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Keine Spur von Reue bei Syriens Staatschef

7. Dezember 2011

Die Vereinten Nationen gehen von mehr als 4000 Menschen aus, die bei den Unruhen in Syrien getötet wurden. Präsident Assad sagt dazu in einem Interview im US-Fernsehen: "Es gab keinen Befehl zu töten".

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Assad (Foto: dpa)
Assad stellte sich den Fragen des US-Fernsehsenders ABCBild: picture-alliance/dpa

"Ich tat mein Bestes, um das Volk zu schützen (…) Ich kann mich nicht schuldig fühlen". Dies ist nur eine der verstörenden Aussagen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad in einem Interview, das der amerikanische Fernsehsender ABC am Mittwoch (07.12.2011) ausstrahlte. Darin bestreitet der Präsident jede Verantwortung für die Tausenden Toten bei den Unruhen in seinem Land.

"Wir töten nicht unsere Bevölkerung", so Assad weiter, "keine Regierung der Welt tötet die eigenen Leute, solange sie nicht von einem Verrückten geführt wird." Es habe lediglich "einige Fehler" von Beamten gegeben, räumte Assad in dem Interview ein. "Jede brutale Reaktion war die eines Einzelnen, nicht die einer Institution."

Assad macht Täter zu Opfern

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden in Syrien seit Beginn der Demonstrationen im März mehr als 4000 Menschen getötet, syrische Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass es mehr als 3400 Zivilisten waren und 1277 Angehörige der Sicherheitskräfte und Milizen.

Diese Aufschlüsselung bezweifelt Assad: "Wer sagt, dass die Vereinten Nationen eine glaubwürdige Institution sind?" Seiner Meinung nach sind die meisten der getöteten Menschen Anhänger der Regierung "und nicht anders herum".

Beerdigung eines Soldaten in Homs (Foto: dapd)
Assad sprach von 1100 getöteten Soldaten und PolizistenBild: dapd


Als die Journalistin Barbara Walters den Präsidenten gezielt auf die Folterung und Ermordung eines 13-jährigen Jungen ansprach, wies Assad den Fall entschieden zurück. "Um ehrlich zu sein, Barbara, ich glaube Ihnen nicht", entgegnete er.

Rücktritt nicht ausgeschlossen

Assad hält sich trotz der monatelangen Proteste in seinem Land nach wie vor für legitimiert. Auf die Frage nach dem Fortschritt der von der Opposition geforderten Reformen sagte er: "Wir haben nie behauptet, ein demokratisches Land zu sein." Sollte er jedoch spüren, dass die Unterstützung des Volkes zurückgehe, würde er zurücktreten.

Auch die jüngste Verschärfung der Wirtschaftssanktionen gegen sein Land beeindrucken Assad nicht. "Wir sind seit 30, 35 Jahren unter Sanktionen. Das ist nichts Neues." Syrien sei in Wirklichkeit nicht isoliert, es gebe Handel und Verkehr.

Was kommt nach Assad?

Hillary Clinton (Foto: AP)
Hillary Clinton will die Rechte von Minderheiten und Frauen in einer Post-Assad-Ära schützenBild: dapd

US-Außenministerin Hillary Clinton traf sich am Dienstagabend in Genf mit Vertretern der syrischen Opposition, um über die Zeit nach dem angestrebten Sturz Assads zu sprechen. "Der Demokratisierungsprozess erfordert mehr als nur den Sturz des Assad-Regimes", sagte Clinton. Es gehe darum, Syrien auf den Weg zu einem Rechtsstaat zu bringen.

Unterdessen reißt die Gewalt im Land nicht ab. Die syrische Revolutionsbewegung meldete, am Mittwoch seien weitere acht Menschen getötet worden. Darunter sollen vier Männer aus der Stadt Homs gewesen sein, die zu Tode gefoltert wurden, sowie ein Deserteur.

Autorin: Sabine Faber (dpa,afp,dapd,rtre)

Redaktion: Rolf Breuch