Keine Zugeständnisse
22. Februar 2002Im September 2001 hatte sich der US-Konzern mit der deutschen Telekom auf die Übernahme von sechs der neun regionalen Kabelnetze geeinigt – zu einem Preis von 5,5 Milliarden Euro.
Das Bundeskartellamt fürchtet eine marktbeherrschende Stellung auf dem Kabelmarkt. Es forderte Liberty auf, diese durch mehr Wettbewerb in der Telekommunikation oder beim schnellen Internetzugang auszugleichen. Zuletzt hatte das Bundeskartellamt dem Unternehmen Ende Januar 2002 signalisiert, dass es den Deal ohne wesentliche Zugeständnisse Libertys nicht genehmigen wird. Die endgültige Entscheidung trifft die Behörde am 28. Februar.
Liberty Media will jedoch den Einstieg ins deutsche TV-Kabelnetz nicht um jeden Preis erzwingen. Sollte das Bundeskartellamt den Kauf der sechs Kabelnetze nicht genehmigen, werde voraussichtlich keine Ministererlaubnis beantragt - so Unternehmensvertreter.
Problem für die Deutsche Telekom
Mit einem Scheitern des Verkaufs dürfte vor allem die Deutsche Telekom ein Problem bekommen: Sie hat den vereinbarten Kaufpreis von 5,5 Milliarden Euro für die Mehrzahl der Kabelnetze schon fest zum Schuldenabbau eingeplant. Für diesen Preis wird Telekom-Chef Ron Sommer nach Einschätzung von Branchenkennern auf die Schnelle keinen anderen Käufer finden.
Landesmedienanstalten bedauern faktischen Ausstieg von Liberty
Die deutschen Landesmedienanstalten haben nach dem möglichen Ausstieg des US-Medienkonzerns Liberty aus dem TV-Kabelgeschäft einen Aktionsplan zur schnellen Trennung des Kabelnetzes von der Deutschen Telekom vorgeschlagen.
Die 15 Landesmedienanstalten in Deutschland kontrollieren den privaten Rundfunk in Deutschland. Diese Aufsichtsbehörden sind staatsunabhängige Einrichtungen des öffentlichen Rechts und verwalten sich selbst. Eine Entwicklung des Kabels gebe es nur in Konkurrenz zur Telekom, sagte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Norbert Schneider. Es müsse der Schritt eines Aktiensplits geprüft werden. Ziel sei eine von der Telekom unabhängige Gesellschaft, die dann für weitere Investoren offen stehen könnte. Das deutsche Kabel müsse für ausländische Investoren offen bleiben.
Der absehbare Ausstieg von Liberty verschlechtere die Position der beiden anderen Netzbetreiber in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Ohne den Ausbau des Kabels auch in den anderen Regionen Deutschlands werde es jetzt noch schwerer, den notwendigen Markt für ein zusätzliches attraktives Fernsehangebot zu erreichen. (im)