Und doch ein Skandal

Die Angst vor einem Skandal bei der Feier blieb aber nicht umsonst: Janet Jackson zog es zwar vor, der Veranstaltung fern zu bleiben, doch die US-Einwanderungsbehörde sorgte schon im Vorfeld für einen Skandal ohne Nacktheit: Sie verweigerte dem mehrfachen Grammy-Preisträger Ibrahim Ferrer vom "Buena Vista Social Club" und mehreren anderen Kubanern das Visum zur Teilnahme an der Veranstaltung. (sams)