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Keine rosa Soße

Rolf Wenkel1. Februar 2002

Die Lage auf den deutschen Telekommunikationsmärkten ist besser als die Stimmung, stellt die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post in ihrem Jahresbericht fest.

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Abgeflachte Wachstumsdynamik im TK-Markt, aber immer noch positive VorzeichenBild: AP

Die Lage auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt ist besser als die - auch durch die Medien verbreitete - Stimmung. Trotz der Konsolidierung der Unternehmen war im vergangenen Jahr noch ein leichtes Wachstum bei den Arbeitsplätzen auf 241.800 Beschäftigte zu verzeichnen, und mit einem Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 124
Milliarden Mark ist die Dynamik auf dem TK-Markt ungebrochen. Diese Bilanz zieht der Präsident der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Mathias Kurth, für das vergangene Jahr.

Obwohl auch er zugibt, dass die Goldgräberstimmung der vorangegangenen Jahre vorbei ist. Aber: "Man muss das ja mal im Zusammenhang sehen mit anderen Branchen in diesem Land, und mit der allgemeinen Wachstumsrate
in der Bundesrepublik. Denken Sie nur daran, dass wir seit dem 11. September in manchen Märkten Einbrüche um bis zu 30 Prozent erlebt haben. Da hat sich der TK-Markt eher sehr stabil, wenn nicht gar ausgleichend im Hinblick auf die konjunkturellen Einbrüche verhalten," sagt Kurth.

Dennoch kann auch er nicht verhehlen, dass viele
Unternehmen ihre eigenen Wachstumsprognosen von teilweise über 50 Prozent weit verfehlt haben, dass es inzwischen Überkapazitäten und Preiskämpfe gibt, dass sich Kapitalmärkte und Investoren mittlerweile sehr zurückhalten gegenüber TK-Unternehmen uind ihren Plänen - einfach
weil die Nachfrage maßlos überschätzt wurde.

"Natürlich sind diese Probleme weder regulatorisch verursacht," schränkt Kurth ein, "noch sind sie regulatorisch in den Griff zu bekommen, weder hier noch in den Vereinigten Staaten. Im Gegenteil, ich persönlich glaube, dass das liberale deutsche Wettbewerbs-Szenario und auch das liberale Wettbewerbsrecht und die konsequente
Marktöffnung der vergangenen Jahre, aber auch die Größe des Marktes in Deutschland und das Potenzial für Wachstum hier in Deutschland, uns am ehesten die Chance geben, dass die Konsolidierungen auf Unternehmensebene jedenfalls nicht die Innovationsdynamik bremsen und auch nicht die Angebotsvielfalt für die Endkunden gefährden."

Und diese Vielfalt kann sich sehen lassen. Fast 2000 Anbieter sind bei der Regulierungsbehörde registriert, die freilich nicht alle - so wie die Deutsche Telekom - das volle Sortiment der Telekommunikations-Dienstleistungen anbieten. Mit 56,3 Millionen übersteigt die Zahl der Mobilfunkanschlüsse inzwischen die Zahl der festen Telefonanschlüsse, die es auf 52,3 Millionen Einheiten bringen.Telefonieren ist seit der Liberalisierung der Märkte am 1. Januar 1998 um bis zu 90 Prozent billiger geworden. Rund 37 Prozent der Umsätze
werden inzwischen mit Mobiltelefondiensten erzielt und nur noch 33 Prozent mit der klassischen Festnetztelefonie - was auch daran liegt, dass die steigende Zahl der schnellen DSL-Internetanschlüsse nicht mehr zum Festnetz gerechnet wird.

Mathias Kurth erklärt, er wolle weder schwarz malen noch über alles "rosa Soße geießen". So wird ihm immer noch vorgehalten, dass die Telekom im Ortsnetz nach wie vor ein Quasi-Monopol von 97 Prozent hält und sich die anderen Anbieter um die restlichen drei Prozent balgen müssen. Das sei nur die halbe Wahrheit, sagt Kurth, regional gebe es
durchaus Unterschiede, und bei den so genannten
"Primärmultiplexanschlüssen" für Geschäftskunden, mit denen richtig Geld verdient werde, läge der Anteil der Telekom-Konkurrenten schon bei 12,5 Prozent, mit steigender Tendenz. Genausowenig sei der Regulierungsbehörde vorzuwerfen, dass die Erwartungen an die neue
Mobilfunkgeneration UMTS überzogen waren. UMTS werde kommen, sagt Kurth, wenn auch etwas später - aber dann mit Macht.