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Mit Wasserdampf in die Zukunft

9. Oktober 2017

Auch mit deutscher Hilfe macht sich Kenia auf ins das nachhaltige Zeitalter: In Olkaria nördlich von Nairobi wird Strom aus Erdwärme gewonnen. Die Bedingungen sind optimal. Aus Kenia Jens Thurau.

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Kenia Geothermiekraftwerk bei Eukaria
Bild: DW/J. Thurau

Schwefelgeruch  liegt in der Luft. Dass das Badewasser warm genug ist, kann man geradezu spüren.  Heißer Dampf steigt dahinter aus der Erde. Island? Nein: Die große Poollandschaft liegt malerisch mitten im Nationalpark „Hell’s Gate“, zwei Autostunden nordwestlich von Kenias Hauptstadt Nairobi. Das Schwimmbecken steht den Bürgern der Region frei zur Verfügung, ein kleines Geschenk der halbstaatlichen kenianischen Energiegesellschaft „KenGen“. Sie will damit auch ein bisschen demonstrieren, was die Geothermie so alles leisten kann. In erster Linie natürlich Energie herstellen. Aber eben auch eine schöne Poollandschaft mit warmem Wasser beliefern. Frei Haus sozusagen.

Kenia 1  Pool nahe Nairobi
Mit Geothermie beheizter Pool in der Nähe der kenianischen Hauptstadt NairobiBild: DW/Jens Thurau

Riesiges Potenzial

Hier im Nationalpark, wo ab und an am Straßenrand eine Giraffe steht oder Zebras friedlich grasen, gibt es bereits vier geothermische Kraftwerke, ein fünftes ist im Bau. Zusammen produzieren sie mehr als 600 Megawatt Strom. "Aber das Potenzial liegt bei 10.000 Megawatt. Wir können den Strom hier billig herstellen - und umweltfreundlich ist das auch", sagt Reuben Langat, Ingenieur im Kraftwerk.  

Dampf aus der Tiefe

Und so funktioniert die Geothermie: 2000 bis 4000 Meter bohren die Ingenieure in die Tiefe, heißer Dampf steigt auf und treibt Turbinen an. Umweltfreundlich ist das, vor allem völlig frei von Treibhausgasen. Rund 30 Prozent des Stroms in Kenia wird so gewonnen. Hunderte solcher Bohrlöcher gibt es rund um Olkaria, vor allem die Kosten der Bohrungen und der Forschung, wo welche Erdwärme in der Tiefe vorhanden ist, sind hoch. Deshalb sind viele Investoren aus aller Welt in Olkaria dabei, unter anderem aus Japan und China. Mit rund 82 Millionen Euro unterstützt auch Deutschland in Kenia die Energie aus tiefen Erdschichten. Insgesamt sind im friedlichen Nationalpark schon über eine Milliarde Euro verbaut worden. "Hier am afrikanischen Grabenbruch sind die Bedingungen für die Geothermie optimal", sagt Langat. "Die Gegend ist immer noch vulkanisch aktiv, die Erdwärme gibt es schon kurz unter der Oberfläche, nicht wie andernorts erst ab 10.000  Metern."

Kenia  Ingenieur Reuben
Ingenieur Reuben Langat erwartet viel von GeothermieBild: DW/J. Thurau

Ehrgeizige Klimaziele

Überhaupt gilt Kenia in Afrika als Vorzeigeland in Sachen Klimaschutz und will bis 2035 seine Treibhausgase um 30 Prozent verringern. Die entstehen vor allem durch die Diesel-Generatoren, die ab und an noch zur Stromgewinnung eingesetzt werden. Wenn etwa die Wasserkraft, der größte Energielieferant des Landes, in Dürrezeiten Engpässe hat. Geothermie wäre ein Mittel, die Diesel-Energie zurückzudrängen.

Vielleicht verzichtet die Regierung sogar auf ihren Plan, im Norden des Landes, an der Grenze zu Somalia, ein großes Kohlekraftwerk zu bauen. Der Energiehunger Kenias ist gewaltig, die Wirtschaft wächst. Aber die Ingenieure in Olkaria sind sich sicher: Zwar würde die Kohle kurzfristig für mehr Strom sorgen, langfristig aber eher schädlich sein. Denn Kenia braucht die Kohle eigentlich nicht.

150 Familien umgesiedelt

Ganz ohne Reibungen geht der Bau immer neuer Geothermie- Anlagen natürlich auch nicht über die Bühne: Zuletzt mussten 150 Familien umgesiedelt werden, hauptsächlich vom Stamm der Massai, die schon ewig in der Region leben. Denn die Bohrlöcher sind durch lange Rohrleitungen miteinander verbunden und leiten so den Dampf zu den zentralen Turbinen. In zehn Kilometer Entfernung  wurde für die Massai eine neue Bleibe gefunden, die Kraftwerksbetreiber bemühen sich, den Familien auch jetzt noch zur Seite zu stehen und sie etwa bei der Schulbildung ihrer Kinder zu unterstützen.

Wind-und Sonnenstrom noch ausbaufähig

Aber alles in allem gibt es für die Geothermie in Kenia nur Beifall, auch aus Deutschland. Klaus Liebig ist für die staatliche deutsche Entwicklungsbank KfW in Nairobi: "Das ist eine rundum gute Sache. Und wir müssen die Menschen hier nicht von der Geothermie überzeugen, sie wissen, dass das gut ist." Liebig weiß aber auch: "Sonnen- und Windkraft haben hier auch ein großes Potenzial, das wird aber bei weitem nicht ausgereizt". Wohl  auch wegen der Konzentration auf die Geothermie, die ansonsten aber eine kenianische Erfolgsgeschichte ist.