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Leere Strände und Häfen

Maja Dreyer28. Januar 2008

Dreifaches Leid in Kenia: Der Streit um die Präsidentschaftswahl hat das Land nicht nur in eine politische und humanitäre Krise gestürzt. Auch die eigentlich prosperierende Wirtschaft ist schwer angeschlagen.

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Feuer in Kenia, Quelle: AP
Die Krise nach den Wahlen hat das Land nicht nur politisch in Brand gesetztBild: AP

Vor rund vier Wochen hat Kenia einen neuen Präsidenten gewählt. Die Folge waren gewaltsame Unruhen, weil der unterlegene Raila Odinga den alten und neuen Präsidenten Mwai Kibaki beschuldigte, die Wahl manipuliert zu haben. Inzwischen haben sich beide getroffen und sich bereit erklärt, dass sie eine gemeinsame Lösung finden wollen. Und die ist auch dringend nötig.

Denn Kenias Bruttosozialprodukt ist zwar im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten überdurchschnittlich gewachsen, durch die Konflikte nimmt die Wirtschaft aber seit Wochen großen Schaden. Zu spüren ist das etwa im Hafen von Mombasa am indischen Ozean, einem der wichtigsten Umschlagsplätze für Waren in Ostafrika. Hier geht nichts mehr. "Wir haben 5000 Container mehr als wir Kapazitäten haben. Die Schiffe können nicht beladen werden, weil der ganze Container-Terminal mit Fahrzeugen voll gestellt ist", berichtet Hafenmeister Agala Murua. "Die Eigentümer haben einfach Angst, dass die vielleicht abgebrannt oder zerstört werden könnten."

Präsident Mwai Kibaki (Mitte) und Oppostionschef Raila Odinga, Quelle: AP
Vorläufiger Friedensschluss zwischen Präsident Mwai Kibaki (Mitte) und Oppostionschef Raila Odinga (re.)Bild: AP

Der Hafen gilt zudem nicht mehr als sicherer Hort für importierte Waren. Auch Alfaho Niveha von der Emirates Shipping Line berichtet von der Angst seiner Kunden: "Viele Importeure konnten ihre Container nicht ausladen seit die Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden, weil die Angst haben, dass sie auf der Straße geplündert werden." Viele Schiffe steuern deshalb direkt den Hafen von Dar es Salaam in Tansania an und bescheren Mombasa damit große Umsatzverluste. Dabei hat nicht nur Kenia unter dem blockierten Hafen zu leiden. Uganda etwa beklagt seit Wochen fehlende Lieferungen von Öl und Benzin.

Ungewöhnlich ruhige Strände

Ungewöhnlich ruhig ist es auch an den Stränden Kenias. Normalerweise wäre jetzt Hauptsaison, doch wegen der Unruhen haben viele ihren Urlaub abgesagt. "Der Tourismussektor ist stark betroffen. Es wurden sonst auch Gebühren an die Stadt gezahlt, die uns jetzt fehlen", sagt Wisdom Mwamburi von der Stadtverwaltung in Mombasa. Zudem seien Mitarbeiter der Hotels wegen der ausbleibenden Touristen vorübergehend entlassen worden, weshalb sie keine Kaufkraft mehr besäßen. "Also ist auch der Handel in Mombasa betroffen", sagt Mwamburi.

MombasaSerenaBeach.Kenia.jpg
Leere Idylle: Kenias Touristenressorts bleiben in diesen Tagen oft verwaist (Archiv)

Dabei bestehe kein Grund, nicht nach Kenia zu reisen, beschwichtigt der Tourismusverband des Landes. Die Auseinandersetzungen beschränkten sich auf einige Slums in Nairobi und Städte in Westen des Landes. An der Küste und in den Wildparks sei die Lage normal. Auf umgerechnet über 200 Millionen Euro beziffert der Verband den Schaden, der seit Anfang Januar entstanden ist. Trotzdem ist man zuversichtlich, dass die Touristen zurückkehren werden, wenn sich die Politiker geeinigt haben.

Hauptwunsch: Business as usual

Business as usual - das ist der größte Wunsch der Kenianer. Der deutsche Berater Frank Kretzschmar will genau das tun, wenn er nächste Woche wieder zu einem Training für Mitarbeiter eine Versicherungsgesellschaft nach Nairobi reist. Kenia ist im Aufschwung, sagt Kretzmar, und den wollen die Kenianer weitertreiben. Seinem Eindruck nach ist "die Erwartungshaltung die, dass sich die Institutionen und Menschen im Land weiter entwickeln können, und dass es relativ sekundär ist, wer es dann führt."

Kretzschmar richtet einen Appell an ausländische Investoren, sich nicht von ihren Geschäften in Kenia zurückzuziehen: "Wir müssen uns vor Augen halten, durch welche Krisen Europa gegangen ist", sagt der der Deutsche. "Wir haben ethnische Konflikte in ganz Europa, ob das in Belgien, Irland oder Spanien ist. Kenia ist eine so junge Demokratie, der eine Chance gegeben werden muss."

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