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Keine russischen Waffen für Ägypten

Khalid El Kaoutit, Kairo9. Februar 2015

Wladimir Putin ist der erste ranghohe Besucher in Ägypten seit Präsident Al-Sisi sein Amt angetreten hat. Ägypten erhofft sich von seinem Freund Russland finanzielle und militärische Unterstützung.

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Putin und Al-Sisi in Sotschi 12.08.2014
Bild: Reuters

Große Banner schmücken die Kasr-el-Nil-Brücke im Zentrum von Kairo. Darauf ist ein lächelnder Putin zu sehen. "Herzlich Willkommen in Ägypten, Herr Präsident", steht dort auf Arabisch, Englisch und natürlich auf Russisch geschrieben. Ägyptische und russische Flaggen flattern im Kairoer Frühlingswind. Einen Tag vor dem Besuch des russischen Präsidenten seien alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, lässt das Innenministerium verkünden. Denn so hohen Staatsbesuch hatte Präsident Abdel Fattah al-Sisi in seiner siebenmonatigen Amtszeit noch nie - abgesehen von einem kurzen Besuch des verstorbenen saudischen Königs Abdullah Ende August 2014.

"Annäherung an Russland als Druckmittel gegen den Westen"

Seit Tagen spekulieren die ägyptischen Medien darüber, was man von Putins Besuch erwartet: Große Waffendeals sollen abgeschlossen werden, Russland werde Ägypten aus seiner Wirtschaftskrise verhelfen und die beiden Länder sollen eine Allianz gegen den Westen bilden, so die Kommentatoren. Doch diese Spekulationen dürften sich nicht bewahrheiten, meint Amr Adly vom Carnegie Middle East Center in Kairo. "Schon als Al-Sisi Putin vergangenen August einen Besuch in Russland abstattete, haben dieselben Kommentatoren über dieselben Waffendeals gemutmaßt", sagt Amr Adly im Gepräch mit der Deutschen Welle. "Gekommen ist es dazu nicht. Auch die Allianz gegen den Westen ist bislang ausgeblieben."

Amr Adly Kairo Mittlerer Osten
Amr Adly, Berater beim Carnegie Middle East Center in KairoBild: DW/Khalid El Kaoutit

Als Al-Sisi an die Macht kam, habe die ägyptische Führung unter massiver Kritik aus dem Westen gestanden, sagt Amr Adly. "Die westlichen Staaten, allen voran die USA, haben ihre finanzielle und militärische Unterstützung auf Eis gelegt, als das ägyptische Militär unter Führung von Abdel Fattah al-Sisi den gewählten Präsidenten Mohamed Mursi absetzte und das Protestlager der Muslimbrüder im August 2013 mit Gewalt räumen ließ." Die ägyptischen Machthaber haben dann versucht, "die Kluft zwischen Russland und dem Westen aufgrund der Krisen in der Ukraine und Syrien auszunutzen, um dies als Druckmittel gegenüber dem Westen, vor allem den USA, zu verwenden". Zudem habe Al-Sisi in dieser Zeit eine internationale Legitimation für sein Regime gebraucht, so Amr Adly weiter. "Es sah so aus, als bliebe nur Russland übrig."

Besuch unter anderen Voraussetzungen

Doch nun stünde der Besuch Putins unter anderen Voraussetzungen, so die Einschätzung Amr Adlys. Die Menschenrechtsfragen, die dem ägyptischen Regime Kritik eingebracht hätten, seinen nun in den Hintergrund gerückt. "Und spätestens seit die Terror-Bedrohung durch den IS sichtbar ist und den Sinai erreicht hat, rücken Ägypten und die westlichen Staaten wieder näher zusammen."

Außerdem sei Ägypten zu stark an den Westen gebunden, um die Beziehungen zugunsten einer Allianz mit Russland aufzugeben. Präsident Al-Sisi selbst hat in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" für mehr Verständnis für seine Politik geworben. Für ihn seien westliche Investoren umso wichtiger für das Land, um die akut kriselnde Wirtschaft zu retten. Mitte März will die ägyptische Regierung einen Wirtschaftsgipfel ausrichten, um mehr für ausländische Investitionen, vor allem aus dem Westen, zu werben.

Doch Ägypten brauche auch Russland, meint Mohsen Adel, Vizepräsident der ägyptischen Vereinigung für Finanz- und Investitionsstudien. Wegen seiner sozialistischen Vergangenheit sei das Land am Nil auf russische Lieferungen angewiesen. "Viele strategische Industrie- und Energieerzeugungsanlagen werden ausschließlich mit russischer Technologie betrieben", so der Wirtschaftsexperte. "Diese Technologien müssen gewartet und in Einzelfällen ersetzt werden."

Mohsen Adel Ägypten Wirtschaftsexperte
Mohsen Adel, ägyptischer WirtschaftsexperteBild: DW/Khalid El Kaoutit

Keine Informationen über Waffendeals

Darüber hinaus ist Ägypten einer der größten Getreideimporteure der Welt - und Russland liefert den größten Teil in das Land am Nil. "Deshalb ist es im Interesse unseres Landes, gute Beziehungen zu Russland zu haben, um die Versorgung zu sichern", sagt Mohsen Adel. Gerade dieses Anliegen ist für die ägyptische Führung zur Zeit von großer Bedeutung, um weitere innere Unruhen zu vermeiden.

Dass nun Putin, der in letzter Zeit nur wenige Länder bereist, ausgerechnet Präsident al-Sisi einen Besuch abstattet, kommt aus der Sicht Amr Adlys keinem Bruch mit dem Westen gleich. "Der Westen verliert immer mehr an Einfluss im Nahen Osten. Das führt dazu, dass mehr Raum entsteht für andere internationale Akteure wie Russland zum Beispiel", so der Carnegie-Experte. Russland kämpfe gerade zu sehr mit seinen eigenen wirtschaftlichen Problemen, als dass es Ägypten aus der Krise helfen könnte. Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern "kann bestimmt nicht schaden". Zu dramatischen Veränderungen in den internationalen Beziehungen dürfte es aber nicht kommen, meint Amr Adly. Und auch die Waffendeals dürften ausbleiben. "Ich sehe da keine Anhaltspunkte und auch Informationen darüber gibt es keine."