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Krise am Himmel

15. Juni 2009

Sinkende Passagierzahlen, rückläufige Frachtraten, knappes Kapital: Die Krise ist längst in der Luftfahrtbranche angekommen. Das spüren auch die Flugzeugbauer auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris.

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Heckleitwerke von Flugzeugen in Le Bourget (Foto: dpa)
In Le Bourget revidieren die Flugzeugbauer ihre PrognosenBild: picture alliance/dpa

Eigentlich sollte es ein großes Fest werden: Die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Luft- und Raumfahrt-Messe in Le Bourget bei Paris feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Doch nach Feiern ist den wenigsten der rund 2000 Aussteller zu Mute, die bis zum 21. Juni die neuesten Entwicklungen der Branche zeigen. Denn im Gegensatz zum Treffen 2007 hat sich die Stimmung als Folge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und des weiter ungeklärten Absturzes der Air-France-Airbus-Maschine vor Brasilien kräftig verdüstert. Bestellrekorde wie vor zwei Jahren mit gut 400 festen Aufträgen und etwa 280 Kaufverpflichtungen allein für Airbus gehören der Vergangenheit an, und die Prognosen sind und bleiben düster.

EADS-Chef Louis Gallois (Foto: AP)
Louis Gallois: "2010 und 2011 werden kritisch"Bild: AP

So wird der europäische Flugzeugbauer Airbus nicht umhin kommen, seine Produktion zu drosseln. In diesem Jahr kommt der Konzern aufgrund seines großen Auftragspolsters noch relativ ungeschoren davon. "Wir werden etwa genauso viele Flugzeuge abliefern wie 2008", sagte der Chef des Airbus-Konzerns EADS, Louis Gallois, in Paris. Schwierig wird es für Airbus in den kommenden Jahren. "2010 und 2011 werden kritischer", sagt Gallois voraus. Für 2010 sei die Produktion von Mittelstreckenflugzeugen der A320-Klasse aber sogar noch überbucht.

Trotz Krise keine Entlassungen

EADS-Geschäftsführer Thomas Enders (Foto: AP)
EADS-Geschäftsführer Thomas Enders: "Wir werden vermutlich 15 bis 20 Prozent weniger Maschinen ausliefern"Bild: AP

Für 2011 erwartet Airbus-Chef Tom Enders einen Rückgang der Auslieferungen um 15 bis 25 Prozent. Schon jetzt drückt Airbus auf die Bremse. So sollen in diesem Jahr nur 14 statt 18 Exemplare des weltgrößten Verkehrsflugzeugs A380 gebaut werden. Pro Monat sollen zudem statt 40 nur 34 Jets für die Mittelstrecke und statt zehn nur achteinhalb Langstreckenflugzeuge A330/A340 fertig werden. Immerhin plant Airbus wegen des Mangels an Ingenieuren und der langfristigen Marktchancen trotz der Krise keine Entlassungen. "Wir müssen in der Lage sein, die Fertigung bei Bedarf zu erhöhen", sagte Gallois. "Deshalb müssen wir vorsichtig mit unserer Manpower und unseren Kompetenzen umgehen."

Airbus hat bislang in diesem Jahr lediglich elf Neubestellungen in den Büchern. Beim Rivalen Boeing, der 10.000 Stellen streichen will, gingen unter dem Strich nur sieben Flugzeugbestellungen ein. Im Jahr 2008 hatte das US-Unternehmen noch 662 Bestellungen eingefahren, Airbus 777. Airbus-Chef Tom Enders sagte nun, Ziel dieses Jahr seien 300 Bestellungen, aber es könnte auch "eine deutlich niedrigere Zahl sein". Der Branchenverband IATA rechnet damit, dass die Fluggesellschaften 2009 weltweit Verluste von insgesamt neun Milliarden Dollar einfliegen und rund 80 Milliarden Dollar weniger Umsatz erzielen werden.

Boeing ist optimistischer

Ein Airbus A 380 beim Abflug (Foto: dpa)
Vor zwei Jahren der Star in Le Bourget: Der Airbus A 380Bild: picture-alliance/ dpa

Während Airbus die kommenden beiden Jahre als besonders kritisch einstuft, gibt sich der US-Konkurrent Boeing etwas optimistischer. Der amerikanische Flugzeugbauer erwartet den Beginn einer Erholung des weltweiten Luftfahrtmarktes schon zur Mitte des nächsten Jahres. "Wir könnten beim weltweitem Verkehr die Talsohle erreicht haben", sagte der Chef der Boeing Verkehrsflugzeuge, Scott Carson, in Paris. Eine Tendenz zur Normalisierung an den Finanzmärkten könne sich "wahrscheinlich in der zweiten Hälfte" 2010 durchsetzen. Unklar sei, wie steil der Aufschwung sein werde. Langfristig ist die Nachfrage robust. "Und wenn die Wirtschaft sich erholt, werden sich auch der Passagier- und Frachtverkehr erholen", meint Carson. In den nächsten 20 Jahren würden 29.000 Flugzeuge für rund 3,2 Billionen Dollar benötigt.

Zu Beginn der Luftfahrtmesse in Le Bourget konnte Airbus immerhin den ersten erfolgreichen Abschluss melden: Qatar Airways hat 24 Airbus-Maschinen der A320-Familie bestellt. Der in Le Bourget unterschriebene Vertrag umfasse auch vier Flugzeuge des Typs A321, deren Order bereits im vergangenen Jahr bekanntgegeben wurde, teilten Qatar und Airbus am Montag mit. Nach Listenpreis haben die 20 neu bestellten Flugzeuge einen Wert von rund zwei Milliarden Dollar. (we/hb/dpa/ap/rtr)

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