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Afrika-Preis

21. Oktober 2011

In Berlin hat Bundespräsident Christian Wulff am Freitag (21.10.) den Deutschen Afrika-Preis 2011 verliehen. Er geht an den kenianischen Abgeordneten Abdikadir Hussein Mohamed.

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Abdikadir Mohamed (Foto: DW)
Abdikadir MohamedBild: DW

Er gilt als treibende Kraft hinter der Verfassungsreform in Kenia. Der Harvard-Jurist und Parlamentarier hat nach den Unruhen im Jahr 2007 mit über 1000 Toten und Hunderttausenden Vertriebenen den Entwurf für die neue Verfassung gegen viele Widerstände auf den Weg gebracht. Sie ist bei den Kenianern mit großen Hoffnungen auf einen demokratischen Wandel und auf mehr Sicherheit verbunden.

Kampf für Wandel

"Unsere Verfassung stammte noch aus der Kolonialzeit, der Präsident hatte fast unbeschränkte Befugnisse, das musste sich ändern", sagt Abdikadir Hussein Mohamed. Dass er für sein Engagement mit dem Afrika-Preis der Deutschen Afrika Stiftung ausgezeichnet wird, bestätigt ihn in seinem Kampf für politischen Wandel in seiner Heimat Kenia. Mit dem Preis werden jedes Jahr Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für die Förderung von Demokratie oder sozialer Marktwirtschaft in Afrika einsetzen.

Abdikadir Mohamed wurde in einer Region geboren, die politisch und wirtschaftlich stark vernachlässigt ist - im Grenzgebiet zwischen Kenia, Äthiopien und Somalia. Seine Anhänger beschreiben ihn als ehrgeizig und zielstrebig - mit diesen Eigenschaften habe er den Absprung aus der ärmlichen Region geschafft. Er studierte Jura - zunächst in Nairobi und später in Harvard und ist heute als Vorsitzender der kleinen Safina-Partei aktiver Abgeordneter im Parlament.

Der "Obama Kenias"

Unruhen in Kenia 2007/2008 (Foto: dpa)
Nach der Wahl 2007: blutige Unruhen erschüttern das LandBild: Picture-Alliance /dpa

Seine Botschaft lautet: "Dieses Land hat so viele junge Menschen, die begierig sind, die Zukunft Kenias mitzugestalten. Es ist Zeit für 'Change', für einen Wandel: Die jetzige Politikergeneration stammt noch aus Zeiten, als Kenia für seine Unabhängigkeit kämpfte. Wir benötigen jetzt die Generation, die nach der Unabhängigkeit geboren wurde."

Sein Motto "Change" brachte ihm auch den Spitznamen "Obama Kenias" ein, weil der Vater des US-Präsidenten auch aus Kenia stammt. Die kenianischen Medien und Blogger zitieren weitere Ähnlichkeiten: Er gilt als smart und wurde nicht mit dem "silbernen Löffel im Mund" geboren. Wie der US-Präsident heißt auch er mit zweitem Vornamen Hussein. Er ist Abgeordneter und studierte ebenfalls in Havard.

Abdikadir Mohammed steht nicht nur für Generationenwechsel, sondern vor allem für eine Neuausrichtung in der Politik. Er hat maßgeblich dafür gesorgt, dass in der neuen Verfassung Kenias die Grundrechte des Einzelnen gestärkt werden, föderale Strukturen greifen und Machtstrukturen wie präsidiale Befugnisse beschränkt werden. Denn genau diese Strukturen waren nach den vergangenen Wahlen verantwortlich für die Gewaltexzesse, die fast die gesamte ostafrikanische Region in eine Krise stürzte.

Vertreter eines modernen Afrikas

Der 40-jährige Jurist steht für eine Generation junger, moderner und selbstbewusster Afrikaner, die das Schicksal ihres Kontinents erfolgreich in die eigene Hand nehmen wollen. "Abdikadir Mohamed hat bewiesen, dass ein junger Geist meilenweit gehen kann, um anderen zu helfen ihre Träume zu verwirklichen. Ich möchte unbedingt sehen, was er noch kann. Ich glaube, er ist noch zu viel mehr fähig", schwärmt Maggie Mungai, eine kenianische Verwaltungsangestellte.

Jugendliche in Kenia (Foto: DW)
Die junge Generation Kenias hofft auf eine bessere ZukunftBild: DW

In den sozialen Netzwerken und in kenianischen Blogs wird der Wunsch deutlich, dass er im nächsten Jahr bei den Wahlen in Kenia kandidieren sollte. Dass erstmals ein Politiker, der nicht zu einer der großen Ethnien Kenias gehört, der jung ist und einer kleinen Partei angehört, in Nairobi mitregiert. Das wäre dann ein wirklicher Wandel.

Die neue Verfassung könnte helfen, die tiefe Kluft, die in dem Vielvölkerstaat zwischen den Ethnien nach der Krise 2007 aufgebrochen war, zu schließen. Aber die Verfassung muss vom Volk gelebt werden, institutionelle Reformen dann auch wirklich durchgesetzt, die Korruption bekämpft und für mehr soziale Gerechtigkeit gesorgt werden. Dies sind unabdingbare Faktoren für ein stabiles Kenia. Und damit auch für die Stabilität der gesamten ostafrikanischen Region.

Abdikadir Hussein Mohammed ist ein Symbol der Einheit, eine politische Ikone für junge Kenianer über ethnische Grenzen hinweg und ein Repräsentant einer neuen, glaubwürdigeren Politikergeneration in dem ostafrikanischen Land.

Autorin: Andrea Schmidt
Redaktion: Katrin Ogunsade